Auf einem Plakat einer Firma werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht, wobei das Gesuch genderneutral formuliert wurde.
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Gendersprache: Hier eine Illustration der umstrittenen Gendersprache mit Unterstrich

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Gendern: Rechtschreibrat warnt, gibt aber keine Empfehlungen

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat bei seiner Sitzung am Freitag im belgischen Eupen keine neuen Empfehlungen zur Gendersprache abgegeben. Aber er warnte vor den Folgen, die die Setzung von Wortbinnenzeichen wie *, _ und : zeitigen könnten.

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Sind Gendersterne in Schulaufsätzen ein Rechtschreibfehler? Sollen Stadtverwaltungen in Formularen gendern? Am Freitag berieten im belgischen Eupen Expertinnen und Experten darüber und fassten einen Beschluss, der viel offen lässt.

Keine neue Empfehlung

Der Rat verzichtet darauf, neue Empfehlungen zu geben. Das heißt, die Empfehlung der Experten von 2021, keine Wortbinnenzeichen wie *, _ und : zu benutzen, bleibt erst einmal bestehen. Die Expertinnen und Experten beschlossen aber, in das amtliche Regelwerk der Rechtschreibung einen Ergänzungspassus aufzunehmen, in dem es heißt: "Diese Wortbinnenzeichen gehören nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie. (...) Ihre Setzung kann in verschiedenen Fällen zu grammatischen Folgeproblemen führen, die noch nicht geklärt sind." Das Gremium versicherte aber am Freitag, dass es die Entwicklung geschlechtergerechter Sprache mit Sonderzeichen wie Genderstern und Doppelpunkt weiter beobachten wolle.

Kriterien für das amtliche Regelwerk des Rechtschreibrats

Als Kriterien für geschlechtersensibles Schreiben gelten vor allem Lesbarkeit und Verständlichkeit - darüber hinaus Lernbarkeit, wie Sabine Krome, ein Mitglied des Rates im BR-Interview, erläutert. Schließlich sei das Regelwerk für Schulen bindend. Außerdem sei Rechtsverbindlichkeit ein Kriterium, was insbesondere im Bereich der öffentlichen Verwaltung, in dem oft etwas in andere Sprachen übersetzt werden muss, relevant sei. Und schließlich eine schnelle Erfassbarkeit des Textes.

Viel mehr Gelassenheit herrsche in der Frage - ob Sternchen oder nicht - in Belgien und Südtirol, die auch Experten in das Gremium entsenden. In beiden Ländern, so Sabine Krome, switche man von der einen zur anderen Seite. In Deutschland aber werde Sprache offenbar stark mit Identität zusammengebracht.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung

Der Rat hat Mitglieder aus sieben deutschsprachigen Ländern und Regionen. Seit 2004 ist er das für die Rechtschreibung maßgebliche Gremium. Sonderzeichen zur Kennzeichnung aller Geschlechter sind in vielen Schulen, Hochschulen und Behörden üblich geworden, werden aber nicht einheitlich verwendet. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hatte 2021 und 2018 erklärt, dass geschlechtergerechte Texte verständlich, lesbar und vorlesbar sein sollten.

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