Sänger R. Kelly (Archivbild)
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Sänger R. Kelly in Missbrauchsprozess schuldig gesprochen

Der US-Musiker und R'n'B-Star R. Kelly ist im Prozess um den sexuellen Missbrauch Minderjähriger schuldig gesprochen worden. Ein Geschworenengericht in New York verurteilte den Sänger des Welthits "I Believe I Can Fly" in allen Anklagepunkten.

Schuldig in allen Anklagepunkten: Der US-Musiker R. Kelly ist in einem Prozess um sexuellen Missbrauch verurteilt worden. Das verkündeten die Geschworenen am Montag an einem Gericht in New York.

Die Jury aus sieben Männern und fünf Frauen hatte seit Freitag beraten. Kelly wurden in dem Verfahren unter anderem sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Entführung und Zwangsarbeit vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft legte ihm zur Last, ein ganzes Netzwerk von Helfern aufgebaut zu haben, um seine sexuellen Gelüste zu befriedigen. Er hatte die Anklage zurückgewiesen.

Nun droht dem Musiker, der seit seiner Festnahme im Sommer 2019 im Gefängnis sitzt, eine Haftstrafe von zehn Jahren bis lebenslang. Das Strafmaß gegen den 54-Jährigen wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.

Seit Jahren Vorwürfe gegen den Musiker

Vorwürfe über unangemessene Beziehungen R. Kellys kursierten seit Jahren, doch wurden sie von Medien und Öffentlichkeit lange eher amüsiert zur Kenntnis genommen, angefangen mit Kellys illegaler Heirat mit R&B-Sängerin Aaliyah im Jahr 1994, als sie gerade einmal 15 Jahre alt war.

Rund sechs Wochen lang hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung an dem Gericht im New Yorker Stadtteil Brooklyn vor Richterin Ann Donnelly die Missbrauchsvorwürfe gegen Kelly aus mehreren Jahrzehnten detailliert ausgebreitet, auseinandergenommen und ihre Argumente dargelegt. Dutzende Zeugen hatten sich zu Wort gemeldet und Hunderte Beweisstücke waren gesichtet worden.

Kelly hatte nicht ausgesagt

Kelly sei ein Sexualstraftäter, hatte Anwältin Elizabeth Geddes für die Staatsanwaltschaft argumentiert und seine Verurteilung gefordert. Der Musiker sei selbst Opfer - von ausgedachten Geschichten und ausgeschmückten Erzählungen über Misshandlungen, hatte Kelly Anwalt Deveraux Cannick für die Verteidigung argumentiert. Kelly hatte nicht selbst ausgesagt, das Verfahren aber im Gerichtssaal verfolgt. In Illinois und Minnesota liegen weitere Anklagen gegen Kelly vor.

Das Verfahren ist - nach Fällen wie denen von Filmproduzent Harvey Weinstein und Komiker Bill Cosby - die nächste in den USA und weltweit viel beachtete juristische Aufarbeitung der #MeToo-Ära. Erste Anschuldigungen gegen den 1967 in Chicago als Robert Sylvester Kelly geborenen Musiker wurden bereits vor rund 25 Jahren bekannt. 2008 stand er wegen des Besitzes von Bildern schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor Gericht - und wurde freigesprochen.

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