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Lüpertz in Wien

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Aufregung um Beethoven-Denkmal in Wien

Der Bildhauer hoffte offenbar vergeblich: Im Vorfeld der Denkmals-Enthüllung vor dem Wiener Konzerthaus hatte Markus Lüpertz noch optimistisch angenommen, die Wiener hätten für seine Kunst mehr Verständnis als die Bonner. Es sieht nicht danach aus.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Vor drei Jahren empörten sich viele Bonner über eine "Beethoven-Hommage" von Lüpertz. Der renommierte Künstler hatte den Komponisten mit zwei Köpfen ausgestattet, aber ohne Gliedmaßen dargestellt. Nach eigener Aussage wollte Lüpertz damals "Beethoven mit gebrochenem Herzen", als verletzte Gestalt in den öffentlichen Raum stellen. Den unteren Kopf wollte der Bildhauer als Porträt des Komponisten gewertet wissen, der aufragende Torso erinnere an Orpheus. Diesem Urteil wollten sich 2014 die meisten Bonner Passanten nicht anschließen. und auch 2016 in Leipzig sorgte diese Kunst für einen Eklat.

"Gelungen und großartig"

Jetzt wiederholt sich die Aufregung an der Donau. In Wien nannten Zeitungen das Werk "hässlich, grässlich, dilettantisch" und beriefen sich dabei auf Leserzuschriften. Lüpertz selbst hatte im Vorfeld der neuerlichen Denkmals-Enthüllung nach Presseberichten geäußert:

Ich kann nur hoffen, dass in irgendeiner Art und Weise angenommen und verstanden wird, was wir vorhaben. Ich hoffe, dass die Wiener mehr Verständnis haben als die Bonner für die Skulptur. Ich halte meine Arbeit für gelungen und großartig.

Kritiker nannten die 2,70 Meter hohe Skulptur dagegen eine "Leihgabe der Hölle". In sozialen Netzwerken hieß es wenig schmeichelhaft: "Das Machwerk besteht im Vordergrund aus einer Beethovenbüste, schlecht gelaunt, mit verzerrtem Gesicht und wallender Mähne auf einem kleinen Sockel. Dahinter sitzt eine zweite größere, unproportionierte und gequält wirkende Figur ohne Arme, aber mit einem vertrockneten Lorbeerkranz auf dem kahlen Kopf."

"Die eine oder andere Neubewertung"

Die Stadt Wien verteidigte die Aufstellung der Bronzeskulptur gegenüber dem Konzerthaus in der Wiener Innenstadt auf dem nach Beethoven benannten Platz. Die Politik wünsche sich, Beethoven damit in die Gegenwart zu holen und "vielleicht die eine oder andere Neubewertung" des Komponisten zu schaffen, sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Der 76-jährige Lüpertz bezeichnete Beethoven als einen der größten Meister überhaupt. Er wolle mit seinem Kunstwerk eine andere Sicht auf den Komponisten schaffen:

Ich habe versucht, die Problematik des Künstlers, seine Schwierigkeiten, seine Taubheit, seine Problematik als Mensch in gewissem Sinne, in einem Werk darzustellen.

Das Werk soll mindestens bis zum Ende des Beethoven-Jubiläumsjahr 2022 als Dauerleihgabe am Platz vor dem Konzerthaus bleiben, dann wird der 250. Geburtstag des Komponisten gefeiert. Die Stadt Wien legte Wert auf die Feststellung, dass ihr dadurch keinerlei Kosten entstanden seien. Lüpertz umstrittene Arbeit steht direkt gegenüber einem historischen Beethoven-Denkmal von Caspar von Zumbusch aus dem Jahr 1880.