Papst Franziskus
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Papst Franziskus reist nach Ungarn

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Ungarn-Reise des Papstes – "Wo eisige Winde des Krieges wehen"

Heute bricht Papst Franziskus zu einem dreitägigen Besuch nach Ungarn auf. Es werde eine Reise in die Mitte Europas sein, über die "eisige Winde des Krieges wehen". Es ist die erste Reise des 86-Jährigen nach seinem Krankenhausaufenthalt.

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Ungarn und die Ukraine liegen nebeneinander, knapp 140 Kilometer lang ist die gemeinsame Grenze. So wird die Reise von Papst Franziskus nach Ungarn vom Krieg im Nachbarland geprägt sein. Dies unterstrich das Kirchenoberhaupt selbst, beim Regina Caeli-Gebet am Sonntag. "Es wird auch eine Reise in die Mitte Europas sein, über die weiterhin eisige Winde des Krieges wehen, während die Vertreibung so vieler Menschen dringende humanitäre Fragen auf die Tagesordnung setzt."

Enge Beziehungen zwischen Ungarn und Ukraine

Die Beziehungen der beiden Länder sind vielfältig. Das hängt auch damit zusammen, dass der ukrainische Teil, der an Ungarn grenzt, historisch gesehen lange zu Ungarn gehört hat, so der Osteuropaforscher Thomas Bremer.

"In diesem Gebiet gibt es eine ungarische Minderheit und es gibt eben religiöse Verhältnisse, die zum Teil denen in Ungarn ähneln." So leben dort auch reformierte Calvinisten in relativ großer Zahl, auch gebe es Griechisch-Katholische. Und Orthodoxe, Bremer zufolge gibt es in kirchlicher Hinsicht Unterstützung von Ungarn für die entsprechenden Glaubensgeschwister der jeweiligen Kirche in Transkarpatien – so wird dieses Gebiet genannt. Bremer: "Das heißt, der Fokus ist aus ungarischer Perspektive häufig sehr stark auf diese Region gerichtet und nicht auf die Ukraine als Ganzes."

Papst spricht mit ukrainischem Ministerpräsidenten über Krieg

Noch am Vortag seiner Reise hatte Franziskus den ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal empfangen, der Vatikan bezeichnete das Gespräch als herzlich. Rund eine halbe Stunde habe man sich über den Krieg ausgetauscht, insbesondere über humanitäre Fragen und Friedensbemühungen. Schmyhal äußerte sich danach vor der Presse, er habe seine Heiligkeit um Hilfe bei der Rückkehr von ukrainischen Kindern gebeten, die auf kriminelle Weise nach Russland deportiert wurden. "Auch habe ich den Heiligen Vater eingeladen, die Ukraine persönlich zu besuchen."

Krieg nur durch Dialog zu beenden

An sich wäre Franziskus dazu bereit. Aber, so hat er erneut kürzlich in einem Interview betont, er werde entweder nach Kiew und nach Moskau reisen oder an keinen Ort. Der Krieg sei nur durch Dialog zu beenden, immer wieder hatte sich der Vatikan als Friedensvermittler angeboten. Die Reise nach Ungarn hatte Franziskus 2021 versprochen, als er nur für wenige Stunden beim Eucharistischen Kongress vorbeischaute. Nun will er sich mehr Zeit für die Menschen nehmen, bleibt aber wegen seiner angeschlagenen Gesundheit in Budapest.

Am ersten Tag trifft er mit Staatspräsidentin Katalin Novak und Regierungschef Viktor Orbán zusammen und hält seine erste Ansprache vor Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft. Spannend wird sein, wie sich Franziskus zum Thema Flüchtlinge äußern wird. Die ungarische Regierung fährt einen harten Kurs, immer wieder ist das Land wegen seiner rigiden Asylpolitik von der EU gerügt und auch verklagt worden. Franziskus hingegen liegt das Schicksal von Geflüchteten am Herzen, die Aufnahme von Migranten nennt er einen ersten Schritt zum Frieden. Auch bei dieser Reise, so Vatikan-Sprecher Matteo Bruni. So gebe es im Krieg Flüchtlinge, denen der Papst selbst bei einem der Treffen begegnen wird. "Viele aus der Ukraine, aber auch viele aus verschiedenen Orten, die versuchen, Europa über die Balkanroute und dann Ungarn zu erreichen."

Der dreitägige Besuch ist die erste Reise des Papstes nach seinem Krankenhausaufenthalt kurz vor Ostern, er war wegen einer Bronchitis behandelt worden. Beim Verlassen der Klinik meinte der 86-Jährige zuversichtlich: "Ich hatte keine Angst, ich lebe noch."

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