"Der göttliche Funke II": Markus Lüpertz stellt im Regensburger Diözesanmuseum St. Ulrich Glaskunst und Gips-Plastiken aus.
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"Der göttliche Funke II": Markus Lüpertz stellt im Regensburger Diözesanmuseum St. Ulrich Glaskunst und Gips-Plastiken aus.

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Lüpertz-Ausstellung: "Göttlicher Funke" mit Hintergedanke

In Regensburg zeigt der Künstler Markus Lüpertz in einer früheren Kirche Plastiken und die Entwürfe für neue Glasfenster. Für diese werden mit der Ausstellung "Der göttliche Funke II" Sponsoren gesucht. Am Freitagabend wurde sie eröffnet.

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Markus Lüpertz sitzt auf einem einfachen Holzstuhl im Regensburger Diözesanmuseum St. Ulrich gleich neben dem Dom. Der 80-Jährige trägt einen hellen Leinen-Dreiteiler. Seine seidene Krawatte hält eine Totenkopf-Nadel in Zaum. In der Siegelring-bestückten Hand hält er einen Spazierstock, ebenfalls mit Totenkopf. Markus Lüpertz ist eine Erscheinung, einer der letzten Dandys. Genau beobachtet er, wie Handwerker und Helfer den maßstabsgetreuen Glasfenster-Entwurf unter dem großen Chorbogen-Kreuz der ehemaligen Kirche anbringen. Lüpertz leitet sie an, korrigiert immer wieder.

"Muss so sein, wie ich mir das vorstelle"

Mit der Wirkung seines Entwurfs im Kirchenschiff ist der Künstler zufrieden: "Sehr, ich habe mir das so vorgestellt und es hat funktioniert", sagt Lüpertz. Das sei immer erfreulich. Er habe eben eine spezielle Idee, infolge dessen müsse er auch die Regie haben. "Dann muss es auch so sein, wie ich mir das vorstelle, sonst ist es ja sinnlos", sagt Lüpertz.

Der Künstler und ehemalige Rektor der Kunstakademie Düsseldorf ist als Bildhauer, Maler aber auch als Musiker unterwegs. Von ihm stammt eine Skulptur im Berliner Kanzleramt, für mehrere Kirchen schuf er Fenster und zahlreiche andere Städte schmücken sich mit seinen Plastiken. Mancherorts ecken sie aber auch an, wie seine Hommage an Mozart, die in Salzburg 2005 regelrecht geteert und gefedert wurde.

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Künstler Markus Lüpertz im Regensburger Diözesanmuseum St. Ulrich

Im früheren Kirchenraum von St. Ulrich fügen sich seine Gips-Plastiken gut ein. Auf der Empore wirken die Künstler, biblischen Figuren und Helden der griechischen Mythologie wie stille Beobachter, die den Museumsbesucher stets im Blick haben. Der Titan Atlas ist gleich zweimal vertreten. Einmal trägt er ganz klassisch das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern, in einer anderen Version, ist seine Last zusätzlich mit Stahlhelmen gespickt. Ein Entwurf der entstand, als gerade eine rechtsradikale Demonstration durch Chemnitz zog, wie Lüpertz verrät.

Lüpertz: "Der Raum ist der Feind"

Seine Werke in dem gotischen Kirchenbau zur Wirkung zu bringen, sei eine Herausforderung gewesen, sagt Lüpertz. "Der Raum ist eigentlich der Feind. Der braucht uns nicht, der ist schön. Und als Künstler bist du ein Eindringling und du musst den Raum in irgendeiner Weise in die Schranken weisen. Damit du selber zur Wirkung kommst", sagt Lüpertz. "Ich glaube, das ist mir gelungen."

Neben den Gipsen bilden Lüpertz‘ Glasarbeiten den zweiten Hauptteil der Ausstellung, die durchaus mit einem Hintergedanken versehen ist. Eine Bleiglasleigabe filtert das Licht, das durch die farblos verglaste Fenster-Rosette in der Westfassade ins Kirchenschiff einfällt. Hier kommen Lüpertz‘ neue Entwürfe für die Kirche ins Spiel. Maßstabsgetreu erwecken sie einen Eindruck, wie die Kirche in naher Zukunft einmal aussehen könnte. Denn die Entwürfe sollen in St. Ulrich tatsächlich realisiert werden. Dafür werden – auch mit der Ausstellung – nun Sponsoren gesucht, die das etwa eine halbe Million Euro teure Bleiglas-Projekt finanzieren können.

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Gips-Plastik und Entwurf für ein neues Glasfenster für die Kirche St. Ulrich in Regensburg von Künstler Markus Lüpertz

Kirche zentrales Gestaltungselement zurückgeben

Diözesankonservatorin und Ausstellungsleiterin Maria Baumann geht davon aus, dass in der gotischen Kirche früher bereits farbige Fenster verbaut waren. Mit der Verwirklichung von Lüpertz‘ Entwürfen würde die Kirche ein ganz zentrales Gestaltungselement zurückbekommen, sagt Baumann. "Aber natürlich jetzt in einer Formensprache des 21. Jahrhunderts, von einem der bekanntesten deutschen Künstler. Das wäre eine wunderbare Symbiose."

"Beglückende künstlerische Arbeit"

Lüpertz selbst würde den Vergleich mit den gotischen Glaskünstlern keinesfalls scheuen. Schon immer habe er ihre Werke bewundert. "Sich in dieser Konkurrenz zu sehen, das finde ich, ist eine beglückende künstlerische Arbeit", sagt der 80-Jährige. Außerdem hätten Glasfenster noch einen weiteren Vorteil: Im Museum könnten Bilder einfach abgehängt werden, bei einem Glasfenster gehe das nicht so einfach, sagt Lüpertz.

Die Ausstellung "Der göttliche Funke II" wurde am Freitagabend eröffnet. Für das Publikum ist sie von Samstag, 11. September, bis Ende Oktober im Regensburger Diözesanmuseum St. Ulrich zu sehen.

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