Stefan Steinbrich mit einer Eisskulptur
Bildrechte: BR/Tobias Burkert

Stefan Steinbrich arbeitet beruflich eigentlich mit Holz – mit Eisskulpturen hat er sich ein zweites Standbein aufgebaut.

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Der Eisschnitzer von Weisendorf

Gelernt hat Stefan Steinbrich sein Handwerk eigentlich in Holz. Inzwischen ist er vom Eis mindestens genauso begeistert. Mit dem Verkauf von Eisskulpturen hat er sich beruflich ein zweites Standbein aufgebaut.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Sein Arbeitsplatz ist ein wenig kälter als manch anderer. Das bringt die Tätigkeit als Eisschnitzer so mit sich. Stefan Steinbrich trägt gefütterte Arbeitshandschuhe und eine Schutzbrille aus durchsichtigem Kunststoff. Wegen der Eisspäne, die gleich durch die Werkstatt fliegen werden. Vorher holt er mit der Sackkarre einen riesigen Eisklotz aus der Gefrierzelle. Satte 120 Kilo wiegt der ein Meter hohe und 25 Zentimeter dicke Block aus gefrorenem Wasser. In etwa einem halben Tag soll daraus ein dreidimensionaler Flamingo entstehen. Stefan Steinbrich ritzt mit einem Metallrädchen die Umrisse des Vogels in den Eisblock. Gelernt hat der 36-jährige Weisendorfer sein Handwerk eigentlich in Holz. Eis zu bearbeiten mache aber mindestens genauso viel Spaß. Seit zwei Jahren sägt regelmäßig in Eis.

"Dieses Einmalige, das Vergängliche am Eis, das reizt mich!" Stefan Steinbrich, Eisschnitzer

Fehler sind irreparabel

Mit einer handelsüblichen Motorsäge schneidet Stefan Steinbrich den Vogel Stück für Stück aus dem Eis. Die Kette der Säge müsse dafür besonders scharf sein, dann gehe sie wie Butter durch das gefrorene Wasser. Höchste Konzentration ist gefordert, denn Fehler lassen sich nicht mehr korrigieren. Was weg ist, ist weg. Stefan Steinbrich ist gelernter Baumpfleger, hat sich mit seiner Eiskunst beruflich inzwischen ein zweites Standbein aufgebaut. Vor allem Firmen bestellen seine Skulpturen für ihre Events. Stefan Steinbrich hat schon viele Logos in Eis gesägt, ganze Bars geschnitzt oder auch schon "Anna und Elsa" samt Schneemann Olaf gefroren geliefert.

Vergängliche Kunst

Klar sei diese Kunst mehr oder weniger für den Moment gefertigt. Wenn die Bedingungen aber ideal sind – also Minusgrade, mehr Schatten als Licht, kein Regen – dann hielten die Figuren durchaus einige Tage. Das sei aber nicht entscheidend, so der Mittelfranke. Spannend sei diese Kunstform ja vor allem wegen ihrer Kurzlebigkeit.

"Der größte Feind meiner Kunst ist das Sonnenlicht!" Stefan Steinbrich, Weisendorf

Eis abflammen

Mit einem rasiermesserscharfen Stemmeisen bekommt der Flamingo den letzten Schliff. Ecken werden abgerundet, Konturen verfeinert. Zum Schluss setzt Stefan Steinbrich den Vogel noch per Bunsenbrenner kurz unter Feuer. Abflammen nennt er das. Letzte Eisspäne schmilzt er damit weg, kleine Spannungsrisse werden so geglättet.

Nach vier Stunden ist der eiskalte Flamingo fertig und sehenswert. Zum Schluss stellt Stefan Steinbrich zwei lilafarbene Scheinwerfer auf – so positioniert entfaltet der coole Vogel seinen wahren Glanz.

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