Der Schriftzug des Wohnungsunternehmens «Vonovia» hängt an der Firmenzentrale.
Bildrechte: Marcel Kusch/dpa

Wegen Korruptionsverdachts haben die Staatsanwaltschaft Bochum und das Landeskriminalamt NRW Büros des Bochumer Unternehmens Vonovia durchsucht.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Vonovia: Razzia wegen Korruptionsverdachts in vier Bundesländern

Wegen des Verdachts auf Bestechung und Betrug hat es eine Razzia bei Vonovia gegeben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mehrere Mitarbeiter des größten deutschen Immobilienkonzerns. Auch ein Unternehmen aus Süddeutschland sei geschädigt worden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Staatsanwaltschaft Bochum und das Landeskriminalamt NRW haben Büros von Deutschlands größtem Immobilienkonzern durchsucht. Hintergrund der Razzia sind Korruptionsvorwürfe. Das bestätigte am Dienstag eine Unternehmenssprecherin. "Heute haben die Ermittlungsbehörden bei uns Unterlagen eingesehen, da zum Schaden von Vonovia offenbar der Verdacht von mutmaßlich problematischen Vorgängen bei der Vergabe von Aufträgen an Nachunternehmer besteht", sagte eine Sprecherin. An der Börse sorgten die Durchsuchungen für Unruhe bei den Anlegern. Die im Leitindex Dax enthaltene Vonovia-Aktie brach um 3,5 Prozent ein.

Vonovia-Razzia: Mehr als 40 Wohnungen und Büros durchsucht

Die Ermittlungen richten sich laut Staatsanwaltschaft "gegen mehrere (ehemalige) Mitarbeiter des in Bochum ansässigen Wohnungsunternehmens, Personen aus deren Umfeld sowie Verantwortliche mehrerer Unternehmen, die mit dem Wohnungsunternehmen in Geschäftsverbindung stehen oder standen." Insbesondere gegen Mitarbeitende auf der operativen Ebene im technischen Bereich richten sich die Vorwürfe. Es gehe unter anderem um den Verdacht der Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr, der Untreue und des Betruges. Die Ermittler durchsuchten mehr als 40 Wohnungen und Büros in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hamburg und Sachsen. Vier Haftbefehle seien vollstreckt worden.

Vonovia kooperiert als Geschädigte mit den Behörden

Die Staatsanwaltschaft Bochum teilte mit, sie führe ein Ermittlungsverfahren, "das strafbare Handlungen zum Nachteil von zwei in Bochum und Süddeutschland ansässigen Wohnungsunternehmen zum Gegenstand hat". Zuvor hatte die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass Polizei und Steuerfahndung seit dem frühen Morgen Vonovia wegen des Verdachts von Betrug, Bestechlichkeit und Korruption bei der Vergabe von Aufträgen durchsuchen.

Der Konzern kooperiere als Geschädigter vollumfänglich mit den Behörden und gewähre ihnen Zugang zu den notwendigen Unterlagen. "Wir sind sehr an einer schnellen und umfassenden Klärung der Vorwürfe interessiert", betonte die Sprecherin. Nach ersten Informationen sei lediglich ein finanzieller Schaden entstanden, betonte das Unternehmen. "Schäden an Menschen oder Gebäuden ist nicht entstanden", hieß es in der Stellungnahme des Bochumer Konzerns.

Geld oder Sachleistungen gegen Aufträge

Nach den bisherigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hatten Mitarbeiter bestimmte für das Wohnungsunternehmen tätige Unternehmen bei der Auftragsvergabe bevorzugt und dafür als Gegenleistung Geld oder Sachleistungen erhalten. Dabei sollen auch Leistungsverzeichnisse manipuliert worden sein, um den beauftragten Unternehmen die Abrechnung tatsächlich nicht erbrachter Leistungen zu ermöglichen. Das so erschlichene Geld sollen die Beschuldigten untereinander aufgeteilt haben. Zur Schadenshöhe machten die Ermittler keine Angaben.

Nach dem Wechsel eines Beschuldigten zu einem süddeutschen Wohnungsunternehmen sollen die Beteiligten bei dortigen Ausschreibungen ebenfalls wettbewerbsbeschränkende Absprachen getroffen haben, um so die Auftragsvergabe an ein bestimmtes Unternehmen zu erreichen. Auch dort soll es anschließend zu überhöhten Abrechnungen gekommen sein. Weitere Details wollte die Staatsanwaltschaft aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht nennen.

Mit Informationen von dpa und Reuters

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.