In der Fraktion beliebt, jedoch nicht in der gesamten Linkspartei: Sahra Wagenknecht.
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In der Fraktion beliebt, jedoch nicht in der gesamten Linkspartei: Sahra Wagenknecht.

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Nach Wagenknecht-Rede zu Russland: Zerreißprobe für die Linke

Bei der Klausur des Bundesvorstands der Linken steht die Energiekrise im Mittelpunkt. Doch es geht auch um Äußerungen von Sahra Wagenknecht. Der Konflikt in der Partei wird schärfer. Landespolitikerinnen fordern den Parteiausschluss Wagenknechts.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Die Linken-Parteispitze hat nach der "Wirtschaftskrieg"-Rede von Sahra Wagenknecht im Bundestag zu Geschlossenheit aufgerufen und vor einer Gefährdung der Partei gewarnt. "Wir haben eine Verantwortung, nicht für uns nur als Partei, sondern für Millionen von Menschen, die uns gewählt haben", sagte die Vorsitzende Janine Wissler am Sonntag nach einer Klausur des Bundesvorstands in Rathenow.

Die Linke sei eine historische Errungenschaft. "Deswegen appelliere ich an alle, wirklich dieses historische Projekt nicht zu gefährden." Die Parteispitze legte zugleich einen Forderungskatalog für Hilfen in der Energiekrise vor, darunter die Verstaatlichung der Energieversorgung.

Wagenknecht fordert Stopp der Russland-Sanktionen

Die frühere Fraktionschefin Wagenknecht hatte der Bundesregierung am Donnerstag mit Blick auf Russland vorgeworfen, "einen beispiellosen Wirtschaftskrieg gegen unseren wichtigsten Energielieferanten vom Zaun zu brechen". Sie forderte einen Stopp der Wirtschaftssanktionen gegen Russland und Verhandlungen mit dem Kreml über eine Wiederaufnahme von Gaslieferungen nach Deutschland.

Wissler und Schirdewan kritisierten, dass dies in Teilen nicht den beschlossenen Positionen der Partei entspreche. Wissler erwähnte Wagenknecht am Sonntag nicht namentlich, sondern sagte, das betreffe alle, die sich öffentlich geäußert hätten oder zitiert wurden.

Die Linke: Parteivorstand und Landespolitikerinnen gegen Fraktion

Der Konflikt zwischen der Parteispitze und dem Lager um Wagenknecht verschärft sich. Deren Unterstützer Klaus Ernst und Alexander Ulrich wiesen Kritik an ihr zurück und attackierten den Vorstand.

Der frühere Parteichef Ernst, der Wagenknechts Positionen teilt, erklärte am Samstag mit dem Bundestagsabgeordneten Ulrich: "Es ist völlig unverständlich, wie eine inhaltlich korrekte Rede aus den eigenen Reihen der Partei wieder einmal diskreditiert wird." Sie fügten hinzu: "Die Positionierung der Parteiführung gegen die Fraktion in dieser Situation, in der eine geschlossene Linke mehr als notwendig wäre, macht die Überforderung der handelnden Personen im Parteivorstand deutlich."

Wagenknechts Parteiausschluss gefordert

Linke-Co-Chef Martin Schirdewan sagte in Rathenow, dass Aussagen von Mitgliedern der Partei mit Verwunderung wahrgenommen worden seien. Es gehe nun darum, daran zu arbeiten, "dass die historische Errungenschaft, die die Existenz dieser Partei bedeutet, verteidigt wird". Bei der Klausur hätten sich die Parteivorsitzenden mit der Spitze der Linksfraktion darüber ausgetauscht, sagte Wissler.

Drei ostdeutsche Landespolitikerinnen forderten Wagenknechts Ausschluss aus der Bundestagsfraktion und den Rücktritt der beiden Fraktionschefs Dietmar Bartsch und Amira Mohamed Ali, wie auf Twitter eine der drei, die Thüringer Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss, in der Nacht zu Samstag bekanntmachte.

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Linke fordert weitere Hilfen in der Energiepreiskrise

Der Linke-Bundesvorstand will nicht nur die Energieversorgung in öffentliche Hand überführen. Er dringt auch auf mehr Hilfen für Menschen mit niedrigeren Einkommen. "Mit diesen Einmalzahlungen werden viele nicht über den Winter kommen", sagte Wissler.

Nötig seien 125 Euro pro Person, für jede weitere Person im Haushalt 50 Euro. Dazu müssten Strom- und Gassperren verboten werden. Das jüngste Entlastungspaket der Bundesregierung greife zu kurz, es sei aber gut, dass Rentnerinnen und Rentner sowie Studierende berücksichtigt seien. Beide Vorsitzenden kündigten weitere Proteste in der Energiekrise an - darunter einen Aktionstag am 17. September.

Mit dpa-Material.