Nach dem Tod von Alexej Nawalny liegen Blumen, Kerzen und Bilder vor dem russischen Generalkonsulat in Frankfurt.
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Nach dem Tod von Alexej Nawalny liegen Blumen, Kerzen und Bilder vor dem russischen Generalkonsulat in Frankfurt.

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Nawalny-Team: Kreml droht mit Beerdigung in Strafkolonie

Vor einer Woche ist Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in einem russischen Straflager gestorben. Nawalnys Mutter durfte ihren toten Sohn zwar sehen, aber nicht beerdigen. Stattdessen stellen die Behörden ein Ultimatum.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Mutter des verstorbenen Kremlkritikers Alexej Nawalny darf auch weiterhin ihren toten Sohn nicht beerdigen. Die Sprecherin Nawalnys, Kira Jarmysch erklärte auf der Plattform X, dass Ljudmila Nawalnaja von einem der Ermittler aufgefordert worden sei, umgehend einer Bestattung ohne öffentliche Verabschiedung zuzustimmen, ansonsten werde Nawalny in der Strafkolonie begraben.

Ermittler stellen Ultimatum

Demnach haben die "Ermittler die Mutter von Alexej angerufen und ihr ein Ultimatum gestellt", schrieb Jarmysch. Sie habe drei Stunden Zeit, um einer geheimen Beerdigung ohne öffentliche Verabschiedung zuzustimmen. Andernfalls werde ihr Sohn in der Strafkolonie begraben.

Nawalnys Mutter besteht auf Freigabe des Leichnams

Ljudmila Nawalnaja weigert sich laut Jarmysch allerdings, mit dem Ermittlungskomitee zu verhandeln, da dieses nicht befugt sei, zu entscheiden, wie und wo ihr Sohn beerdigt werden soll. Nawalnaja habe vielmehr auf Einhaltung des Gesetzes bestanden, nach dem die Ermittler verpflichtet seien, die Leiche innerhalb von zwei Tagen nach Feststellung der Todesursache, in diesem Fall also Samstag, zu übergeben. 

Nawalnys Mutter bestehe darauf, dass die Behörden die Beerdigung und die Trauerfeier nach den Gepflogenheiten stattfinden lassen. Die Mutter des im russischen Straflager gestorbenen Kremlgegners hatte nach tagelangem Warten erst am Donnerstag Zugang zu seiner Leiche erhalten. Sie habe den Körper ihres Sohnes in der Leichenhalle zu sehen, aber nicht ausgehändigt bekommen, teilte Ljudmila Nawalnaja in einem Video mit.

Russische Persönlichkeiten fordern Freigabe von Nawalnys Leichnam

Mehrere russische Aktivisten sowie führende Persönlichkeiten aus dem Kulturbereich fordern inzwischen die Freigabe des Leichnams. "Es ist unangenehm, darüber in diesem Land zu sprechen, das sich immer noch als christlich betrachtet", sagte der russische Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow in einem der insgesamt 25 von Nawalnys Team online veröffentlichten Videos. "Gebt Ljudmila Iwanowa einfach ihren Sohn (...) ohne irgendwelche Bedingungen", fuhr Muratow fort.

In weiteren Videos äußern sich etwa Nadeschda Tolokonnikowa, Mitglied der Protestgruppe Pussy Riot, der Schriftsteller Wictor Schenderowitsch und der Regisseur Andrej Swjaginzew. Die Anhänger Nawalnys haben dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, Nawalny im Gefängnis "getötet" zu haben. Sie werfen den Behörden vor, eine öffentliche Bestattung nicht zulassen zu wollen, da diese zu einer Demonstration der Unterstützung für Nawalnys Bewegung und gegen den Kreml würde.

"Putin hatte zu Lebzeiten viele Jahre Angst vor Nawalny", sagte der Autor und Putin-Kritiker Schenderowitsch. "Putin hat auch nach Nawalnys Tod noch Angst vor ihm - nachdem er Nawalny getötet hat, hat er immer noch Angst vor ihm."

Biden trifft Witwe und Tochter Nawalnys

US-Präsident Biden hat in Kalifornien inzwischen die Witwe und auch die Tochter Nawalnys getroffen. Wie das Weiße Haus erklärte, hat der US-Präsident in einem Hotel in San Francisco "angesichts des schrecklichen Verlusts sein tief empfundenes Beileid" ausgesprochen.

Der Präsident habe zudem "seine Bewunderung für Nawalnys außerordentlichen Mut und seinen Kampf gegen Korruption und für ein freies und demokratisches Russland" zum Ausdruck gebracht. Der Kampf des Oppositionellen werde von den Menschen in Russland und auf der ganzen Welt am Leben erhalten, "die um ihn trauern und sich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte einsetzen", betonte Biden.

USA verhängen umfangreiches Sanktionspaket gegen Russland

Anlässlich des zweiten Jahrestags der russischen Invasion in der Ukraine hatte US-Präsident Biden neue massive Sanktionen gegen Moskau verkündet. Die Maßnahmen richten sich gegen mehr als 500 Einzelpersonen und Einrichtungen und betreffen unter anderem den Rüstungssektor, das Netzwerk zur Drohnen-Beschaffung und das Zahlungssystem Mir, wie die US-Regierung mitteilte.

Betroffen sind auch drei Führungskräfte des Strafvollzugssystems, die mit der Inhaftierung des gestorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny befasst waren. Das US-Finanzministerium sprach vom größten Sanktionspaket seit den nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar 2022 verhängten Maßnahmen.

Die neuen Sanktionen würden dafür sorgen, dass Kreml-Chef Wladimir Putin "einen noch höheren Preis für seine Aggression (in der Ukraine) und seine Unterdrückung im eigenen Land zahlt", erklärte Biden. Er kündigte an, die USA würden den Druck auf die russische "Kriegsmaschinerie" aufrechterhalten.

Der Kreml bei Nacht
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Der Kreml bei Nacht

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