Russlands Außenminister Sergej Wiktorowitsch Lawrow, aufgenommen am 18.01.22.
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Russlands Außenminister Sergej Wiktorowitsch Lawrow, aufgenommen am 18.01.22.

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Vor UN-Treffen: Lawrow sieht Gefahr eines Weltkriegs

Gefahr eines Weltkriegs, Waffenlieferungen als "legitimes Ziel", keine nukleare Eskalation: Der Putin-Vertraute Lawrow hat seine Sicht auf den Krieg in der Ukraine erläutert. Moskau spüre seine Niederlage, entgegnet der ukrainische Außenminister.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat angesichts des Kriegs in der Ukraine und massiver Spannungen mit dem Westen vor der Gefahr eines dritten Weltkrieges gewarnt. "Die Gefahr ist ernst, sie ist real, sie ist nicht zu unterschätzen", sagte Lawrow laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax am Montag. Zentrale Position Russlands sei es aber, einen Konflikt mit Nuklearwaffen auszuschließen, erklärte er laut einer Interview-Mitschrift auf der Webseite des Außenministeriums.

Mit Blick auf die Ukraine zeigte sich Lawrow zuversichtlich, dass am Ende "die Unterzeichnung eines Abkommens" stehen werde. Dessen Rahmenbedingungen würden vom "Stand der Kampfhandlungen" abhängen. Russland werde die Verhandlungen mit der ukrainischen Delegation fortsetzen, sagte Lawrow. Erneut versuchte er, den völkerrechtlich souveränen Staat Ukraine in seiner Verhandlungsfähigkeit zu schwächen. Lawrow behauptete, die Ukraine täusche Verhandlungen nur vor - und werde von den USA und Großbritannien gebremst. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sei ein guter Schauspieler.

Lawrow: Waffenlieferungen an die Ukraine sind Angriffsziele

Der russische Außenminister betonte, dass sein Land Waffenlieferungen der Nato an die Ukraine als berechtigte Angriffsziele betrachte. Lager, auch in der Westukraine, seien bereits mehr als einmal zu solchen Zielen geworden. "Wie könnte es anders sein", sagte Lawrow. "Wenn die Nato über einen Stellvertreter de facto in einen Krieg mit Russland tritt und diesen Stellvertreter bewaffnet, dann tut man im Krieg, was man im Krieg tun muss."

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Ukrainischer Außenminister: "Russland verliert die Hoffnung"

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba reagierte auf Twitter: "Russland verliert die Hoffnung, die Welt davon abzuschrecken, der Ukraine zu helfen. Deshalb die Rede von einer 'realen' Gefahr des dritten Weltkriegs. Das bedeutet nur, dass Moskau Niederlage in der Ukraine spürt." Mit Blick auf Russlands Außenminister Lawrow hatte Kuleba zuletzt gesagt: "Ich glaube nicht, dass er zu einem ernsthaften Gespräch bereit ist." Der ukrainische Außenminister glaubt nach eigenen Angaben ohnehin nicht, dass Russland eine Verhandlungslösung anstrebt.

Auch der britische Verteidigungsminister James Heappey sieht die von Lawrow heraufbeschworene Gefahr einer Eskalation des Krieges nicht. "Lawrows Markenzeichen im Laufe der vergangenen 15 Jahre, in denen er russischer Außenminister ist, war diese Art von Prahlerei. Ich glaube nicht, dass im Moment eine unmittelbare Gefahr einer Eskalation besteht", sagt Heappey dem Fernsehsender BBC. "Was der Westen tut, um seine Verbündeten in der Ukraine zu unterstützen, ist sehr maßvoll. (...) Alles, was wir tun, ist maßvoll, um eine direkte Konfrontation mit Russland zu vermeiden."

Die US-Regierung hält derweil einen ukrainischen Sieg für möglich. "Sie können gewinnen, wenn sie die richtige Ausrüstung und die richtige Unterstützung haben", sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Montag nach einem Besuch in Kiew.

UN-Vertreter in Moskau, Ukraine-Treffen in Ramstein

An diesem Dienstag stehen zwei wichtige Treffen an, die den weiteren Verlauf des russischen Angriffskriegs in der Ukraine beeinflussen könnten. Gut zwei Monate nach Beginn des Kriegs reist UN-Generalsekretär António Guterres nach Moskau und spricht dort am Mittag mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin sowie mit Außenminister Lawrow. Bei dem Treffen im Kreml dürfte es neben einer größeren diplomatischen Rolle der Vereinten Nationen vor allem um sichere Fluchtrouten für Zivilisten zum Beispiel aus der belagerten Stadt Mariupol gehen.

Ebenfalls an diesem Dienstag beraten die Vertreter zahlreicher Länder auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat rund 40 Staaten eingeladen, zu den Teilnehmern zählen Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Ein Ziel der Beratungen sei die dauerhafte Sicherheit und Souveränität der Ukraine, hieß es vorab. Nicht nur aktuelle Waffenlieferungen stehen demnach auf der Agenda: US-Angaben zufolge soll es um den generellen Verteidigungsbedarf der Ukraine gehen - über den aktuellen russischen Angriffskrieg hinaus.

Austin: Russland weit genug schwächen

In Deutschland wird über die Lieferung von Panzern und anderer schwerer Waffen seit Wochen hitzig diskutiert. US-Verteidigungsminister Austin äußerte vor dem Treffen in Ramstein die Erwartung, dass "viele Länder" der Ukraine "zusätzliche Munition und Haubitzen" zusagen werden. Die USA selbst versprachen am Montag weitere Waffen im Wert von hunderten Millionen Dollar für die Ukraine sowie für verbündete Länder in der Region.

Ziel des Westens ist Austin zufolge, "dass Russland so weit geschwächt wird, dass es zu etwas wie dem Einmarsch in die Ukraine nicht mehr in der Lage ist." Die USA wollten, dass die Ukraine ein demokratisches, souveränes Land bleibe.

(mit Informationen von dpa, AFP, AP und Reuters)

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