Regisseur William Friedkin gibt der Hauptdarstellerin Linda Blair Regienweisungen während der Dreharbeiten zu dem Film "Der Exorzist" (1973).
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Regisseur William Friedkin gibt der Hauptdarstellerin Linda Blair Regieanweisungen während der Dreharbeiten zu dem Film "Der Exorzist" (1973).

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Er drehte den "Exorzisten": William Friedkin gestorben

In den Siebzigern galt er als einer der angesagtesten Hollywood-Regisseure und landete mit einem Horror-Klassiker einen Publikumserfolg. An der Bayerischen Staatsoper inszenierte Friedkin ebenfalls einen "blutigen" Stoff - mit verhaltener Resonanz.

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In einem Interview mit einer katholischen Website überraschte William Friedkin mal mit der Bemerkung, er verdanke seinen größten Kinoerfolg seiner Erfahrung als Dokumentarfilmer. Der Autor des Romans "Der Exorzist", Peter Blatty, habe nämlich Anfang der 70er Jahre nach einem Filmemacher gesucht, der die Horrorgeschichte so "realistisch" wie möglich inszenieren könne, und da sei er mit seinem beruflichen Hintergrund der ideale Kandidat gewesen.

Friedkin hatte sich bis dahin mit zahlreichen TV-Dokus, unter anderem über Football, einen Namen gemacht. Er selbst wollte sogar schätzungsweise 2.000 Fernsehsendungen erstellt haben: "Wir wollten keinen gruseligen Horror- oder Fantasyfilm machen", so der Regisseur über die Pläne für den "Exorzisten": "Damals wie heute wusste die Öffentlichkeit sehr wenig bis gar nichts über Teufelsaustreibung. Alles, was darüber bekannt ist, wird in der Öffentlichkeit sensationell aufgemacht, und sicherlich hat der Film, den ich drehte, dazu beigetragen. Daran besteht kein Zweifel, weil ihn die Leute als Gruselschocker sahen. Aber ich habe den Film als Gläubiger gemacht."

Kritik an Thriller "Cruising"

Friedkin selbst bekam für den "Exorzisten" zwar keinen Oscar, doch Drehbuchautor Peter Blatty und die Tonleute durften sich über die Auszeichnung freuen. Der Regisseur hatte bereits ein Jahr zuvor für "Brennpunkt Brooklyn" (The French Connection) einen Oscar erhalten, einem Thriller mit Stars wie Gene Hackman und Roy Scheider. Der Film überzeugte Kritiker ebenfalls wegen seiner "dokumentarischen" Dichte und seinem rasanten Tempo. Angeblich nervte Friedkin wegen seines Hangs zum Perfektionismus seine Schauspieler teilweise so sehr mit der Wiederholung von Einstellungen, dass Gene Hackman in einer Folterszene seinem Gegenüber tatsächlich ins Gesicht schlug. Mit Peter Blatty überwarf sich Friedkin übrigens, als in den Achtzigern gemeinsam der dritte Teil des "Exorzisten" geplant wurde.

Diskussionen löste der Regisseur 1980 mit seinem Krimi "Cruising" aus, in dem es um einen Serienmörder in der Subkultur der Homosexuellen ging. Der Film wurde teilweise an authentischen Schauplätzen von New Yorker Schwulenbars gedreht, doch die Szene befürchtete, allzu plakativ und reißerisch dargestellt zu werden. US-Aktivisten riefen in Magazinen sogar dazu auf, die Dreharbeiten zu behindern. Deutsche Kritiker bemängelten eine "manisch-hitzige Körperlichkeit" in dem Thriller, der sich nicht wirklich auf sein Thema einlasse.

"Proben sind für Weichlinge"

Seinen künstlerischen Durchbruch feierte Friedkin 1967, als er mit dem Pop-Duo Sonny und Cher die musikalische Western-Comedy "Good Times" drehte. Zuvor hatte er unter anderem mit einer Karriere als Basketball-Profi geliebäugelt, was wegen seiner Körpergröße von 1,80 Meter jedoch ein unerfüllter Traum blieb. Das Hollywood-Fachblatt "Variety" verwies darauf, dass der Regisseur, der in der Poststelle eines TV-Senders in seiner Geburtsstadt Chicago begann, neben Peter Bogdanovich, Hal Ashby und Francis Ford Coppola in den Siebzigern zu den ganz Großen des Filmgeschäfts gehört habe. Sein "innovativer Schnitt" habe die Fachleute ebenso begeistert.

Friedkin gab sich gerne als kompromissloser Filmemacher aus, der Extreme liebte und Höhen und Tiefen im Filmgeschäft überlebte. Er drehe jede Szene nur einmal, trumpfte er in einem Interview in der Doku "Friedkin Uncut" auf: "Proben sind für Weichlinge."

Wenig überzeugende "Salome" in München

Im Oktober 2006 hatte Friedkin die Spielzeit an der Bayerischen Staatsoper mit einer Doppelinszenierung der "Salome" von Richard Strauss und der Uraufführung "Das Gehege" nach dem Schauspiel "Schlusschor" von Botho Strauß über die deutsche Wiedervereinigung eröffnet. Die Reaktionen waren damals eher verhalten, das sterile Bühnenbild erinnerte Kritiker an die "Temperatur einer Gefriertruhe", wenngleich die Sängerin der Titelpartie, Angela Denoke, mit ihrem "Schleiertanz" überzeugte.

In den 70er Jahren war Friedkin zwei Jahre mit der französischen Schauspielerin Jeanne Moreau verheiratet. Nach Ehen mit TV-Star Lesley-Anne Down und der Moderatorin Kelly Lange gab er 1991 der Produzentin Sherry Lansing das Jawort. Mit der mächtigen Ex-Chefin des Hollywoodstudios Paramount war er bis zu seinem Tod verheiratet.

Friedkin wurde 87 Jahre alt. Sein Tod wurde vom Dekan der Chapman University, Stephen Galloway, sowie einem Freund der Familie der Hollywood-Fachpresse gegenüber bestätigt.

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