Bunt gekleidete Schauspieler mit Augenbinden sind auf er Bühnen.
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Mit dem Musical "Frankenstein" werden die diesjährigen Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel eröffnet. Außerdem gibt es einen Staatsempfang.

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Luisenburg-Saisonstart: "Wer weiß, welch ein Leben möglich wär?"

Kinderstück, Musical oder Wiederaufnahme: Das Programm bei den Luisenburg-Festspielen in Wunsiedel ist vielseitig. Am Freitag werden sie offiziell eröffnet – samt Festakt und Staatsempfang.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Die Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel sind ein Besuchermagnet. Am Freitagabend wird die mittlerweile 133. Freilufttheater-Saison mit der Premiere von "Frankenstein" offiziell eröffnet, inklusive Festakt und Staatsempfang. "Der Spielplan dieses Jahr ist besonders vielfältig", sagt die Künstlerische Leiterin Birgit Simmler im Interview mit BR24.

  • Zum Artikel: Luisenburg-Festspiele Wunsiedel: Wahrzeichen kehrt zurück

Das Motto seien dabei die "Anderswelten": "Es ist so, dass wir wirklich mit jedem Stück versuchen, eine ganz unterschiedliche Welt aufzumachen. Von der Märchenwelt in 'Die Schöne und das Biest' über die Welt der Wissenschaft, der Forschung, des Erweiterns der Grenzen in 'Frankenstein' bis zum Jenseits im 'Brandner Kaspar 2'."

"Frankenstein" als moderner Musical-Thriller

Das Premierenstück "Frankenstein" ist eine Uraufführung. Der weltberühmte Horror-Roman von Mary Shelley wurde von Autor Kevin Schroeder eigens für die Luisenburg in einer Musical-Fassung aufgearbeitet. Auf der Bühne zeigt sich Viktor Frankenstein dabei sehr nahbar, zerstreut, verletzlich und zweifelnd. Statt größenwahnsinniger Wissenschaftler ist er ein begabter, etwas kauziger Student vom Lande.

Er hat große Ideen und Visionen, lässt sich aber auch mal überreden, mit seinem besten Freund um die Häuser zu ziehen. Ein wütendes Monster sucht man hier vergeblich, der Fokus liegt auf zwischenmenschlichen und moralischen Konflikten. Wie es im Schlussstück heißt: "Wer weiß, welch ein Leben möglich wär, wie vieles mehr? Wie weit könnten wir gemeinsam gehen? All die Grenzen sprengen, von dem, was wir Leben nennen."

"Die Schöne und das Biest" als Schauspiel für Kinder und Familien

"Die Schöne und das Biest" ist als Familienstück traditionell schon vor der offiziellen Eröffnung auf der Bühne. Premiere war am vergangenen Dienstag. Zum ersten Mal seit 2017 ist das Familienstück wieder ein klassisches Schauspiel und kein Musical. Dass die Luisenburg damit auf in den letzten Jahren aufgekommene Kritik reagiert, sie zeige zu wenig klassische Stücke und zu viel Musiktheater, wies die künstlerische Leiterin Birgit Simmler zurück:

"Wir haben immer mindestens zwei Schauspiele pro Saison und wir wechseln da durch – es wird ja häufig unterstellt, wenn Musical draufsteht, dann könnte das Unterhaltungsmüll sein, aber so etwas haben wir nie gemacht." Birgit Simmler, Künstlerische Leiterin

Sie mache gerne Musiktheater und genauso gerne aber Schauspiel. Beides sei wichtig und darum habe man auch beides im Programm. Den bekannten französischen Stoff von "Die Schöne und das Biest" hat Susanne Felicitas Wolf für die Luisenburg neu erzählt. Der Kern des Schauspiels sei dabei zeitlos aktuell: "Schau hinter die Maske", so die Autorin. Das Stück ist laut Luisenburg für Kinder ab vier Jahren geeignet.

"Ost-James-Bond": Das Musical "Kalte Freiheit"

Das von Birgit Simmler selbst geschriebene Musical "Kalte Freiheit" basiert auf dem Buch "Kámen" von Václava Jandečková. Darin werden die Schicksale von Menschen aufgearbeitet, die zu Beginn des Kalten Krieges mit fingierten Grenzübergängen nach Bayern in eine Falle der kommunistischen Geheimpolizei gelockt worden waren. Die Amateur-Theatergruppe "Ovigo" hatte diesen Stoff bereits im vergangenen Jahr als Theater-Wanderung an den Originalschauplätzen aufgearbeitet.

Mit einer Ausnahme sind alle zwölf im Luisenburg-Musical namentlich benannten Rollen historische Personen. Die Musik stammt von Ondřej Soukup, einem der renommiertesten tschechischen Filmmusik-Komponisten. "Kalte Freiheit" soll in Kooperation mit dem Förderverein Fichtelgebirge die Basis für ein Themenjahr "Bayern & Böhmen" 2023 sein, außerdem bildet das Musical einen Baustein der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen in Selb.

Als Wiederaufnahme aus dem letzten Jahr wird auch "Der Brandner Kaspar 2 – Er kehrt zurück" wieder auf der Felsenbühne zu sehen sein. Der "Boandlkramer" wird dabei erneut von Eisi Gulp verkörpert, den Brandner Kaspar allerdings spielt in diesem Jahr Wolfgang Maria Bauer selbst. Damit tut er etwas, das er eigentlich niemals tun wollte, sagte Bauer bei der Vorstellung der Luisenburg-Spielzeit: Er ist Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion. Die Fortsetzung des meistgespielten Volksstückes in Bayern ist laut Luisenburg wie das Original eine "augenzwinkernde, doppelbödige Komödie über die Natur des Menschen".

Publikumsliebling "Sister Act" kehrt zurück

Ebenfalls wieder aufgenommen wird der größte Erfolg der vergangenen Spielzeit: Das Musical "Sister Act" war 2022 bei nahezu jeder Vorstellung ausverkauft: Die Geschichte um die Nonne wider Willen Deloris Van Cartier heimste durchgehend Standing Ovations ein. Auch hier wird mit Denise Lucia Aquino eine neue Hauptdarstellerin zu sehen sein.

Neben den fünf Stücken der Hauptspielzeit soll es ein umfangreiches Gastspiel- und Konzertprogramm auf der Luisenburg geben. Dazu gehören die klassische Verdi-Oper "Rigoletto" von der Landesbühne Sachsen, die Jazz-Operette "Ball im Savoy" von der Kammeroper Köln und die bekannte Broadway-One-Man-Show "Caveman". Konzerte geben unter anderem die Jazz-Stars Wolfgang Haffner, Nils Landgren und Thomas Quasthoff, die kanadische Prog-Rock-Band "Saga" und Manfred Mann’s Earth Band. Außerdem wird es große Tribute-Shows zu Abba und Queen geben.

Blick auf die Bühne der Luisenburg
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Blick auf die Bühne der Luisenburg

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