Explosion auf der Krim-Brücke
Bildrechte: picture alliance / AA | Vera Katkova

Explosion auf der Krim-Brücke

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Putin macht Ukraine für Explosion auf Krim-Brücke verantwortlich

Zunächst hatte er geschwiegen, jetzt hat sich Wladimir Putin doch zur Explosion auf der Krim-Brücke geäußert. Der russische Präsident spricht von einem "Terrorakt", für den ukrainische Geheimdienste verantwortlich seien.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Zur schweren Explosion auf der Krim-Brücke wollte sich Wladimir Putin nach Kremlangaben eigentlich nicht so schnell äußern. Nun aber trat er doch auf - sichtlich erregt: Der russische Präsident bezeichnete den Vorfall als "Terrorakt", für den die ukrainischen Geheimdienste verantwortlich seien. "Die Täter, Ausführenden und Auftraggeber sind die ukrainischen Geheimdienste", erklärte der Kremlchef am Abend. Er fügte an: "Es gibt keine Zweifel. Das ist ein Terrorakt, der auf die Zerstörung kritischer ziviler Infrastruktur der Russischen Föderation ausgerichtet war."

Die Brücke zwischen dem russischen Festland und der Krim-Halbinsel war am Samstag schwer beschädigt worden, nachdem nach russischen Angaben eine Lkw-Bombe explodiert war. Kiew hat eine Beteiligung bislang nicht eingeräumt. Ukrainische Medien hingegen vermuteten bereits, dass der ukrainische Geheimdienst dahinterstecken könnte.

Putin beruft Sicherheitsrat ein

Bei der Vorbereitung des Anschlags hätten russische Bürger und ausländische Staaten mitgeholfen, sagte der Chef der nationalen Ermittlungsbehörde, Alexander Bastrykin, bei dem Treffen mit Putin, von dem Staatsmedien Videoausschnitte veröffentlichten. Bastrykin sagte, er habe Ermittlungen wegen Terrorismus aufgenommen. Es seien viele Zeugen, auch Augenzeugen, vernommen worden. Die Untersuchungen zu dem Anschlag liefen weiter, darunter Sprengstoffanalysen, genetische und kriminalistische Expertisen.

Der Kreml hat für diesen Montag eine Sitzung Putins mit dem russischen nationalen Sicherheitsrat angekündigt. Dort könnte eine Reaktion auf den Anschlag besprochen werden. Russische Nationalisten hatten bereits einen Vergeltungsschlag gefordert.

Kiew sieht "Spur nach Russland"

Offiziellen Angaben aus Moskau zufolge starben bei der Explosion auf der Krim-Brücke drei Menschen. Nach der Detonation des Lkw waren mehrere Tankwaggons eines Zugs in Flammen aufgegangen. Teile der strategisch wichtigen Brücke stürzten ein. Das Bauwerk gilt als Herzensprojekt von Putin; er hatte es 2018 persönlich eingeweiht und dabei in einer Lastwagenkolonne selbst am Steuer gesessen. Nach der Detonation wurden Bahn- und Autoverkehr eingestellt, sind mittlerweile aber weitgehend wieder aufgenommen.

Die schwere Explosion weckte international Befürchtungen vor einer weiteren Eskalation des Kriegs. Die Ukraine hatte in der Vergangenheit wiederholt mit Angriffen auf die 19 Kilometer lange Brücke gedroht, die ein wichtiger Versorgungs- und Nachschubweg auch für die russischen Truppen auf der Krim ist. Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak betonte aber, der explodierte Lastwagen sei aus Russland gekommen, dies weise "eindeutig auf eine Spur nach Russland hin".

Bei dem Besitzer des Lastwagens handelt es sich nach russischen Angaben um einen Einwohner der südrussischen Region Krasnodar. Sein Haus wurde demnach durchsucht. Auch die Fahrtroute des explodierten Lastwagens wurde der Ermittlungsbehörde zufolge rekonstruiert. Er sei unter anderem in Bulgarien, Georgien, Armenien sowie den russischen Regionen Nordossetien und Krasnodar gewesen, hieß es.

Bildrechte: Sputnik/Gavriil Grigorov/Kremlin
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Wladimir Putin

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

FSB spricht von mehr als 100 Angriffen

Der für die Grenzsicherheit zuständige russische Geheimdienst FSB teilte unterdessen mit, der Beschuss des russischen Grenzgebiets durch die Ukraine habe "erheblich" zugenommen. Dies gelte vor allem für die Region Belgorod, die an die ukrainische Region Charkiw grenzt. Auch die russischen Regionen Briansk und Kursk würden attackiert. In der zurückliegenden Woche habe es mehr als 100 Angriffe mit Mehrfachraketenwerfern, Artillerie, Mörsern und Drohnen auf 32 Orte gegeben. Dabei sei ein Mensch getötet worden, fünf weitere Menschen seien verletzt worden.

Nach den Rückschlägen in der Ukraine hatte die russische Armee am Samstag den Kommandeur ihrer Ukraine-Offensive ausgetauscht. Armeegeneral Sergej Surowikin sei zum Kommandeur der Truppen "im Gebiet des militärischen Spezialeinsatzes" in der Ukraine ernannt worden, gab das Verteidigungsministerium in Moskau bekannt. Die Ukraine hatte in den vergangenen Wochen bei ihrer Gegenoffensive im Süden, Nordosten und Osten des Landes große Geländegewinne gemeldet.

Tote bei russischem Angriff in Saporischschja

Bei neuen russischen Raketenangriffen auf die südukrainische Stadt Saporischschja wurden nach neuen Behördenangaben mindestens 13 Menschen getötet. Zunächst war von 17 Toten die Rede gewesen. Die russische Armee erklärte, sie habe mit "Hochpräzisionswaffen" "ausländische Söldner" nahe Saporischschja angegriffen.

Bereits am Donnerstag war die Stadt mit Raketen beschossen worden. Nach diesem Angriff wurden bislang 17 Todesopfer geborgen. "Wieder Saporischschja. Wieder gnadenlose Angriffe auf friedliche Leute", schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram.