Große Rauchwolken über Wald in Kanada
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Große Rauchwolken über Wald in Kanada

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Waldbrände in Kanada sorgen für Rauch bis in die USA

Die Waldbrände in Kanada beeinträchtigen zunehmend weite Teile der nordöstlichen USA. New York leidet aktuell unter historisch schlechten Luftwerten. Auch in Washington ist der Himmel trüb. Behörden warnen vor gefährlichen Schadstoffen in der Luft.

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Menschen an der Ostküste der USA leiden zurzeit unter schlechter Luft - die Schadstoffwerte sind dramatisch hoch. Der Rauch zahlreicher Waldbrände im Osten Kanadas hat amerikanische Städte in einen dichten Nebelschleier gehüllt und das öffentliche Leben massiv eingeschränkt. Im Großraum New York, dem gleichnamigen US-Staat und Teilen New Jerseys sowie Pennsylvanias wurde am Mittwoch eine Luftverschmutzung von gefährlichem Ausmaß gemessen, selbst bis nach North Carolina und Indiana gelangten die Schwaden - mit Folgen für Millionen Menschen.

Baseballspiele abgesagt - Brandgeruch in Washington

An Großflughäfen gab es Störungen im Luftverkehr, Baseballspiele wurden verschoben und am Broadway in New York Aufführungen von Musicals abgeblasen. Brandgeruch lag mancherorts in der Luft, etwa in der Hauptstadt Washington. Viele Menschen kramten wieder ihre aus der Corona-Pandemie vorhandenen Masken hervor.

"Ich kann die Luft schmecken", schrieb der auf Krebsdiagnostik spezialisierte Mediziner Ken Strumpf in einem Facebook-Post aus Syracuse im Staat New York. Die Stadt war in dichte Schwaden gehüllt, die den Himmel bernsteingelb färbten. Der Rauch habe ihn ein bisschen benommen gemacht, sagte Strumpf später in einem Telefoninterview.

"Guter" Wert um das achtfache Überschritten

Der Luftqualitätsindex der US-Umweltbehörde EPA zeigte mitunter für Syracuse, New York City und Lehigh Valley in Pennsylvania Werte von über 400 an. Ein Wert von 50 oder darunter gilt als gut, alles über 300 als "schädlich" - ab diesem Level wird selbst gesunden Menschen geraten, körperliche Aktivitäten im Freien einzuschränken.

Der Staat New York werde eine Million N95-Masken an staatlichen Einrichtungen bereitstellen, kündigte Gouverneurin Kathy Hochul an. Der Bürgermeister von New York City, Eric Adamas, forderte die Bevölkerung auf, drinnen zu bleiben, sofern es möglich sei. Dichter Rauch trübte die Sicht auf die berühmte Skyline der Metropole, Zoos im Central Park und in der Bronx schlossen früher ihre Pforten und brachten ihre Tiere in Innenräume.

Luftfahrtbehörde unterbricht Flugverkehr

Die Bundesluftfahrtbehörde FAA unterbrach den Luftverkehr zum New Yorker Flughafen LaGuardia; Flüge mit Ziel Newark Liberty und Philadelphia mussten das Tempo zügeln, weil der Rauch für schlechte Sicht sorgte.

Am Broadway bekam die aus der Fernsehserie "Killing Eve" bekannte Schauspielerin Jodie Comer während der Nachmittagsaufführung des Stücks "Prima Facie" Atemprobleme und verließ nach zehn Minuten die Bühne. Eine Ersatzdarstellerin sei daraufhin eingesprungen, teilte das Management der Produktion mit. Eine für Mittwochabend geplante Darbietung des Erfolgsmusicals "Hamilton" wurde abgesagt, weil die sich verschlechternde Luftqualität einen Auftritt einer Reihe von Künstlern unmöglich mache, hieß es. Im Central Park wurde das beliebte Open-Air-Theaterprogramm Shakespeare in the Park auf Freitag verschoben.

Über 20.000 Kanadier mussten Häuser verlassen

Schon seit Mai zieht Rauch von etlichen Waldbränden in Kanada gen Süden in die USA, doch hat sich die Lage durch die massive Häufung von Feuern in der ostkanadischen Provinz Québec verschärft. Dort waren am Mittwoch rund 100 Waldbrände außer Kontrolle, landesweit kämpften Einsatzkräfte gegen mehr als 400 - und das ausgerechnet am "Clean Air Day", also dem Tag der sauberen Luft, der am 7. Juni in Kanada begangen wurde. Bereits mehr als 20.000 Menschen mussten wegen der Feuer ihre Häuser verlassen. Die Waldbrandsaison, die in diesem Jahr wegen ungewöhnlich trockener Bodenverhältnisse früher einsetzte als sonst, dürfte laut Behördenvertretern die schlimmste in Kanadas Geschichte sein.

Kanada bittet um Unterstützung der EU

Mehr als 950 Feuerwehrleute und andere Einsatzkräfte aus den USA, Australien, Neuseeland und Südafrika trafen in Kanada ein, um den Kampf gegen die Flammen zu unterstützen, wie eine Sprecherin der zuständigen kanadischen Behörde mitteilte. Weitere Helfer aus dem Ausland würden erwartet.

Unter anderem wurde Unterstützung aus der EU im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens angefragt. Frankreich, Spanien und Portugal haben ihre Hilfe angeboten. Kanadas Premierminister Justin Trudeau schrieb auf Twitter, er habe mit US-Präsident Joe Biden telefoniert und ihm für sämtliche Unterstützung der Amerikaner gedankt.

Mit Informationen der AP

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