Papst Johannes XXIII. (r.) betete 1962 in der Sixtinischen Kapelle in Vatikanstadt (Archivbild).
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Papst Johannes XXIII. (r.) betete 1962 in der Sixtinischen Kapelle in Vatikanstadt (Archivbild).

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Neues Kirchenverständnis: 60 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil

Vor 60 Jahren blickte fast die ganze Welt nach Rom, das Zweite Vatikanische Konzil wurde eröffnet. Frischer Wind sollte durch die Kirche wehen. Tatsächlich hat das Konzil sie grundlegend verändert. Fällt das den jungen Katholiken noch auf?

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

In seiner Heimatgemeinde im Bergischen Land engagiert sich der 18-jährige Peter Heister als Ministrant, in Rom erlebt er gerade die Stadt, in der vor 60 Jahren die größte Bischofsversammlung des 20. Jahrhunderts stattfand. Für ihn hat das Zweite Vatikanische Konzil nicht unbedingt einen Schnitt gesetzt von Alt zu Neu - also, dass man nur noch das Neue machen müsste.

Er findet es schön, dass man auch zwei verschiedene Messen feiern kann. Die Messe im Alten Ritus, die nur noch eingeschränkt möglich ist, empfindet Peter heute als Bereicherung. So selbstverständlich ist inzwischen der Gottesdienst in seiner jetzigen Form geworden. Wenn etwa der Pfarrer in der Landessprache spricht und wenn er den Gläubigen sein Gesicht und nicht den Rücken zuwendet.

Früher Latein, heute Landessprache

Das Zweite Vatikanische Konzil hat der Kirche eine Zeitenwende gebracht, davon ist Kurienkardinal Walter Kasper überzeugt. Ein neues Kirchenverständnis kam auf. So konnten nun alle teilnehmen, auch die Laien.

Und die Mitsprache in der Kirche war gewünscht. Entscheidend dabei war die Liturgie, die Gläubigen sollten nun als Gemeinde aktiv mittun. Daneben gab es die Umbrüche in der Ökumene, so Kasper. Man kam zusammen, hat miteinander diskutiert, setzte sich an einen Tisch. Das war damals neu, auch die Öffnung zu anderen Religionen. Kasper spricht von Umbrüchen und Neuanfängen, auch sie als junge Menschen habe das damals begeistert.

Kuppel des Petersdoms
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Neues Kirchenverständnis: 60 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil

Johannes XXIII. setzt Aufbruch-Stimmung in Gang

Der heute 89-jährige Kurienkardinal war damals ein junger Priester, er kann sich noch gut an die Aufbruch-Stimmung erinnern, die der damalige Papst Johannes XXIII. in Gang setzte. Am Abend der Konzilseröffnung sprach er überraschend zu den Menschen auf dem Petersplatz: "Hier ist die ganze Welt vertreten. Man könnte meinen, sogar der Mond hätte sich heute Abend besonders beeilt, um dieses Ereignis mitzuerleben."

Mondschein-Rede des Papstes

Als Mondschein-Rede wurde seine volkstümliche Ansprache berühmt, der Papst wollte die Kirche öffnen und in die Moderne bringen. "Aggiornamento" nannte er es, "Update" würde man heute sagen. Rund 2.800 Konzilsväter arbeiteten daran, in vier Sitzungsperioden, von 1962 bis 1965. Die Texte zur Liturgie, Religionsfreiheit, der Bibel oder auch dem Bischofsamt sind die Basis für das kirchliche Leben heute, so Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

  • Zum Artikel: "Bischof Georg Bätzing kritisiert Reformgegner in der Kirche"

Doch viele wichtige Themen lagen damals noch nicht auf dem Tisch, für ihn sei das insbesondere die Frage der Geschlechtergerechtigkeit. Doch diese, sagt Bätzing, sei allerdings auch gesellschaftlich erst in den letzten 60 Jahren so virulent geworden, dass sich die Kirche dieser Frage sehr intensiv stellen müsse. Seiner Ansicht nach müsse das bis in die Lehre hinein geschehen. Das war damals nicht der Punkt.

Manche Themen wurden bewusst offengelassen

Andere Themen wurden bewusst offengelassen und sind bis heute nicht gelöst. Kardinal Kasper nennt als Beispiel das Priestertum. Das Konzil habe vom gemeinsamen Priestertum aller gesprochen und habe auch das besondere Priestertum festgehalten. "Aber wie sich beides verhält, das ist irgendwie offengeblieben. Das wird sehr hart diskutiert, etwa in Deutschland beim Synodalen Weg."

Weltsynode bis 2023

Mit einer Weltsynode will Papst Franziskus nun herausfinden, was die Gläubigen vor Ort umtreibt. Zuhören ist das Losungswort. Im Herbst nächsten Jahres soll eine Bischofssynode den Prozess abschließen. Solche Synoden waren auch als Fortsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils gedacht, so Bischof Bätzing.

Das wäre dann eine Art Dauerkonzil: "Die Bischöfe in einer Repräsentation kommen zusammen, widmen sich den wichtigen Themen und gehen so weiter." Nach der Einschätzung von Bätzing folgert nun daraus der Papst, dass die Kirche eine synodale Kirche sei und nur so sei die Kirche katholisch. Das, so Bätzing, sei ein gutes Momentum. Damit ist klar: Der Wind des Konzils soll weiterhin durch die Kirche wehen. Doch wie stark er werden darf, das wird sich zeigen.

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