Bischof Joseph Strickland auf einer Demonstration von Abtreibungsgegnern in Tyler, Texas.
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Bischof Joseph Strickland auf einer Demonstration von Abtreibungsgegnern in Tyler, Texas.

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Paukenschlag in Rom: Papst feuert US-Bischof Strickland

Papst Franziskus hat den erzkonservativen US-amerikanischen Bischof Joseph Strickland seines Amtes enthoben. Strickland hatte durch rüde Kritik am Reformprogramm des Papstes und durch seinen Schulterschluss mit Radikalen von sich reden gemacht.

Papst Franziskus hat Joseph Strickland, den US-amerikanischen Bischof von Tyler, Texas, aus dem Amt entlassen. Zum vorübergehenden Verwalter des Bistums ernannte er den Bischof von Austin, Joe Vasquez, teilte das vatikanische Presseamt mit.

Joseph Strickland: Hardliner mit großer Social-Media-Gemeinde

Strickland, der Ende 2012 von Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Tyler ernannt worden war, ist der lautstärkste Vertreter einer Gruppe konservativer bis ultrakonservativer US-Bischöfe, die durch massive Kritik am amtierenden Papst auffallen – nicht zuletzt in den sozialen Medien. Auf X (vormals Twitter) hatte der Bischof zuletzt 136.000 Follower – das sind mehr als sein Bistum Tyler in Texas Einwohner hat. Themen des Anstoßes sind stets Fragen über die Rolle von Frauen, den Umgang mit sexuellen Minderheiten, eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Eucharistie sowie Abtreibung und Klimawandel.

Auch in der analogen Welt sorgte Strickland immer wieder für Kopfschütteln, nicht nur im Vatikan. So beteiligte er sich am sogenannten Jericho-Marsch christlicher Nationalisten im Vorfeld des Sturms auf das Kapitol vom 6. Januar 2021 und unterstützte Priester, die sich Corona-Impfungen verweigerten. Zur aktuellen Weltsynode erklärte Strickland, diese verbreite eine "böse und falsche Botschaft".

Verschwörungstheorien über Franziskus

Dem Papst warf Strickland vor, mit seinen Reformansätzen "das Pfand des Glaubens zu zerstören. Folgt Jesus." Das Fass zum Überlaufen könnte eine Aktion vom 31. Oktober gebracht haben, die wie eine katholische Variante von Donald Trumps Wahlbetrugslegenden anmutet: Strickland las in einem Beitrag für ein Forum konservativer Katholiken in Rom aus dem Brief eines Freundes vor, in dem Papst Franziskus beschuldigt wird, das Papstamt unrechtmäßig erobert und den rechtmäßigen Papst verdrängt zu haben. Wörtlich hieß es in dem von Strickland zustimmend verlesenen Brief: "Würdet ihr zulassen, dass derjenige, der den wahren Papst verdrängt hat und versucht hat, auf einem Stuhl zu sitzen, der ihm nicht zusteht, nun das definiert, was die Kirche sein soll?"

Visitation und Geheimtreffen im Vatikan

Im Juni war Stricklands Diözese Tyler Gegenstand einer sogenannten Visitation, also einer förmlichen Untersuchung der vatikanischen Bischofsbehörde, die nach Aussage Stricklands gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur CNA aber nur "einige administrative Probleme" zutage gebracht habe. In amerikanischen Medienberichten war vom Verdacht finanzieller Unregelmäßigkeiten die Rede. Ein vertrauliches Treffen im Vatikan hatte Spekulationen über eine bevorstehende Ablösung Stricklands weiter befeuert. Der allerdings erklärte im "Religion News Service" zuletzt, er werde seinen Bischofsstuhl nicht einfach so räumen. Jetzt hat Papst Franziskus ihm die Entscheidung abgenommen.

Mit Material von KNA

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