Ein Kreuz im nordsyrischen Tal Jazeera, nach einem Angriff durch Extremisten des "Islamischen Staates" im Jahr 2018.
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Ein Kreuz im nordsyrischen Tal Jazeera, nach einem Angriff durch Extremisten des "Islamischen Staates" im Jahr 2018.

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Kirchen besorgt um Religionsfreiheit - auch in Deutschland

Es geht um Feindseligkeiten und Gewalt gegen ein Menschenrecht: Evangelische und katholische Kirche haben zum dritten Mal einen Bericht vorgelegt, der die weltweite Lage der Religionsfreiheit dokumentiert. Ein Sorgenkind ist auch Deutschland.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Äthiopien, Belarus, China – und auch Deutschland und Dänemark: Um die Religionsfreiheit sorgen sich evangelische und katholische Kirche auch in Ländern, "die üblicherweise nicht erwartet werden in einem solchen Bericht", kommentiert die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, den "3. Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit weltweit".

Auf rund 180 Seiten dokumentieren EKD und Deutsche Bischofskonferenz (DBK) darin, wie es um das Recht auf freie Religionsausübung weltweit bestellt ist. "An sehr vielen Orten der Welt", so Bosse-Huber, könnten Gläubige ihre Religion nicht frei ausüben, wiewohl Religionsfreiheit doch ein Menschenrecht sei – nicht nur für Christen.

Rechtspopulismus als Gefahr für Religionsfreiheit aller

"Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass diese Feststellung überhaupt nicht trivial ist", so Mitautor Heiner Bielefeldt, Inhaber des Lehrstuhls für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Das belegten etwa "rechtspopulistische Versuche, Religionsfreiheit klientelistisch zu besetzen", nach dem Motto: "Religionsfreiheit für uns und für diejenigen, die uns genehm sind – aber nicht als Menschenrecht".

Populismus und extremistische Überzeugungen sind daher auch in Deutschland eine Gefahr für das Recht aller Menschen auf freie Religionsausübung – ob christlich, jüdisch oder muslimisch. Hotspots der Repression gegen die Religionsfreiheit bleiben aber weiterhin die autoritär-repressiven Systeme sowie Länder wie Syrien, Irak oder die Türkei. Neu in den Fokus getreten ist das Recht auf freie Religionsausübung speziell von Migranten: EKD-Auslandsbischöfin Bosse-Huber verweist etwa auf Migrantinnen in den Golf-Staaten, die aus Sri Lanka oder Indonesien geflohen sind. "Sie haben kaum eine Chance, ihre Religion zu leben."

Bischof Meier: Thema "nicht Extremgruppen überlassen"

Der Bericht verzichtet dabei bewusst auf Zahlenangaben darüber, wie viele Gläubige in welchen Ländern genau verfolgt werden. "Diesbezügliche Angaben bleiben stets anfechtbar", erklärte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der DBK, der Augsburger Bischof Bertram Meier. Er halte es auch für problematisch, wenn christliche Organisationen wie "Open Doors" oder "Kirche in Not" mit Zahlen auf Schlagzeilen setzten.

"Ich freue mich, wenn wir dieses Thema bedrängter und verfolgter Christen nicht irgendwelchen Extremgruppen überlassen", so der Bischof. Demgegenüber wolle der "3. ökumenische Bericht über die Religionsfreiheit weltweit" nun mit exemplarischen Länderberichten arbeiten. Länder, in denen sich die Lage der Religionsfreiheit verschlechtert hat, sind dem Bericht zufolge China und Indien.

Menschenrechts-Dozent Bielefeldt hat nach drei Berichten in den vergangenen zehn Jahren aber auch positiv registriert: "Die Aufmerksamkeit ist insgesamt erheblich größer geworden." Außerdem hätten sich etwa die Rechte indigener Völker verbessert, "einschließlich der Religionsfreiheit".

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