Im Holy Garden gibt es eine Basilika. Die Wände sind aber nicht aus Steinen, sondern aus Blühstreifen - auf ihnen werden bald Blumen wachsen.
Bildrechte: Gerald von Foris

Im Holy Garden gibt es eine Basilika. Die Wände sind aber nicht aus Steinen, sondern aus Blühstreifen - auf ihnen werden bald Blumen wachsen.

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Heiliger Garten auf Landesgartenschau: Basilika aus Blühstreifen

Auf der Landesgartenschau in Kirchheim bei München gibt es einen Heiligen Garten. Dort befinden sich alte Munitionskisten, auf denen Blumen wachsen und eine Basilika aus Blühstreifen - ein Gotteshaus ohne Grenzen und Mauern.

Über dieses Thema berichtet: Glauben Zweifeln Leben am .

In Kirchheim bei München findet die diesjährige Landesgartenschau statt. Dort, im hintersten Winkel, ist der "Heilige Garten" versteckt. Der Blick darauf eröffnet sich erst beim Gang über eine abgelegene Brücke. Beim Betreten des Gartens fällt der Blick auf bepflanzte Munitionskisten, Rehe in Flecktarn und eine Rotkäppchen-Skulptur.

Eine Basilika aus Blütenstreifen

"Wer noch staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt", hat der österreichische Maler Oskar Kokoschka einmal gesagt. Und zum Staunen gibt es viel im Heiligen Garten. Dort befindet sich ein zweiflügeliges Portal, mitten in der Wiese. Es ist ein Kirchenportal, der Eingang in eine Basilika. Die Mauern sind nur durch Blühstreifen angedeutet, mit Kornblumen und Klatschmohn. Die Wände werden also wachsen, aber immer überwindbar sein.

Zuhause unter freiem Himmel

"Ich finde es schön, dass man hier zwar diesen Kirchenraum angedeutet hat, aber, dass es offen ist, dass die Wände aus Blüten, und dass es keine stabilen, festen Mauern sind", sagt die Theologiestudentin Lisa auf der Landesgartenschau. "Wir sind hier Kirche, wir leben hier unsere Spiritualität. Wir halten inne, aber wir haben keinen festen Raum. Wir sind offen für alle."

Die Studentin ist nicht die Einzige, die sich von diesem Ort angezogen fühlt. "Ruhe, Meditation: Das kann ich den ganzen Tag haben und ergötze mich an den schönen Blumen, die jetzt immer wieder blühen. Vor allen Dingen Kornblumen und Mohn, das kenne ich aus meiner Kindheit", sagt eine Besucherin. Eine andere erzählt: "Es ist wie ein Nachhausekommen. Ich bin mit der Kirche immer schon verbunden, seit jungen Jahren. Und auch wenn es keine Glocken gibt, es ist ein Tor, durch das man reingeht. Und dann ist man wie in einem geschlossenen Raum. Obwohl man unter freiem Himmel steht, es ist einfach wunderbar."

Kunstwerke, die zum Nachdenken anregen

Die blühende Basilika mit dem großen Eingangsportal ist der Mittelpunkt des ökumenischen Heiligen Gartens, eingerahmt von Kunstwerken, die zum Nachdenken anregen. Die Erzdiözese München und Freising und die Evangelische Landeskirche in Bayern haben das Konzept für den Heiligen Garten der Landesgartenschau über zwei Jahre hinweg entwickelt - und sich intensiv mit Spiritualität in der Natur, Wurzeln als Sinnbild und den Blüten des eigenen Seins befasst. Gespiegelt auch in abstrakter Kunst.

Andrea Strickmann, die auf katholischer Seite für den Heiligen Garten zuständig ist, ist überzeugt, dass das Konzept aufgeht: "Das sind Kunstwerke, die zum Nachdenken anregen und die Menschen fragen lassen, was das mit ihnen zu tun hat. Und die Menschen haben auch eine Idee davon, was diese Kunstwerke mit ihnen zu tun haben." Kunstführungen im Heiligen Garten finden täglich statt.

Rotkäppchen ist stärker als der Wolf

Besonderer Blickpunkt im Heiligen Garten ist die Bronzeskulptur eines kleinen Mädchens, dem Rotkäppchen, das den Wolf am Kragen packt. "Das heißt, sie ist stärker als der Wolf, sie besiegt ihre Angst, und sie ist in ihrer Zartheit stärker als die Angst. Es ist ein Märchen mit Happy End", sagt Strickmann. Für manche Besucherinnen und Besucher ist es bisweilen anspruchsvoll, denn Erklärungen vor Ort fehlen. Ein Ehepaar rätselt: "Es ist schwierig, was soll das sein? Der böse Wolf und das Rotkäppchen: Will es uns irgendetwas sagen?"

Auch die gestapelten Munitionskisten vor dem großen Tor zur Basilika werfen Fragen auf. "Wir haben Menschen aus Kriegsgebieten gebeten, dort auch Blumen zu pflanzen, als Zeichen des Friedens und der Versöhnung, als Zeichen der Hoffnung, dass es auch wieder Frieden geben wird, und dass man beheimatet ist", erklärt Strickmann. "Es ist schlimm, seine Heimat und seine Wurzeln zu verlieren."

Und dann fügt sie hinzu: "Der Paradiesgarten wird sich mit der Zeit auch ändern, ein Garten, der wächst, sich verändert und der Heil und Hoffnung ausstrahlt, dass aus Gewalt und aus Krieg irgendwann Frieden wird".

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