Bilder zum Thema Einsamkeit, zum Beispiel mit der Aufschrift "Einsamkeit ist tödlich".
Bildrechte: BR24 / Annalena Sippl

Die Mitmachaustellung "Einsamkeit hat viele Gesichter" im Ansbacher Brückencenter will dazu einladen, aktiv gegen Einsamkeit zu werden

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

"Einsamkeit hat viele Gesichter": Ausstellung in Ansbach

Vom Schichtarbeiter bis hin zur jungen Mutter – Einsamkeit kann jeden treffen. Eine Ausstellung in Ansbach will mit dem Tabuthema brechen und Lösungswege aufzeigen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Mitten im Trubel des Ansbacher Einkaufszentrums Brückencenter ziehen bunt bemalte Kisten und Plakatwände alle Blicke auf sich: Hier, wo so viele Menschen unterwegs sind, steht bis zum 4. November 2023 das Thema Einsamkeit im Fokus. Den Ort habe man ganz bewusst gewählt, sagt Uta Susann Niedner vom Ansbacher Landratsamt, die die Ausstellung konzipiert hat. "Das Thema gehört in die Öffentlichkeit und es war auch ganz klar, dass das direkt hier sein muss, denn Einsamkeit ist mit Scham behaftet." Hier, so erklärt Niedner weiter, könnten die Menschen sich ganz zufällig nähern, sich mit dem Thema auseinandersetzen und sogar mitmachen.

Besucher sollen gegen Einsamkeit aktiv werden

Denn die Ausstellung will, dass die Besucherinnen und Besucher aktiv werden. Sie sollen sich hinterfragen, wie stehen sie selbst zum Thema Einsamkeit? Wer mag, kann eigene Gedanken aufschreiben und hinterlassen. Ein gelber Briefkasten soll quasi als Bekanntschaftsbörse dienen: Hier sollen einsame Menschen oder die, denen Anschluss fehlt, Briefe einwerfen mit Hobbys und Aktivitäten. Uta Susann Niedner und ihre Kollegin wollen dann im besten Fall Gruppen zusammenführen.

Schülerinnen gestalten Ausstellung mit

Bei der Eröffnung der Ausstellung am Mittwochvormittag waren auch mehrere Schülerinnen der Robert-Limpert-Berufsschule in Ansbach. Sie haben die bunten Holzkisten gestaltet, die hier alle Blicke auf sich ziehen. Alle drehen sich thematisch um das Thema Einsamkeit. "Für mich ist es auch ein bisschen hart, also die Einsamkeit. Das mag ich halt überhaupt nicht", sagt Antonina Bobo, die eine Ausbildung zur Pflegerin macht. "Und deswegen habe ich meine Kiste auch als Smiley, der geschmolzen ist, gemalt und möchte den Menschen zeigen, nur weil man jetzt nicht mehr lachen kann, kann man trotzdem wieder aufstehen und die Einsamkeit bekämpfen."

Zusammenarbeit mit Seniorenheim

Die Berufsschule führt schon seit sieben Jahren eine Art Kooperation mit dem Seniorenheim Vitalis Wohnpark durch: Immer wieder treffen die Schülerinnen und Schüler die Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenheims. Auch während Corona standen alle in Kontakt. Das habe gut getan, sagt Bewohnerin Ilona Loos. "Es war aufmunternd und sie haben uns abgelenkt. Sie haben uns von der Corona-Zeit wirklich abgelenkt." Auch den Schülerinnen gefällt die Aktion. "Ich fand es schön, Briefe zu schreiben und, dass die dann halt unsere Sichtweise kennen und wissen wie es für uns ist", erzählt Schülerin Caroline Chirkov rückblickend auf die Pandemie.

Dass es ein Austausch ist, von dem beide Seiten profitieren, davon ist auch Lehrerin Anja Stiebitz überzeugt: "Jetzt ganz frisch der Moment, als ich jetzt letzte Woche im Vitalis Wohnpark war und die Senioren und Seniorinnen mich da freudestrahlend begrüßt haben. Und gesagt haben: Es wird so Zeit, dass ihr endlich wieder kommt!"

Ausstellung schon jetzt ein Erfolg

Für Uta Susann Niedner vom Landratsamt ist es wichtig, dass die Ausstellung möglichst viele Menschen erreicht. "Sie ist so schon ein Erfolg, also dadurch, dass so viele Menschen sich im Vorfeld damit schon beschäftigt haben, ist das ein Wahnsinnserfolg. Und jede Person, die wir damit erreichen, kommt auf die Plusliste." Denn sie ist überzeugt, dass alleine die Auseinandersetzung mit dem Thema schon viel bewirkt. "Man muss auf die Leute zugehen, nicht warten, bis einer kommt", sagt Seniorin Johanna Saiko. Sie sei nicht einsam versichert sie, aber offen für andere zu sein, das sei trotzdem das Wichtigste.

Die Ausstellung bleibt bis zum 04. November im Ansbacher Brückencenter und kann dort zu den üblichen Öffnungszeiten kostenlos besucht werden. Danach wird sie noch an verschiedenen Orten im Landkreis zu sehen sein.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!