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Mann mit Kippa

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Zentralrat rät Juden vom Kippa-Tragen in Großstädten ab

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Schuster, hat nach einem Angriff in Berlin vor dem Tragen der Kippa in Großstädten gewarnt. Er rate davon ab, "sich offen mit einer Kippa im großstädtischen Milieu in Deutschland zu zeigen".

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Auf die Frage "Kippa trotzig tragen oder doch verbergen?" antwortete Schuster im RBB-Sender Radioeins : "Trotzig bekennen wäre im Prinzip der richtige Weg." Trotzdem würde er Einzelpersonen davon abraten, sich in Großstädten mit einer Kippa zu zeigen. Wenn es nicht gelinge, dem Antisemitismus Einhalt zu gebieten, gefährde dies letztlich die Demokratie, sagte Schuster. Denn es gehe nicht nur um Antisemitismus, sondern damit einher gingen auch Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

"Hier bedarf es eines klaren Stoppschildes!" Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland

Aktion "Berlin trägt Kippa"

Zu der am Mittwoch geplanten Aktion "Berlin trägt Kippa" sagte der Zentralratspräsident, er habe das Gefühl, die Gesellschaft verstehe inzwischen, "dass wir auch an einem gewissen Wendepunkt angekommen sind." Zu der Aktion ruft die Berliner Jüdische Gemeinde auf. Angemeldet sind etwa 1.000 Teilnehmer. Als Redner werden Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der Gemeindevorsitzende Gideon Joffe und Schuster erwartet. Auch in anderen deutschen Städten werden Solidaritätsaktionen für jüdische Bürger vorbereitet.

Zentralrat der Muslime: Antisemitismus ist Sünde

Unterdessen hat der Zentralrat der Muslime in Deutschland den Antisemitismus als Sünde bezeichnet und ein engagiertes Eintreten des Verbandes gegen Judenfeindlichkeit unter Flüchtlingen zugesagt. "Antisemitismus, Rassismus und Hass sind große Sünden im Islam, deshalb werden wir das auch niemals dulden", sagte Zentralratspräsident Aiman Mazyek der "Rheinischen Post". Die Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im israelischen Fernsehen über eine neue Form des Antisemitismus unter Flüchtlingen seien "gewohnt differenziert" gewesen, weil sie auch betont habe, dass Judenfeindlichkeit nicht erst durch die Flüchtlinge wieder nach Deutschland gekommen sei. Die Kriminalitätsstatistik beweise das.

"Dennoch nehmen wir das sehr ernst, dass bei einigen Flüchtlingen eine Judenfeindlichkeit vorhanden ist." Aiman Mazyek, Präsident des Zentralrats der Muslime in Deutschland

Der Zentralrat organisiere Begegnungen zwischen Juden und Flüchtlingen, und Aufklärungsprogramme wie die seit 2 Jahren regelmäßigen gemeinsamen Besuche mit Flüchtlingen in KZ-Gedenkstätte.

Angriff im Stadtteil Prenzlauer Berg

Am vergangenen Dienstag waren auf einer Straße im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg zwei Männer im Alter von 21 und 24 Jahren beleidigt und attackiert worden, wobei ein Täter einen von ihnen mit einem Gürtel schlug und leicht verletzte. Die beiden Opfer trugen zum Zeitpunkt des Angriffs Kippas. Nach dem Übergriff stellte sich ein 19-jähriger Tatverdächtiger der Polizei. Der Angriff löste abermals eine Debatte über Antisemitismus in Deutschland aus.