Faeser eröffnet IT-Sicherheitslagezentrum
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Faeser eröffnet IT-Sicherheitslagezentrum

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"Hohe Bedrohungslage": Faeser eröffnet IT-Sicherheitslagezentrum

Es soll die Cybersicherheit in Deutschland substanziell erhöhen: In Bonn hat Innenministerin Faeser das nationale Lagezentrum des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eingeweiht - und mehr Bundes-Kompetenzen gefordert.

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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat das nationale IT-Lagezentrum des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn eröffnet. In der neuen Einrichtung sollen Spezialisten unterschiedlicher Fachrichtungen die Cybersicherheitslage für Deutschland rund um die Uhr im Blick behalten und Informationen mit anderen nationalen und internationalen Sicherheitsakteuren austauschen, teilte das Ministerium mit. "Hier laufen die Fäden zusammen, um unsere Systeme zu schützen."

"Die Bedrohungslage für die Cybersicherheit ist hoch. Cyberangriffe von staatlichen Akteuren wie von Hackern nehmen immer mehr zu", betonte Faeser. Auch Desinformation und Manipulationen wie von künstlicher Intelligenz generierte Fälschungen seien "erhebliche Gefahren", betonte Faeser. "Wir wappnen uns gegen diese Bedrohungen." Besonders in diesem Jahr, wo neben der Europawahl auch drei Landtagswahlen in ostdeutschen Bundesländern anstehen, müsse man sich gegen derartige Bedrohungen wappnen, hatte Faeser betont. 

Faeser fordert mehr Bundeskompetenz

Faeser forderte bei der Einweihung mehr Kompetenzen für den Bund im Kampf gegen Cyberangriffe. "Das BSI unterstützt die Länder schon so weit wie möglich, aber wir stoßen dabei auch an verfassungsrechtliche Grenzen", sagte die SPD-Politikerin in Bonn. Unterstützung sei heute im Rahmen der Amtshilfe nur in Einzelfällen möglich. "Um Cyberangriffe aber gezielter vorzubeugen, sie schneller zu entdecken und auch koordiniert zu reagieren, müssen wir die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern [...] weiter verbessern", betonte sie.

Das BSI werde zu einer Zentralstelle ausgebaut. Bundesinnenministerium und BSI hätten den Ländern ein Konzept vorgelegt und bereiteten die notwendige Gesetzesänderung vor. "Das BSI als Zentralstelle ist ein weiterer unverzichtbarer Baustein für unsere Cybersicherheit."

Vor allem die zuständigen Behörden kleiner Bundesländer gelten bei der Abwehr als überfordert. Bisher hatten die 16 Länder aber stets auf ihre Kompetenzen gepocht. Faeser warnte aber vor erheblichen Schäden bei Unternehmen und in der öffentlichen Infrastruktur. So seien im vergangenen Oktober Verwaltungsstrukturen von 72 Städten und Landkreisen lahmgelegt worden. Sie verwies auch darauf, dass ausländische Akteure versuchten, "mit gezielten Falschmeldungen die Bevölkerung aufzustacheln und Staaten zu destabilisieren".

IT-Lagezentrum soll 2.800 Meldungen pro Jahr auswerten

BSI-Chefin Claudia Plattner erklärte: "Mit dem neuen nationalen IT-Lagezentrum haben wir die Infrastruktur geschaffen, die wir benötigen, um die Cybersicherheit in Deutschland substanziell zu erhöhen." Der nächste nötige Schritt sei die Verbesserung der Cybersicherheitsarchitektur in Deutschland, forderte auch sie. Das BSI solle dafür als zentrale Stelle dienen. "Mit einer Zentralstelle hätten wir endlich ein einheitliches und präzises nationales Lagebild für eine echte Adhoc-Einschätzung der Bedrohungslage", so Plattner.

Das neue nationale IT-Lagezentrum verfügt im Regelbetrieb über zehn Arbeitsplätze und soll pro Jahr rund 2.800 Meldungen zu IT-Sicherheitsvorfällen und Sicherheitslücken auswerten, teilte das Ministerium mit. Bei besonderen Vorfällen oder in IT-Krisen soll aus dem Lagezentrum das nationale IT-Krisenreaktionszentrum werden.

Derzeit größte Bedrohung: Angriffe mit Ransomware

"Im Ernstfall können dann durch die neue Infrastruktur bis zu 100 IT-Sicherheitsfachkräfte orchestriert zusammenarbeiten", schreibt das Ministerium. Je nach Bedrohungslage können weitere Stellen wie das nationale Cyber-Abwehrzentrum eingebunden werden, das ebenfalls in den Räumen des BSI arbeitet und 2011 eingerichtet wurde.

Zuletzt hatte das BSI durchschnittlich 70 neue Schwachstellen pro Tag festgestellt. Von Angriffen mit sogenannter Ransomware geht demnach die derzeit größte Bedrohung aus. Dabei werden Daten verschlüsselt und eine Entschlüsselung erst gegen Lösegeldzahlung - englisch "Ransom" - in Aussicht gestellt.

Mit Informationen von AFP, dpa und Reuters

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