Drei Frauen, drei Religion und drei Kopfbedeckungen.
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Drei Frauen, drei Religion und drei Kopfbedeckungen.

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Schleier, Hijab und Perücke: Verhüllte Frauen in den Religionen

Kopfbedeckungen in Religionen werden oft heiß diskutiert. Dabei haben sie im Judentum, Islam und Christentum eine lange Tradition. Drei Frauen erzählen, was ihre Kopfbedeckung in ihrer Religion und für sie ganz persönlich bedeutet.

Über dieses Thema berichtet: STATIONEN am .

Miriam Vynograd, Asude Kölün und Schwester Katharina Rohrmann gehören drei verschiedenen Religionen an, doch eines haben sie gemeinsam: Sie sind gläubig, tragen eine Kopfbedeckung und drücken damit ihre Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft aus.

Judentum: Perücke als Zeichen der Sittsamkeit

Miriam Vynograd lebt in München und ist chassidische Jüdin. Die Chassidim sind eine ultraorthodoxe jüdische Strömung, und wie es für orthodoxe Jüdinnen Sitte ist, trägt Miriam seit ihrer Hochzeit einen sogenannten Scheitel, eine Perücke, die meist aus Kunsthaar hergestellt ist. In der Tora wird das Tragen einer Kopfbedeckung für Frauen vorgeschrieben. Miriam folgt dem Gebot aus eigenem Antrieb: "Die Perücke anzulegen war mein Wunsch. Mein Mann war anfangs dagegen, aber er hat verstanden, dass ich mich damit wohler fühle."

Traditionell tragen religiöse Jüdinnen ein Kopftuch, einen Hut oder einen Scheitel. Es ist ein Zeichen der Sittsamkeit oder auch der Bescheidenheit, dass der Anblick des Haares nur dem Ehepartner vorbehalten ist. Mit der Kopfbedeckung werden Öffentlichkeit und Privatleben klar getrennt. Frauen zeigen durch das Tragen eines Scheitels nicht nur, dass sie verheiratet sind, sondern bewahren sich damit eine besondere Intimsphäre. Gläubige Jüdinnen sollen zumindest beim Gebet oder beim Besuch der Synagoge eine Kopfbedeckung tragen. Orthodoxe Jüdinnen wie Miriam verdecken nach der Hochzeit den ganzen Tag ihr Haar.

Islam: Hidschab als Teil der Identität

Die Münchner Studentin Asude Kölün ist gläubige Muslima und trägt einen Hidschab. Der Hidschab ist ein Kopftuch, das Haare, Hals und Ohren bedeckt. Das Kopftuchgebot für Frauen wird aus drei Stellen im Koran abgeleitet. Darin werden gläubige Frauen aufgefordert ihren Körper zu bedecken, besonders ihr Dekolleté, um ihre sexuellen Reize zu verhüllen. In keiner der drei Stellen wird das Kopftuch aber explizit erwähnt.

Unter islamischen Gelehrten gehen die Meinungen auseinander, ob diese Verse das Kopftuchgebot begründen. Im Islam wird das Kopftuch oft als Zeichen von Identität und Zugehörigkeit verstanden und weniger als Vorschrift aus dem Koran. Asude trägt den Hidschab aus Überzeugung: "Das Kopftuch zeigt, dass ich eine Muslima bin und einen anderen Lebensstil habe. Dass ich dem muslimischen Glauben angehöre, und gerade das ist für mich persönlich wichtig."

Christentum: Schleier als Arbeitskleidung

Schwester Katharina ist Missions-Benediktinerin in Tutzing. Sie und ihre Mitschwestern tragen einen Schleier. In Kirchen in Süd- und Osteuropa ist es heute noch Sitte, dass Frauen zum Gebet und im Gottesdienst ein Kopftuch tragen. Schaut man in die Bibel ins Neue Testament, steht dort geschrieben, dass Frauen, die beten oder prophetisch reden, ihr Haupt verhüllen sollen. Bis 1983 war das Tragen eines Kopftuchs zum Gottesdienst noch im katholischen Kirchenrecht festgeschrieben. Bei Papstaudienzen müssen Frauen nach wie vor ihr Haupt mit einer "Mantilla", einem Spitzenkopftuch, bedecken.

Am meisten verbreitet ist der Schleier aber in katholischen Klöstern. Dort hat er eine besondere Symbolik. Er zeigt, dass seine Trägerin ihr Leben allein Gott verschrieben hat. Wenn sich eine Frau entschließt, in einen Orden einzutreten, wird deshalb umgangssprachlich auch der Ausdruck "den Schleier nehmen" verwendet. Viele Nonnen tragen den Schleier nur noch in der Öffentlichkeit, in ihrer Freizeit nehmen sie ihn ab. Manche katholische Klöster verzichten sogar ganz darauf. Schwester Katharina trägt ihn als Teil ihrer Schwesterntracht. Wird sie in ihrer Funktion als Notfallseelsorgerin gerufen, legt sie ihn hab. "Wir kommen dort als Nothelfer und auch in einheitlicher Kleidung, weil wir oft nicht wissen, in welchen Kontext kommen wir. Da wäre ein Schleier vielleicht zu sehr ablenkend von der Situation."

Die drei Frauen tragen ihre Kopfbedeckungen freiwillig und aus religiöser Überzeugung. Sie ist Teil ihrer Identität und zeigt ihre religiöse und kulturelle Zugehörigkeit.

Rund ums Thema" Zeigen oder verstecken? Über Nacktheit und Verhüllung " geht es in der Sendung STATIONEN, am Mittwoch, 3. Mai 2023 um 19 Uhr im BR Fernsehen und in der ARD Mediathek.