Religionsmonitor 2023: Religiöse Vielfalt macht Menschen Angst
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Religionsmonitor 2023: Religiöse Vielfalt macht Menschen Angst

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Religionsmonitor 2023: Religiöse Vielfalt macht Menschen Angst

Der neue Religionsmonitor birgt überraschende Zahlen. Denn zum Beispiel sieht rund ein Drittel die religiöse Vielfalt in Deutschland als Bedrohung. Ein Religionswissenschaftler gibt Antworten, warum das so ist.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die religiöse Landkarte in Deutschland und in Europa verändert sich . Das steht im Religionsmonitor 2023 der Bertelsmann Stiftung, der in dieser Woche veröffentlicht wurde. Die religiöse Vielfalt in Deutschland nimmt zu. Die Hälfte der für die Studie Befragten ordnet sich dem Christentum zu. Dann folgt ein großer Teil an Menschen, die sich gar keiner Religion verbunden fühlt, das ist ein Drittel der Befragten, gefolgt vom Islam. Das Judentum, der Buddhismus oder der Hinduismus spielen in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle.

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Trotzdem gab ein Drittel der Befragten an, die religiöse Vielfalt als Bedrohung zu sehen. Spannend ist dabei, dass vor allem ältere Befragte dieser Ansicht sind, während jüngere Menschen weitgehend positiv auf ein breites religiöses und konfessionelles Spektrum blicken. Ein Drittel der Befragten sieht religiöse Vielfalt als Bereicherung an. Die anderen legten sich auf keine der beiden Wertungen fest.

Zum Vergleich: Bei der letzten Befragung 2013 hatten 89 Prozent aller Befragten gesagt, man solle "gegenüber allen Religionen offen sein".

Religionswissenschaftler: Religion hat immer weniger Einfluss

Das könnte daran liegen, dass in der Gesamtgesellschaft der Einfluss der unterschiedlichen Religionen zurückgeht, sagt Christoph Bochinger. Er ist Religionswissenschaftler an der Uni Bayreuth. Deswegen gebe es auch immer mehr Menschen, die immer weniger mit ihrer oder anderen Religionen zu tun haben. Bochinger sieht durch die Studie einen Trend der Individualisierung bestätigt, da "Menschen sich eine neue Religion suchen oder sich mit unterschiedlichen Richtungen von Religionen beschäftigen".

Angebote schaffen für Menschen, die wenig Kontakt mit Religionen haben

Für Christoph Bochinger ist klar: "Wenn Menschen immer mehr Kontakt mit anderen Religionen haben, dann verlieren sie auch die Angst vor anderen Religionen." Der Religionswissenschaftler empfiehlt, die Begegnungsformate von unterschiedlichen Religionen und die Kontakte zwischen religionsfremden mit religiösen Menschen zu stärken.

Studienautorin: Religionsunterricht nicht mehr zeitgemäß

Yasemin El-Menouar ist bei der Bertelsmannstiftung für den Religionsmonitor zuständig. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt, der Religionsunterricht, bei dem Schülerinnen und Schüler getrennt nach Konfessionen unterrichtet werden, "ist nicht mehr zeitgemäß". Denn so könnten die Kinder und Jugendlichen sich nicht über Religion austauschen.

El-Menouar ist überzeugt, ohne mehr Möglichkeiten zum interreligiösen Dialog, ohne Räume zum Austausch wird sich an der distanzierten Haltung vieler Menschen zur Religion nichts ändern.

Mit Material der Katholischen Nachrichtenagentur

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