Abgebrannte Vegetation neben einem vollen Pool bei Pyla-sur-Mer in der Nähe von Bordeaux, Frankreich.
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Waldbrand nahe einem Ferienort in Frankreich

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Tausend Hitzetote in Portugal – viele Waldbrände in Südeuropa

Die Hitzewelle hat Europa in der Mangel. In Portugal starben bereits über eintausend Menschen an den Folgen. Wegen der zusätzlichen Dürre toben in Südeuropa unzählige Waldbrände. Politiker und Wissenschaftler warnen: Das ist erst der Anfang.

Hitzerekorde, Waldbrände und Notlagen: Weite Teile Europas lagen am Dienstag unter einer drückenden Hitzeglocke mit stellenweise noch nie erreichten Höchstwerten. Ein weiteres Problem ist die anhaltende Dürre, die in Frankreich, Italien, Portugal und Griechenland Waldbrände begünstigt.

Tausend Hitzetote in Portugal – Waldbrände durch Brandstiftung

In Portugal hat die Hitze bislang mehr als 1.000 Tote gefordert. Bis zum 18. Juli seien 1.063 Menschen an den Folgen der derzeitigen Hitzewelle gestorben, sagte die Chefin der portugiesischen Gesundheitsbehörde, Graca Freitas, am Dienstag. Portugal zähle zu den Gebieten in der Welt, die stärker als andere von extremer Hitze betroffen sein dürften. Das Land müsse sich in Zukunft auf Phasen mit höheren Temperaturen besser vorbereiten. Die Temperatur war in der vergangenen Woche auf über 40 Grad Celsius gestiegen.

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Die Waldbrände der vergangenen Wochen sind laut portugiesischer Regierung auch auf Unachtsamkeit und vorsätzliche Brandstiftung zurückzuführen. Mehr als 50 Menschen seien in diesem Jahr bis Mitte Juli unter dem Verdacht festgenommen worden, für Feuerausbrüche im Wald verantwortlich zu sein, erklärte Innenminister José Luis Carneiro. Nach Angaben der Naturschutzbehörde ICNF vernichteten Brände dieses Jahr in Portugal in gut sechseinhalb Monaten bereits fast 60.000 Hektar - mehr als doppelt so viel wie im ganzen Vorjahr.

Griechenland: Waldbrände im Nordosten Athens

Im Nordosten der griechischen Hauptstadt Athen brennt es derweil weiter. Die Flammen drangen in bewohntes Gebiet ein und zerstörten zahlreiche Häuser. Drei Feuerwehrleute und neun Einwohner sind Berichten des staatlichen Rundfunks zufolge leicht verletzt und mit Atemwegsbeschwerden in Krankenhäuser gebracht worden. Sieben Ortschaften und ein Kinderkrankenhaus wurden evakuiert. Wie ein Sprecher der Feuerwehr am Mittwochmorgen mitteilte, wurden mit dem ersten Tageslicht neun Löschflugzeuge und sieben Löschhubschrauber im Kampf gegen die Flammen eingesetzt. Zudem seien die Besatzungen von 120 Löschfahrzeugen im Einsatz.

Dicke bräunliche Rauchschwaden waren am Mittwochmorgen aus fast allen Stadtteilen Athens zu sehen. Vorübergehend mussten wegen der begrenzten Sicht Teile der Autobahn gesperrt werden, die Athen mit seinem Flughafen verbindet. Die Löscharbeiten werden erschwert, weil es keine Feuerfront gibt. Unzählige Brände toben in bewaldetem Gebiet wie auch in Wohnvierteln der Ortschaften rund um den Berg Penteli im Nordosten Athens, berichtete der staatliche Rundfunk weiter. Das Feuer war am Dienstagnachmittag aus bislang unbekannten Gründen ausgebrochen und war zunächst klein, berichteten Augenzeugen. Binnen kürzester Zeit fachten starke Winde es zu einem Großbrand an.

Waldbrände auch in Italien und Frankreich

Die italienische Feuerwehr evakuierte am Dienstag in der Toskana mehr als 100 Menschen wegen eines großen Waldbrandes bei Lucca aus ihren Häusern. Der Brand in der Gemeinde Massarosa beschäftigt die Einsatzkräfte bereits seit Montagabend. Der Regionalpräsident der Toskana, Eugenio Giani, sprach von einer betroffenen Fläche von ungefähr 400 Hektar. Der Rauch sei bis in die umliegende Provinzen gezogen. Fünf Helikopter und vier Löschflugzeuge kämpften aus der Luft gegen die Flammen.

Keine Entwarnung gab es bei zwei Großbränden im westfranzösischen Département Gironde, die seit Tagen in der Nähe von Bordeaux wüten. Allein dort wurden bisher 19.000 Hektar Wald vernichtet, rund 37.000 Einwohner und Urlauber mussten vorsorglich in Sicherheit gebracht werden. Im Einsatz sind knapp 1700 Feuerwehrleute.

Brände und Rekordtemperaturen in Großbritannien

Die Hitze und die anhaltende Dürre führen auch in Westeuropa zu Problemen. Temperaturen von mehr als 40 Grad wurden am Dienstag in Großbritannien gemessen - eine historische Premiere. In Coningsby im Osten Englands erreichten die Temperaturen nach Angaben der nationalen Wetterbehörde 40,3 Grad. Die Hitze führte unter anderem zu Problemen im Bahnverkehr. Am Londoner Bahnhof Kings Cross wurden alle Züge gestrichen.

Derweil zerstörte ein Brand mehrere Häuser und Felder in einer Ortschaft östlich von London. Rund hundert Feuerwehrleute und 15 Löschfahrzeuge waren im Kampf gegen das Feuer im etwa 30 Kilometer von London entfernten Ort Wennington im Einsatz, wie die Londoner Feuerwehr mitteilte.

Führende Politikerinnen warnen vor schwachem Klimaschutz

Aus der Politik kommen deutliche Warnungen. "Wir sind auf einem 3-Grad-Pfad", sagte die österreichische Umweltministerin Leonore Gewessler in Berlin mit Blick auf die Erderwärmung. Zuvor hatte schon Außenministerin Annalena Baerbock auf dem Petersberger Klimadialog gemahnt, dass alle Staaten die Anstrengungen zum Klimaschutz deutlich beschleunigen müssten, um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Hitzewellen wie jetzt in Europa werden künftig in den Sommermonaten normal sein - davon ist die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf überzeugt. "Solche Episoden werden immer häufiger, und der negative Trend wird noch bis mindestens 2060 anhalten, unabhängig vom Erfolg unserer Klimaschutzbemühungen", sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas am Dienstag. Es könne in Europa auch noch heißer werden. Die Regierungen müssten viel mehr für den Klimaschutz tun, sagte Taalas. "Ich hoffe, diese Ereignisse sind ein Weckruf für Regierungen, und dass sie in demokratischen Ländern Folgen bei den nächsten Wahlen haben."

Mit dpa-, AFP- und Reuters-Material.

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