Einstellen der Heizungssteuerung
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Frau bei Einstellen der Heizung

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Was bringt das abgeschwächte Heizungsgesetz fürs Klima?

Das Heizungsgesetz soll den Weg zum klimaneutralen Heizen der Zukunft weisen. Der Bundestag hat es verabschiedet – in abgeschwächter Form. Das Gesetz hat Streit ausgelöst wie kaum ein anderes. Aber was bringt es überhaupt (noch) für den Klimaschutz?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Bei der Bundestagsdebatte zum Heizungsgesetz vergangene Woche wurden Zweifel laut, ob das Ergebnis dieser neuen Regeln den Aufwand überhaupt wert ist. Selbst der ursprüngliche, strengere Gesetzesentwurf hätte für Deutschland nur "deprimierend wenig" an CO₂-Emissionen eingespart, gab Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch zu bedenken. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt äußerte sich ähnlich: "Auf unsere Anfrage hin konnten Sie nicht mal sagen, was dieser Heizhammer an CO₂-Einsparungen bringt."

Ökoinstitut bilanziert die Klimawirkung

Die wichtigste Quelle zu dieser Frage sind Studien des Ökoinstituts. Es erstellt, gemeinsam mit anderen, die offizielle CO₂-Bilanz für Deutschland im Auftrag der Bundesregierung. Diese Zahlen sind Grundlage für die Erfolgskontrolle im Rahmen des deutschen Klimaschutzgesetzes und werden auch weitergemeldet an die EU.

Der ursprüngliche Entwurf der Ampelregierung für das Gebäudeenergiegesetz hätte demnach im Jahr 2030 rund 13,3 Millionen Tonnen CO₂ vermieden. Das sind weniger als zwei Prozent der deutschen Gesamtemissionen, die für das Jahr 2022 laut Umweltbundesamt bei 746 Millionen Tonnen lagen.

Abgeschwächtes Heizungsgesetz spart ein Viertel weniger CO₂

In der abgeschwächten Form soll das Heizungsgesetz nun etwa ein Viertel weniger Treibhausgas einsparen als der ursprüngliche Entwurf. Davon geht das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aus, wie eine Sprecherin auf BR-Anfrage mitteilte. Grundlage ist auch hier eine Ausarbeitung des Ökoinstituts.

Eine der Autorinnen, Sibylle Braungardt, gibt jedoch im Interview mit BR24 zu bedenken, dass es schwierig sei, die Klimawirkung des abgeschwächten Heizungsgesetzes abzuschätzen. Das liegt daran, dass die Haus- und Wohnungseigentümer nun mehr Zeit bekommen haben. Es ist jetzt für mehrere Jahre noch erlaubt, fossile Heizungen einzubauen. Aber gleichzeitig kommen Anreize, das trotzdem nicht zu tun: Etwa höhere Zuschüsse für den frühen Einbau klimafreundlicher Heizungen und eine verpflichtende Energieberatung, die auf die zu erwartenden Kostensteigerungen bei fossilen Heizungen hinweisen wird.

Wie viel tun die Hausbesitzer auch ohne Zwang?

Wer die Klimawirkung des Gesetzes abschätzen will, muss also Annahmen darüber treffen, wie sich Menschen entscheiden, die in diesen Übergangsjahren eine neue Heizung einbauen lassen. Das Ökoinstitut geht davon aus, dass trotz aller Anreize 30 Prozent der Hausbesitzer noch fossile Heizungen einbauen, solange das erlaubt ist.

Es hat aber auch andere Szenarien durchgerechnet. Im besten Fall würde das abgeschwächte GEG im Jahr 2030 demnach 11,9 Millionen Tonnen Treibhausgas einsparen, im schlechtesten Fall 4,5 Millionen Tonnen. Der Effekt des Heizungsgesetzes in seiner jetzigen Form bewegt sich also, je nach Annahmen, für das Jahr 2030 in einer Größenordnung um ein Prozent der gesamten deutschen Treibhausgas-Emissionen.

Ist ein Prozent viel oder wenig? Je nachdem

Ob das jetzt viel oder wenig ist, kommt auf den Blickwinkel an. Zu bedenken ist dabei, dass der Austausch des Heizungsbestands angesichts von Lebensdauern der Anlagen von 20 Jahren und mehr ohnehin nur Stück für Stück und langfristig passieren kann. Flächendeckend verpflichtend wird der Einbau klimafreundlicher Heizungen nach dem neuen Gesetz erst 2028. Bis zum Jahr 2030, für das im deutschen Klimaschutzgesetz feste Ziele definiert sind, bleibt da nicht viel Zeit, damit die Regelungen ihre Wirkung entfalten können. Aber in den Folgejahren wird der Effekt natürlich entsprechend größer, wenn nach und nach immer mehr fossile Heizungen außer Betrieb gehen.

Gebäude dekarbonisieren ist wichtig – aber langwierig

Klar ist jedenfalls: Ohne CO₂-Einsparung bei den Gebäuden ist es für Deutschland unmöglich, seine Klimaziele zu erreichen, sie sind mit rund 15 Prozent der Treibhausgasemissionen einer der großen Posten in der deutschen Klimabilanz. Und auch wenn das GEG bis 2030 nur etwas mehr als ein Prozent der gesamten deutschen Emissionen zu vermeiden hilft: Von denen im Gebäudesektor spart es bis dahin immerhin schon ungefähr ein Zehntel, wenn das von Bundesregierung und Ökoinstitut erwartete Szenario eintrifft.

Dämmen funktioniert auch – aber nicht ohne politischen Streit

Um den Gebäudebestand klimafreundlicher zu machen, gibt es neben Veränderungen bei der Heizung noch einen zweiten großen Hebel: eine bessere Dämmung. Hier bereitet die EU eine Richtlinie vor. Sie sieht vor, dass in einem ersten Schritt bis 2033 zunächst einmal alle Gebäude mit der schlechtesten Energie-Effizienzklasse auf einen deutlich besseren Mindeststandard gebracht werden. Die politische Diskussion dazu läuft noch – es zeichnen sich dabei ähnliche Konfliktlinien ab wie um das deutsche Heizungsgesetz.

Dieser Artikel ist erstmals am 16.09.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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