Johnny Depp als Louis XV. in einer Szene des Films "Jeanne du Barry - Die Favoritin des Königs" (undatierte Filmszene). Der Film kommt am 24.08.2023 in die deutschen Kinos. (zu dpa «Die Rückkehr von Johnny Depp mit dem Historienfilm «Jeanne du Barry»») Foto: Stephanie Branchu/Wild Bunch Germany/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über den Film und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
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Kinostart - "Jeanne du Barry - Die Favoritin des Königs"

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Pretty Woman des 18. Jahrhunderts: "Jeanne du Barry" von Maïwenn

Bei den Filmfestspielen in Cannes sorgte der Eröffnungsfilm "Jeanne du Barry" für Entrüstung. Denn in dem Kostümfilm spielt Johnny Depp die männliche Hauptrolle. Der Film, der dem Hollywoodstar ein Comeback bereitete, kommt jetzt ins Kino.

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Karl Millöcker hat ihr 1879 eine Operette gewidmet, Cole Porter ein Musical, Ernst Lubitsch hat sie – verkörpert von Pola Negri – in einem Stummfilm verewigt: Über Jahrhunderte hinweg hat Jeanne du Barry Künstler zu immer neuen Werken inspiriert. Auch wenn die Mätresse des französischen Königs Louis XV nicht so bekannt ist wie ihre politisch engagierte Vorgängerin Madame de Pompadour: Überlieferungen zufolge soll das ehemalige Straßenmädchen überaus warmherzig gewesen sein und den König mit ihrer unbekümmerten Art erobert haben. Wenn man so will, war Jeanne du Barry also eine Art Pretty Woman des 18. Jahrhunderts. Und als eben solche inszeniert sie die französische Regisseurin Maïwenn in dem Kostümfilm, der im Mai die Filmfestspiele in Cannes eröffnet hat.

Pikanter Mix aus Melodrama und französischer Frivolität

Dass ein eher konventionell klingender Film wie "Jeanne du Barry" eine solch prestigeträchtige Premiere feiern konnte, hat mehrere Gründe. Zum einen hat sich Maïwenn in Cannes bereits vor Jahren als mutige Grenzgängerin bewiesen: Mit dem Drama "Poliezei" hat sie 2011 den Preis der Jury gewonnen und die Kritiker gespalten. Zum anderen wäre da das zeitgemäße Thema – eine selbstbewusste junge Frau kämpft sich unbeirrt nach oben, trotzt dem Patriarchat und gesellschaftlichen Konventionen – das gepaart wird mit einer für Cineasten eher pikanten Mischung aus Melodrama und französischer Frivolität.

Und dann wäre da natürlich noch Johnny Depp. Der Hollywoodstar, der durch die Vorwürfe häuslicher Gewalt und seinen öffentlich ausgetragenen Rosenkrieg ins Abseits geraten ist, spielt in "Jeanne du Barry" erstmals wieder eine größere Rolle – nämlich Louis XV höchstpersönlich. Fragen zu dieser kontrovers aufgenommenen Besetzung wurden in Cannes nur ausweichend beantwortet. Sie habe auch französische Darsteller gecastet, so Regisseurin Maïwenn, aber niemand sei besser gewesen als Depp. Na dann. Als US-Amerikaner in einer französischen Produktion kommt ihm zugute, dass seine Rolle nicht sehr dialoglastig ist. Seine Aufgaben bestehen weniger darin, wortmächtig die Staatsangelegenheiten zu lenken, als vielmehr mit müdem Blick im gepuderten Gesicht die zahlreichen höfischen Intrigen abzuwinken. Und insbesondere dafür zu sorgen, dass seine von Adel und Familie verachtete Mätresse in Versailles an seiner Seite ist. "Diese junge Frau ist meine Entourage. Ich möchte bei ihr sein, wenn die Sonne aufgeht und wenn die Sonne untergeht. Mehr nicht", stellt Louis XV klar.

Eine zum Scheitern verurteilte Liebesgeschichte

Maïwenn, die auch das Drehbuch geschrieben und die Hauptrolle übernommen hat, erklärte in Cannes, dass sie nicht die politischen Hintergründe und das nahende Ende der französischen Monarchie abbilden wollte, sondern eine zum Scheitern verurteilte Liebesgeschichte.

Das ist ihr gelungen, sogar in doppelter Hinsicht. Denn "Jeanne du Barry" ist nicht viel mehr als eine opulent inszenierte Seifenoper, in der vielsagendes Unschuldsweiß getragen wird, Missgünstige entweder entsetzt die Augen aufreißen oder tuschelnd zusammenkneifen, und ausgerechnet der König und seine Lieblingsgeliebte die einzig natürlich agierenden Personen am Hof sind. So hitzig die Besetzung von Johnny Depp auch diskutiert wurde – das einzig Skandalöse an diesem Film ist seine Eindimensionalität, die sich oft nah an der Karikatur bewegt.

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