Die iranisch-israelische Musikgruppe Sistanagila
Bildrechte: BR

Das jüdisch-muslimisches Kulturfestival "AusARTen" findet bis 19.11. in München statt.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Brücken bauen: Das jüdisch-muslimische Festival "AusARTen"

Die politischen Spannungen in Deutschland nehmen immer mehr zu. Hass und Hetze gegen Juden sind auf pro-palästinensischen Demonstrationen zu hören. Ein interkulturelles Festival in München setzt dagegen: "AusARTen", Vielfalt statt Hass.

Über dieses Thema berichtet: Capriccio am .

"AusARTen - Perspektivwechsel durch Kunst", ist bis 19. November wieder in München angesagt. Eine der Gruppen, die dort zu hören sind, ist die iranisch-israelische Musikgruppe Sistanagila. Sie besteht seit 2012, der Zeit, als im Iran der damalige Präsident Mahmud Ahmadinedschad begann, mit antisemitischen Tiraden auf sich aufmerksam zu machen. Der in Deutschland lebende Iraner Babak Shafian wollte dem etwas entgegensetzen und versammelte israelische und iranische Musiker und Musikerinnen.

"Harte Zeiten" für eine muslimisch-iranische Band

Wenn die iranisch-israelische Band in diesen Tagen zusammen probt, ist das für alle etwas ganz Besonderes, ja auch sehr Schwieriges: "Es ist für mich als Iranerin richtig krass gerade. Weil ich hab halt meine Freunde von israelischer Seite, ich hab meine muslimischen Freunde", sagt die Sängerin Luna Cavari. Der Saxephonist Omri Abramov kann dem nur zustimmen: "Es sind grad harte Zeiten". Aber was sie zusammen machten, sei jetzt das einzige Gegenmittel.

Sistanagila vereinen in ihren Songs persische und jüdische Musiktraditionen, sie setzen auf Verständigung statt Hass, auf Vielfalt, die sich in Harmonie auflöst. Und damit trifft die Band genau den Geist des AusARTen-Festivals, das jetzt zum sechsten Mal in München stattfindet.

Grenzen der eigenen Kultur überschreiten

Entstanden ist das Ausarten-Festival aus einem Moschee-Projekt in einer islamischen Gemeinde in München. Ausarten bedeutet Grenzen überschreiten, um Erfahrungen mit anderen Kulturen zu machen. Vielfalt zu einer Einheit verschmelzen, Verständnis füreinander aufbringen. Erkan Inan und Sapir von Abel haben das Festival organisiert. Sie ist Jüdin, er Muslim. Beide stehen für Offenheit und Diversität: Heute könne ein Mensch schwarz sein, muslimisch sein, ein Kopftuch tragen und trotzdem queer sein, sagt Erkan Inan. "Es gibt so viele verschiedene hybride Identitäten, mehrfach Identitäten, dass man nicht das eine sein muss. Und man kann einfach sagen, ja ich bin beides". Mit Kunstausstellungen, Lesungen, Konzerten und Podiumsdiskussionen wollen die beiden die Widersprüche in der Gesellschaft aushandeln."

Brücken bauen zwischen Religionen und Kulturen

Oft erweisen sich vordergründig aufgebaute Widersprüche als gar nicht existent. Die Bandmitglieder von Sistanagila stellen das fest, wenn sie ihre unterschiedlichen Musiktraditionen in neue Songs einfließen lassen. Bassist Avi Albers Ben Chamo war "echt überrascht, dass traditionelle persische Lieder oft genauso wie jüdische klingen". Und Sängerin Luna Cavari betont die Freundschaft, die in der Band herrscht: "Ich hab nie gedacht, wir sind Iraner, das sind Israeli. Wir verstehen uns ganz gut und ich freu’ mich ein Teil davon sein zu dürfen."

Sistanagila haben am 10.11. ein Konzert in Bellevue di Monaco.

Musiker auf der Bühne.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Israelische und iranische Musiker spielen in München zusammen in einer Gruppe und auf einer Bühne! Ausarten heißt das Festival.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!