Windräder (Symbol- und Archivbild)
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Finanzielle Teilhabe: Können Bürger von Windrädern profitieren?

Im Südosten von München, in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, werden demnächst drei Windräder gebaut. Drei Gemeinden haben sich dabei zusammengetan und eine Betreibergesellschaft gegründet. Profitieren Bürger und Kommunen finanziell von den Windrädern?

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Burkhard Haas wohnt in Oberpframmern im Landkreis Ebersberg, in einem Haus mit idyllischem Garten. Ab Sommer 2025 werden sich drei Windräder im Wald, der an den Ort angrenzt, drehen. Drei Kilometer entfernt, im Höhenkirchner Forst. Vom ersten Stock und vom Dachgeschoss seines Hauses wird Haas künftig die Windräder sehen. "Sie werden hoch über dem Wald raus stehen", sagt er.

Er und seine Nachbarn können sich demnächst finanziell an den Windrädern beteiligen, Anteile zeichnen in Höhe von jeweils 5.000 Euro. "Da werde ich mich auf jeden Fall beteiligen", sagt Haas. "Wenn ich die schon sehe, will ich auch mit profitieren." Er sei aber auch von der Energieform überzeugt, weil mit verhältnismäßig wenig Fläche viel klimafreundlicher Strom erzeugt werden könne.

Finanzielle Bürgerbeteiligung mit attraktiver Rendite

Im Nachbarlandkreis in Höhenkirchen-Siegertsbrunn wohnt Joachim Reiprich. Er ist Sprecher des örtlichen "Arbeitskreises Energie". Auch er und seine Frau wollen Anteile erwerben. "Weil es eine gute Rendite verspricht", sagt Reiprich.

Ein Teil des eingesetzten Kapitals für die Windräder, die die drei Gemeinden Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Egmating und Oberpframmern gemeinsam planen, soll von Bürgern investiert werden - konkret etwa sieben Millionen Euro, erklärt die Bürgermeisterin von Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Mindy Konwitschny (SPD). "Die Rentabilität wird mit Worst-Case-Szenarien, also wirklich ganz konservativ gerechnet", sagt sie. Die Mindestrendite werde mit etwa sechs Prozent angegeben. "Aus vergleichbaren Projekten wissen wir, dass häufig sogar mehr möglich ist", so Konwitschny.

Akzeptanz für Windräder steigt mit finanzieller Teilhabe

Maria Burghardt von der Energieagentur Ebersberg-München, die auch Windkümmerin für Oberbayern und Schwaben ist, begleitet viele Kommunen, die Windräder planen wollen. Dass es am Anfang zur Ablehnung oder Verunsicherung kommt, versteht sie gut. Sie hat die Erfahrung gemacht: Sind die Fragen der Bürger faktenbasiert geklärt, kommt es in der Regel zur Entscheidung, Windräder bauen zu wollen.

Und dann komme oft auch sehr schnell die Frage: Wann können wir investieren? "Am meisten Akzeptanz schaffen die Windenergieanlagen, bei denen sich die Leute freuen, wenn sich die Rotorblätter drehen", sagt Burghardt. "Dann sehen sie, dass sie gerade Geld verdienen."

Windräder helfen, Klimaziele der Landkreise zu erreichen

Auch die drei beteiligten Kommunen profitieren von den Windrädern. Bürgermeisterin Konwitschny führt nicht als ersten Punkt die finanziellen Vorteile, sondern den Klimaschutz an. Ihr Landkreis habe das Ziel, bis 2035 energieautark zu sein.

Ihre Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn sei von dem Ziel jedoch noch ein ganzes Stück entfernt. "Noch ist es so, dass wir nur bei etwa 15 Prozent erneuerbaren Energien liegen. Der Durchschnitt in Deutschland liegt aber bei 42 Prozent. Mit unseren Windrädern werden wir deutlich aufholen", sagt Konwitschny.

Windräder sorgen für Einnahmen aus Gewerbesteuer

Die Kommunen profitieren aber auch finanziell – auf unterschiedlichen Wegen. Zum einen beteiligen sich die Gemeinden selbst finanziell an den Windrädern und kommen in den Genuss der Rendite.

Zum anderen hat Höhenkirchen-Siegertsbrunn auch Einnahmen aus der Gewerbesteuer, die mit dem Betrieb der Windräder einhergeht. Über das ganze Projekt gesehen würde das rund eine Million Euro sein, schätzt die Bürgermeisterin. "Diese Gewerbesteuer können wir auch wieder in erneuerbare Energien investieren. Zum Beispiel zwei Photovoltaikanlagen auf größeren Dächern realisieren, die dann auch wieder zur Energiewende beitragen."

Erneuerbare-Energien-Gesetz: Kommunen sollen am Gewinn beteiligt werden

Burghardt weist aber auch auf neue Vorgaben des Bundes hin. "Das Erneuerbare-Energien-Gesetz sieht vor, dass Kommunen mit 0,2 Cent je Kilowattstunde beteiligt werden können, im Umkreis von 2,5 Kilometern." Bei Flächen der Bayerischen Staatsforsten zum Beispiel sei es verpflichtend, dass die Anlagenbetreiber den Kommunen die 0,2 Cent auch zahlen müssen, so Burghardt weiter.

Wertschöpfung in der Region

Bürgermeisterin Konwitschny aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn sieht noch weitere Vorteile: Am Bau seien örtliche Firmen beteiligt. Gerade in Zeiten, in denen die Auftragslage stagniere, sei es für Baufirmen attraktiv, bei den Windrädern mitzuarbeiten und dort gute Aufträge zu bekommen. "Und diese Firmen zahlen ja auch wieder Gewerbesteuer".

Echte Bürgerbeteiligung

Reiprich, der Sprecher des "Arbeitskreises Energie" in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, ist mit der Regelung, wie Bürger und Gemeinden hier finanziell beteiligt werden, zufrieden und wirft ein: Auch wer weniger Geld als 5.000 Euro investieren könne, komme zum Zug. Denn auch eine Bürgerenergiegenossenschaft in der Region ermöglicht die finanzielle Beteiligung, mit Anteilen in Höhe von 500 Euro.

Für Bürgermeisterin Konwitschny war es wichtig, dass bei dem Projekt echte Bürgerbeteiligung angeboten wird. "Die Anteilseigner dieser Windräder sind zu einhundert Prozent die Bürger. Da ist kein einziger Investor im Sinne von großen Energie-Unternehmen dabei, sondern wir Bürger, Kommunen und die, die zeichnen, sind die Besitzer der Windräder für Höhenkirchen, Egmating und Oberpframmern."

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