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Nord-Stream-Pipelines: CIA warnte Ukraine vor Anschlägen

Der US-Geheimdienst CIA hat die Ukraine Monate vor den Anschlägen davor gewarnt, die Nord-Stream-Pipelines anzugreifen. Die Warnung war auch Deutschland bekannt. Das ist das Resultat einer Recherche-Gemeinschaft, der unter anderem die ARD angehört.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Der US-Geheimdienst Central Intelligence Agency (CIA) hat die Ukraine rund drei Monate vor dem Anschlag davor gewarnt, die beiden Nord-Stream-Pipelines auf dem Meeresgrund der Ostsee anzugreifen. Das ergaben gemeinsame Recherchen von ARD-Hauptstadtstudio, dem ARD-Politikmagazin "Kontraste", dem SWR und der Wochenzeitung "Die Zeit" zusammen mit Kollegen des niederländischen Fernsehens NOS/Nieuwsuur. Die Anschläge waren am 26. September 2022 mit mehreren Sprengungen verübt worden. Dabei wurden beide Stränge von Nord Stream 1 und einer der beiden Stränge von Nord Stream 2 unterbrochen.

Den Recherchen zufolge warnte die CIA die Ukraine im Sommer vergangenen Jahres davor, einen derartigen Anschlag verüben. Grund dafür waren Hinweise, die dem niederländischen Militärgeheimdienst M IVD vorlagen. Demnach gab es Erkenntnisse, dass ein ukrainisches Sabotage-Team aus sechs Personen einen Anschlag auf die Nord-Stream-Pipeline plane. Dieses Team soll vom ukrainischen Armeechef Walerij Saluschnyj beauftragt worden sein. Darüber hatte die "Washington Post" vergangene Woche berichtet.

Warnung war auch Deutschland bekannt

Sowohl die CIA als auch der niederländische Militärgeheimdienst teilten den Warnhinweis auch mit weiteren westlichen Partnern, darunter Deutschland. Der Hinweis auf einen möglicherweise geplanten Anschlag erreichte die westlichen Geheimdienste etwa drei Monate, bevor es im September tatsächlich zu einem Anschlag auf die Pipelines kam. Das Szenario, vor dem Monate vorher gewarnt wurde, entspricht im Wesentlichen dem, was deutsche Ermittler zum Hergang der Anschläge ermittelten. Demnach verdächtigen sie ein Geheimkommando aus sechs Personen, unter ihnen Taucher und Tauch-Assistenten, die mit einer Segeljacht den Sprengstoff an den Pipelines platziert haben sollen.

Spuren führen in Ukraine, Beweise fehlen

Mehrere Spuren führen in die Ukraine, bewiesen ist jedoch nicht, dass der Anschlag von Ukrainern oder mit Wissen der ukrainischen Regierung verübt wurde. Konkret gelang es, das Boot zu identifizieren, das mutmaßlich für die Geheimoperation verwendet wurde. Es soll sich um eine Jacht handeln, die von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden sei, die offenbar zwei Ukrainern gehört.

Sprengstoffspuren in Boot gefunden

Ein Team aus sechs Personen soll die Anschläge durchgeführt haben: fünf Männer und eine Frau - ein Kapitän, zwei Taucher, zwei Tauch-Assistenten und eine Ärztin. Das Kommando soll den Ermittlungen zufolge am 6. September von Rostock aus mit der gecharterten Jacht in See gestochen sein. Die Ausrüstung für die Geheimoperation sei vorher mit einem Lieferwagen in den Hafen transportiert worden, heißt es. Nach Rückgabe der Jacht konnten deutsche Ermittler Sprengstoffspuren im Inneren des Bootes feststellen. Doch auch wenn Spuren des Vorgangs in die Ukraine führen, ist es den Ermittlern bislang nicht gelungen, herauszufinden, wer die mutmaßliche Tätergruppe beauftragt hat.

False-Flag-Operation nicht ausgeschlossen

In internationalen Sicherheitskreisen wird nicht ausgeschlossen, dass es sich auch um eine sogenannte False-Flag-Operation handeln könnte. Das bedeutet, es könnten bewusst Spuren gelegt worden seien, die auf die Ukraine als Verursacher hindeuten.

Explosionen hatten im September 2022 in den Wirtschaftszonen Schwedens und Dänemarks in der Ostsee mehrere Lecks in die Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 gerissen, die für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden waren. Die Pipelines waren zum Zeitpunkt der Explosionen nicht in Betrieb, enthielten aber Gas.

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