Am Anfang ist Pinocchio nur ein grober Holzklotz. Doch Puppenspielerin Johanna Kunze versucht dem noch sehr rohen Holzjungen mit kümmerlichen Ärmchen und Beinchen trotzdem Leben einzuhauchen. Sie biegt die Holzscheid-Puppe nach allen Seiten, lässt ihn nach rechts und links schauen und auch mal hüpfen. Im Laufe der Oper wird Pinocchio aber immer lebendiger und menschlicher. In einem ersten Schritt wird aus dem Holzklotz eine richtige Holzpuppe mit beweglichen Armen und Beinen.
Ab jetzt ist es wichtig, dass die Puppe nie stillsteht, sagt Kunze, denn eine reglose Puppe wirkt sofort, als wäre sie tot. Deshalb lässt sie den Holzjungen zwischendurch sogar leicht atmen, in dem sie Kopf und Brustkorb leicht auseinanderzieht. "Schon bei sowas Kleinem hat man das Gefühl: Oh, da hat sich was bewegt. Dann funktioniert das.", sagt die Puppenspielerin.
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Vier Jahre Ausbildung zur Puppenspielerin
Johanna Kunze hat vier Jahre lang "Zeitgenössische Puppenspielkunst" an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin studiert. Dort lernte sie mit sogenannte Klappmaulpuppen zu spielen, wie man sie aus der Muppet-Show kennt. Marionetten und Holzgliederpuppen wie Pinocchio standen ebenfalls auf dem Lehrplan. Die Glieder-Puppe in der Familienoper muss von mehreren Personen gespielt werden. Eine bewegt Kopf und Brust, die andere Arme und Beine.
Sängerin hilft mit dazu
In der Inszenierung muss Sängerin Patrizia Häusermann helfen die Puppe zu bewegen. Es habe ihr Spaß gemacht, sagt die Mezzosopranistin, die in der Oper Pinocchios Rolle singt. Sie habe von Ihrer Kollegin viel gelernt, etwa, wie die Schwerkraft auf die Puppe wirken muss, oder wie sich der Brustkorb beim Aufstehen bewegen muss. "Zwischendurch wünsch ich mir fast, ich müsste nicht singen. Dann könnt ich noch besser Puppe spielen", sagt Häusermann. Es sei eine Herausforderung Stimme und Puppenkörper in Einklang zu bringen.
Puppen haben mehr Möglichkeiten
Trotzdem hat die Puppe auch in der Oper eine ganz besondere Wirkung, findet Kunze. "Es ist so ein Zauber da, weil sich alle darauf einstellen müssen, dass dieser tote Gegenstand jetzt lebt." Im Vergleich zu Schauspieler könnten Puppen auch einmal fliegen oder Gewalt auf der Bühne erleben, sagt die Puppenspielerin. Auch im aktuellen Stück gibt es bedrohlichen Momente, die man mit echtem Personal wohl anders inszeniert hätte: Einmal wird der Holz-Pinocchio von zwei Gaunern kopfüber an einem Seil aufgehängt.
Oper für die ganze Familie
Doch trotz dieser unheimlichen Passagen soll "Pinocchios Abenteuer" am Theater Regensburg eine Oper für die ganze Familie sein. Dabei helfen auch knallbunte Szenen und viel Humor, der in die Inszenierung, die am Samstagabend (5.11.) Premiere feiert, mit einfließt. In den nächsten Wochen sollen zudem Nachmittagsvorstellungen für Familien, Kinder und jugendliche im Publikum sorgen.
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