Michael "Bully" Herbig (am 16. Juni bei der Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises)
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Michael "Bully" Herbig (am 16. Juni bei der Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises)

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"Bully" Herbig erhält Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises

Bis er so viele Preise im Regal hat wie Gags in den Synapsen, dürfte es noch dauern. Mit dem Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises bekommt Michael "Bully" Herbig jetzt aber einen weiteren hinzu. Zeit, dem Erfolg des Spaßmachers nachzuspüren.

Den Bayerischen Fernsehpreis hat Bully gerade erst erhalten, schon steht die nächste Auszeichnung an: Bei der großen Gala am 28. September soll Michael "Bully" Herbig den Ehrenpreis der Stifter des Deutschen Fernsehpreises 2023 erhalten. Wie kaum ein anderer verstehe es der Produzent, Regisseur, Autor und Schauspieler, den Zuschauern ein Lachen aufs Gesicht zu zaubern, so die Jury – damit habe er Film- und Fernsehgeschichte geschrieben.

"Michael Bully Herbig liebt den großen und ganz großen Bildschirm und ist einer der kreativsten, klügsten, wandelbarsten und erfolgreichsten Fernsehmacher, die wir in Deutschland haben." Aus der Jury-Begründung

"Mei, ich bin halt a verrücktes Huhn", so würde es Bully (in seiner (T)Raumschiff-Rolle als Mr. Spuck) vielleicht selbst formulieren. Das Erfolgsgeheimnis des gelernten Radiomoderators: Nichts – sich selbst eingeschlossen – so richtig ernst zu nehmen, das aber mit hochprofessioneller Sorgfalt für Timing und Pointen, für Sprachnuancen und Ausstattungsdetails, mit echter Liebe zum Fernsehen und unbeugsamem Willen zum Albern-sein. Dabei betritt Herbig bis heute immer wieder Neuland.

Geburtshelfer der ironischen Neunziger

"Hallo Freunde der leichten Unterhaltung! Ich heiße Bully, aber das macht nichts": Die längst legendäre "bullyparade" – von 1997 bis 2002 auf ProSieben und nochmal 2017 im Kino - bildete zusammen mit "RTL Samstag Nacht" ein bis dahin unerhörtes, anarchisch-ironisches Hintergrundrauschen der deutschen 1990er.

Der kalte Krieg war (vorläufig) vorbei, die Speicher des kollektiven Gedächtnisses bis zum Rand gefüllt mit jugendzimmerbunten, popkulturellen, filmhistorischen Referenzen, die Bully wie ein uneheliches Kind von Peter Pan und Captain Hook zu plündern wusste. Es gab jede Menge zu lachen – über tuntige Weltraumhelden, Sissi – Wechseljahre einer Kaiserin, die dauerquarzenden Kulturredakteure Pavel Pipovic und Bronco ("Grüß ditsch!") Kulicka.

Im "Schuh des Manitu" an die Spitze

Und es durfte gelacht werden, selbst über Winnetou – auch wenn dessen Darsteller Pierre Brice solches bei einem ungeplanten Zusammenstoß mit Bully auf Gottschalks "Wetten-dass"-Sofa (also lange vor Hubert Aiwanger) gar nicht komisch fand. "Der Schuh des Manitu", das erste Kinoprojekt von Herbigs 1999 gegründeter Filmproduktionsgesellschaft, wurde mit fast zwölf Millionen Besuchern zum bis heute erfolgreichsten deutschen Kinofilm. Der zweiterfolgreichste – "(T)Raumschiff Surprise", 2004 – stammt auch von Bully.

Höhenflüge ohne Kassenrekorde

Die Leichtigkeit des Michael Bully Herbig könnte ein Grund dafür sein, dass er (anders als, sagen wir, die Legenden Boris Becker oder Falco), am Ende seiner Rekordstrecke keinerlei Krisensymptome zeigte oder auch nur erkennbar darunter leiden musste, dass die Kassenerfolge Bullys im gleichen Maß an Höhe verloren, in dem die künstlerischen Ambitionen des Filmemachers Herbig stiegen - nachzusehen im Historienspiel "Hotel Lux", dem deutsch-deutschen Grenzthriller "Ballon" oder auch dem "Brandner Kasper".

LOL: Wer zuletzt lacht

Ein anderer Grund: Die nie versiegende Lust auf neue Projekte. Bully, schreibt die Filmpreis-Jury, sei der Erste gewesen, der in einer TV-Castingshow ("Bully sucht die starken Männer") eine Filmbesetzung suchte. Und dann ist da sein neuestes Comedy-Projekt "LOL: Last One Laughing" (Prime Video) – für die Jury "die erste erfolgreiche nicht-fiktionale Unterhaltungs-Serie bei einem Streaming-Anbieter in Deutschland", also ungefähr so 2020er wie die "bullyparade" 1990er war.

Und lustig. Gibt's also doch noch was zu lachen, 2023 und darauf? Schaumermal, wo die Parade noch hinführt.

Der Deutsche Fernsehpreis wird seit 1999 zur Würdigung hervorragender Leistungen für das Fernsehen verliehen. Gestiftet wird die Auszeichnung von ZDF, Sat.1, ARD, Deutscher Telekom und RTL. Kürzlich teilten die Stifter mit, dass die Streaminganbieter Disney+, Netflix und Prime Video den Preis künftig als Partner begleiten werden.

Im Video: Bully Herbig erhält Ehrenpreis beim Bayerischen Filmpreis

Michael "Bully" Herbig erhält beim Bayerischen Filmpreis den Preis des Bayerischen Ministerpräsidenten.
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Michael "Bully" Herbig erhält beim Bayerischen Filmpreis den Preis des Bayerischen Ministerpräsidenten.

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