Grablichter und Blumen liegen und stehen vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf.
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Grablichter und Blumen liegen und stehen vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf.

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Was über den Täter von Hamburg bekannt ist

Acht Tote, acht teils Schwerverletzte – die Bluttat im Gebetshaus der Zeugen Jehovas in Hamburg sorgt bundesweit weiter für Erschütterung. Bei dem Täter handelt es sich um den in Bayern geborenen Philipp F. Was über den Mann bisher bekannt ist.

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Der Amoklauf von Hamburg-Altersdorf sorgt weiter für Entsetzen. Sieben Menschen erschoss der Täter Philipp F. - vier Männer, zwei Frauen und einen weiblichen Fötus im Alter von 28 Wochen. Acht weitere Menschen verletzte der 35-Jährige teils schwer. Anschließend nahm er sich das Leben.

F. war Mitglied der Zeugen Jehovas gewesen. Vor eineinhalb Jahren hatte der 35-Jährige die Gemeinschaft verlassen, "nicht im Guten", wie Thomas Radzuweit vom Hamburger Staatsschutz am Freitag auf einer Pressekonferenz erklärte.

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Täter in Memmingen geboren

Laut Informationen des "Spiegel" soll er im Hamburger Stadtteil Altona gelebt haben. In seiner Nachbarschaft galt er als unauffällig. Er stammte aus Memmingen, laut eigener Aussage wuchs er - streng evangelisch erzogen - im Kempten auf. Studiert hat er laut Informationen des Staatsschutzes in München. Seit 2015 war er in Hamburg gemeldet. Der Mann war Sportschütze, hatte seit Dezember 2022 eine Waffenbesitzkarte und war erst kürzlich von der Waffenbehörde aufgesucht worden.

Als Extremist war der 35-Jährige nach Angaben aus Sicherheitskreisen nicht bekannt. Seit dem 12. Dezember sei er im legalen Besitz einer halbautomatischen Pistole gewesen, sagte der Hamburger Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. Dabei habe es sich um die Tatwaffe gehandelt. Der 35-Jährige gab bei seiner Tat mehr als 100 Schüsse ab.

Die Waffenbehörde hatte nach Angaben von Meyer im Januar einen anonymen Hinweis auf eine mögliche psychische Erkrankung von Philipp F. erhalten. Ziel des unbekannten Schreibers sei es gewesen, das Verhalten und die waffenrechtlichen Vorschriften in Bezug auf Philipp F. überprüfen zu lassen. F. hatte laut dem Schreiben eine besondere Wut auf religiöse Anhänger gehegt, besonders auf die Zeugen Jehovas und seinen ehemaligen Arbeitgeber.

Größere Menge Munition gefunden

Die Beamten der Waffenbehörde hätten nach dem Hinweis weiter recherchiert. Anfang Februar sei F. von zwei Beamten der Waffenbehörde unangekündigt aufgesucht worden. Dies sei eine Standardkontrolle gewesen, wie sie nach einem anonymen Hinweis erfolge. F. habe sich kooperativ gezeigt, sagte Meyer. Es habe keine relevanten Beanstandungen gegeben. Die rechtlichen Möglichkeiten seien damit ausgeschöpft gewesen.

Nach den Schüssen fand die Polizei laut Staatsanwaltschaft in der Wohnung des Täters auch eine größere Menge Munition. Der Leiter der Staatsanwaltschaft, Ralf Peter Anders, sprach von 15 geladenen Magazinen mit jeweils 15 Patronen und 4 Schachteln Munition mit weiteren 200 Patronen. Außerdem wurden Laptops und Smartphones sichergestellt, die noch ausgewertet würden.

Tagessatz als Berater: 250.000 Euro

Philipp F. betrieb eine Homepage, auf der er sich Gründer und CEO nannte und als Experte für Management, Controlling, Finanzen und Theologie beschrieb. In dem auf Englisch gehaltenen Internet-Auftritt bot er seine Dienste als Berater an – für einen Tagessatz von 250.000 Euro plus Mehrwertsteuer. Dieser Satz erklärte er dadurch, dass man "Themen im breiteren Kontext" angehen müsse und seine Arbeit "einen Mehrwert von mindestens 2,5 Mio. EUR" bringen würde.

Er stehe für "Integrität, Vertrauen und Spitzenleistung", schrieb er weiter. F. war zudem Autor eines Buches: "Die Wahrheit über Gott, Jesus Christus und Satan: eine neue, reflektierte Sicht epochaler Dimensionen". Laut eigener Aussage wurde dieses Buch in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Amazon nimmt Buch von der Seite

Er beschreibt es als zukünftiges Standardwerk "neben der Bibel und dem Koran", in dem er "das Geheimnis des 1.000-jährigen Reichs Christi" lüfte. Das Buch sei ein "ein epochaler Versuch, ein weltweit anerkanntes Fundament zu schaffen".

Über Amazon war es bis vor kurzem erhältlich, der Online-Anbieter hat es aber inzwischen von seiner Seite genommen. Rezensionen hatte es laut "t-online" bis zuletzt aber keine gehabt. Auf der Karriere-Plattform LinkedIn schrieb F. dennoch jüngst, dass die Verkaufszahlen gut seien. Die Plattform hat sein Profil aber inzwischen ebenfalls entfernt.

Mit Informationen von dpa.

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