Dr. Astrid Irrgang
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Interview mit Dr. Astrid Irrgang zur Ukraine-Krise

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Ukraine-Expertin: "Es geht um den Platz an den Tischen der Welt"

Astrid Irrgang, stellvertretende Direktorin des Zentrums für Internationale Friedenseinsätze, erklärt im Kontrovers-Interview, warum ihre Mitarbeiter in der Ukraine bleiben und warum Russland die Konfrontation mit dem Westen sucht.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Der Russland-Ukraine-Konflikt spitzt sich immer weiter zu und das vor allem aus einem Grund: "Es geht um eine neue Ordnung und um eine neue Teilhabe", erklärt Astrid Irrgang vom Zentrum für Internationale Friedenseinsätze. Russland habe sich in der Vergangenheit als Regionalmacht verstehen müssen und aus dieser Rolle wolle man nun herauskommen. Dafür sucht Russlands Präsident Putin die offene Konfrontation mit dem Westen, riskiert sogar einen Krieg, denn, so Irrgang im Interview mit Kontrovers: "Es geht letztlich um den Platz an den Tischen der Welt." Den möchte Russland sich erkämpfen, wenn nötig, offenbar auch mit Krieg.

Internationaler Friedenseinsatz in der Ukraine wichtiger denn je

Astrid Irrgang organisiert im Auftrag des Auswärtigen Amtes unter anderem den Einsatz deutscher ziviler Mitarbeiter für internationale Friedenseinsätze. Zum Beispiel auch in der Ostukraine. Dieser Friedenseinsatz sei wichtiger denn je, die Mitarbeiter vor Ort würden "gebraucht als Augen und Ohren der Weltgemeinschaft", so Irrgang im Kontrovers-Interview. Obwohl die Bundesregierung sich entschieden hat, deutsche Staatsangehörige zur Ausreise aufzufordern, bleiben die über 40 Mitarbeiter vom Zentrum für internationale Friedenseinsätze weiter in der Ukraine. "Wir tragen das voll mit und würden uns sogar wünschen, noch mehr Kapazitäten und Unterstützung in die Ukraine, in diese Mission zu bringen", sagt Irrgang.

Sicherheit der deutschen Mitarbeiter in der Ukraine nicht gefährdet

Sorgen um die Sicherheit der Mitarbeiter macht sich Astrid Irrgang keine, denn es handelt sich um eine Mission, die von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) geleitet wird. "Wir und die OSZE gehen davon aus, dass die OSZE selbst nicht Ziel einer Eskalation wäre. Auch Russland ist Mitglied der OSZE, steht auch noch mit eigenem Personal vor Ort." Sollte es doch zu einem russischen Angriff kommen, könnte Irrgang sich verschiedene Szenarien vorstellen, die Militärexperten in den letzten Tagen geäußert haben: Von minimalinvasiven Schritten oder einem Cyberangriff bis hin zu einer größeren Operation Richtung Hauptstadt. "Auf jeden Fall wird es darum gehen, die Bevölkerung empfindlich zu treffen und damit uns alle", befürchtet Irrgang. Wichtig sei daher jetzt, die Konfliktparteien an den Verhandlungstisch, zurück zur Diplomatie zu bekommen.

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