Verteidigungsminister Boris Pistorius.
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Ausschreitungen im Irak: Pistorius sagt Reise ab

Verteidigungsminister Pistorius hat wegen Sicherheitsbedenken seine Reise in den Irak kurzfristig abgesagt. Nach Ausschreitungen im Zusammenhang mit Anti-Islam-Protesten in Nordeuropa hatte eine deutsche Sicherheitsbehörde von der Reise abgeraten.

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Erst hatte es islamfeindliche Aktionen in Schweden und Dänemark gegeben, danach teils gewaltsame Proteste. Jetzt hat Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) eine Reise in den Irak praktisch in letzter Minute abgesagt. Das Ministerium begründet das mit Sicherheitsbedenken.

Das Bundeskriminalamt (BKA) habe abgeraten, hieß es. Die mehrtägige Reise sollte Pistorius in den Irak und nach Jordanien führen. Nach Einschätzung deutscher Stellen sei eine Verschärfung der Lage in diesen Ländern derzeit nicht auszuschließen. Der Besuch soll nun möglichst im vierten Quartal nachgeholt werden. Am Sonntag herrschte im Irak nach mehrtägigen Protesten angespannte Ruhe.

Koran-Exemplare verbrannt oder mit Füßen getreten

Zwei islamfeindliche Aktionen in Schweden sowie eine weitere Aktion am Freitag in Dänemark hatten bei Muslimen weltweit für Empörung gesorgt. Dabei wurden Koran-Exemplare verbrannt oder mit Füßen getreten.

Mehrere arabische Länder äußerten offiziellen Protest. Besonders heftig waren die Reaktionen im Irak, dessen Regierung die schwedische Botschafterin auswies. Zuvor waren Demonstranten in Bagdad in die schwedische Botschaft eingedrungen und hatten Feuer gelegt. In der irakischen Provinz Basra griffen Demonstranten Räume der dänischen Flüchtlingshilfe an.

Iran fordert Auslieferung eines Exil-Irakers

Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) kündigte am Samstagabend eine Krisensitzung an. Die Außenminister der 75 Länder zählenden Organisation mit Sitz in Saudi-Arabien wollten dabei über gemeinsame Schritte beraten. Das Außenministerium in Riad sprach von einer "systematischen Provokation gegen die Gefühle von Millionen Muslimen auf der ganzen Welt". Der Iran forderte die Auslieferung eines Exil-Irakers, der in Stockholm ein Exemplar des Korans in Brand gesetzt hatte und nun auch auf einem Koran herumtrampelte.

Iranischer Religionsführer verlangt "härteste Strafe"

Der iranische Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei sagte dazu am Samstag: "Muslimische Gelehrte sind sich einig, dass der Täter dieses Verbrechens die härteste Strafe erhalten muss." Mutwillige Koranschändungen gelten im Iran als Blasphemie. Im Extremfall kann dort für Gotteslästerung die Todesstrafe verhängt werden. Chamenei äußerte sich nicht genauer, was er mit der "härtesten Strafe" meint.

In Schweden hatte der gebürtige Iraker zweimal binnen weniger Wochen Exemplare der heiligen islamischen Schrift verunglimpft. Die Aktion war von der Polizei erlaubt worden. Kritik an Religionen ist in Schweden von der Meinungsfreiheit gedeckt. Die Behörden ermitteln jetzt aber wegen möglicher Volksverhetzung. Der Iran wie auch Saudi-Arabien und Katar bestellten Schwedens Botschafter ein.

Koran-Schändung in Dänemark

In Dänemark wurde zudem am Freitag nahe der irakischen Botschaft in Kopenhagen ein Buch verbrannt, bei dem es sich offenbar um einen Koran handelte. Facebook-Videos zeigen, wie ein Mann ein Buch anzündet und dann eine irakische Flagge darüber legt. Dann legt er die Flagge auf den Boden und geht mehrfach über sie hinweg.

Die dänische Regierung verurteilte das Verbrennen des Korans. "Das Verbrennen heiliger Texte und anderer religiöser Symbole ist eine schändliche Tat, die die Religion anderer missachtet", erklärte das Außenministerium. Zugleich verwies das Ministerium auf die Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Auch die schwedische Regierung hatte die Koran-Verbrennung verurteilt.

Mit Informationen von dpa und Reuters.

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