Beginn der katholischen Weltsynode
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Beginn der katholischen Weltsynode

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Reformer, Bewahrer und Frauen: Katholische Kirche plant Zukunft

Seit dieser Woche beraten Geistliche erstmals mit Laien und Frauen in der Audienzhalle des Vatikans über die Zukunft der Kirche. Auf der Weltsynode geht es um Fragen der Macht und um die kirchliche Sexualmoral - aber auch um den Umgang miteinander.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Zum ersten Mal sitzen in der Audienzhalle des Vatikans die Teilnehmer einer Synode an runden Tischen. Pfarrer neben Laien, Kardinäle neben Frauen. "Das ist ein völlig neues Gefühl, speziell für mich als Priester", sagt Thomas Schwartz, der vom Papst berufen wurde. Hier könne man sich weniger voreinander verstecken, als bei der bisher üblichen Variante, die mehr einem Vortrag gleich kam.

"Wenn du anfängst, nicht mehr zuzuhören, wird das von den anderen wahrgenommen und das fordert dich heraus", stellt Pfarrer Schwartz fest. "Du bist wirklich auf Dialog getrimmt, also auch durch diese Sitzordnung." Der Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis wird bis Ende Oktober mit rund 450 anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus aller Welt beraten, wie es mit der Kirche weitergeht.

Progressiv vs. Konservativ: ist ein Miteinander möglich?

Es geht um ein neues Selbstverständnis, um ein anderes Miteinander der Gläubigen. "Die Kirche ist das Volk Gottes, das durch die Geschichte geht, mit Christus in ihrer Mitte", sagte Kardinal Jean-Claude Hollerich, der die Synode koordiniert, bei der ersten Generalversammlung zu den Spannungen zwischen Bewahrern und Reformfreudigen. "Die sogenannten Progressiven können nicht auf Christus schauen, ohne die sogenannten Konservativen bei ihm zu sehen und umgekehrt. Das Wichtigste ist jedoch nicht die Gruppe, zu der wir zu gehören scheinen. Sondern der Weg mit Christus."

Bei Umfragen in der ganzen Welt haben die Gläubigen in den vergangenen zwei Jahren Änderungswünsche formuliert. Die Rolle der Frau müsse stärker berücksichtigt, die Laien mehr eingebunden werden. Die Kirche brauche eine neue Sexualmoral, nach den grauenvollen Missbrauchsskandalen müsse Macht anders verteilt werden.

Doch manche Synodenteilnehmer wie Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller befürchten, dass die Weltsynode das eigentlich Katholische aus dem Blick verlieren könnte. "Veränderung in dem Sinn meine ich, dass allenfalls wir uns verändern können", sagt Müller. "Wir können nicht sagen, Christus hat die Kirche gebaut und jetzt kommen wir Architekten und bauen das irgendwie nach unseren Maßstäben um."

Papst Franziskus: Synode ist kein Parlament

Die Spannungen auszuhalten zwischen den konträren Meinungen – auch das sei eine Aufgabe der Synode, so die Organisatoren. Bei der Eröffnungsmesse auf dem Petersplatz machte Papst Franziskus klar, dass sie kein Parlament sei, sie verfolge keinen Reformplan. Er mahnte eine Kirche an, die mit fröhlichem Gemüt das Wirken Gottes betrachten müsse, "und die inmitten der manchmal aufgewühlten Wogen unserer Zeit nicht den Mut verliert, keine ideologischen Auswege sucht, sich nicht hinter erworbenen Überzeugungen verbarrikadiert, sich nicht auf bequeme Lösungen einlässt, sich nicht von der Welt das Programm diktieren lässt."

Wie geht es weiter mit dem Synodalen Weg?

Hohe Erwartungen, so der Papst, könnten womöglich nicht erfüllt werden. Doch viele Teilnehmer haben schon vor dem Auftakt gespürt, dass sie nicht mit leeren Händen nach Hause kommen können. "Das Problem ist, dass viele wichtige Fragen in Rom entschieden werden müssen", sagt die Schweizerin Helena Jeppesen-Spuhler, die zu den 54 Frauen zählt, die erstmals ein Stimmrecht haben. "Und deswegen müssen wir das diskutieren, ob das so bleiben wird oder ob die lokalen Kirchen eigene Entscheidungen treffen können."

Anhand eines Arbeitsdokumentes, des sogenannten Instrumentum Laboris werden die Leitfragen des synodalen Prozesses, der seit 2021 im Gang ist, abgearbeitet. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing ist zuversichtlich. "Da ist ganz klar beschrieben: Es braucht auch Strukturen, es braucht auch Verfahren. Es braucht die Einigung über konkrete Art und Weisen, wie wir nach vorne gehen und Fragen beantworten." Damit sei das Ziel festgelegt, auch wenn es vielleicht nicht gleich erreicht werde.

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