Buschmann zieht Konsequenzen aus dem Fall Brokstedt
Bildrechte: picture alliance/dpa | Jonas Walzberg

Bei einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg waren zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Nach Brokstedt: Buschmann will Justizbehörden besser vernetzen

Justizminister Buschmann hat Konsequenzen zur tödlichen Brokstedter Messerattacke angekündigt: Bei Abschiebungen soll der Informationsfluss unter Behörden verbessert werden. Die Polizeigewerkschaft sieht die Lösung hingegen in Abschiebegefängnissen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Als Konsequenz aus der Messerattacke von Brokstedt will Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) Hürden bei der Abschiebung von straffällig gewordenen Ausländern beseitigen. Er appellierte in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe an die Länder, "den Informationsaustausch zwischen den Strafverfolgungsbehörden und den Ausländerbehörden zu verbessern". Abschiebungen dürften nicht an fehlenden Informationen scheitern.

  • Zum Artikel: Asylpolitik: Braucht es mehr Abschiebungen?

Justizminister rügt mangelnde Zusammenarbeit von Behörden

Im Fall von Brokstedt scheine der Informationsaustausch zwischen den Behörden nicht funktioniert zu haben, kritisierte der Justizminister. Zwar sei ein Verfahren eingeleitet worden, damit der mehrfach straffällig gewordene mutmaßliche Täter Ibrahim A. Deutschland verlassen müsse. Doch sei die Anhörung "daran gescheitert, dass man den Mann nicht erreicht hat - auch nicht, als er in Untersuchungshaft saß", berichtete Buschmann. "Das kann nicht sein - gerade jemandem, der sich mit seiner Gefährlichkeit regelrecht brüstet, darf eine Untersuchungshaft nicht zum Vorteil gereichen."

Sollten Asylbewerber in Untersuchungshaft kommen, müssten die Ausländerbehörden konkret über die Inhaftierung wie auch über die Haftentlassung informiert werden, forderte Buschmann. Dabei müssten die Anschrift der Haftanstalt und die Entlassungsanschrift angegeben werden. Er habe den Ländern den Vorschlag unterbreitet, die entsprechende Verwaltungsvorschrift - die sogenannte Anordnung über Mitteilungen in Strafsachen - zu ändern, sagte Buschmann weiter. Wenn guter Wille da sei, könne das "sehr schnell" geschehen.

Polizeigewerkschaft für Abschiebegefängnisse

Angesichts der früheren Terror-Aussagen des mutmaßlichen Messerangreifers von Brokstedt forderte die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) derweil Abschiebegefängnisse für gefährliche Asylbewerber. Ibrahim A. hätte nicht auf freien Fuß sein dürfen, sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt der "Bild"-Zeitung. "Wir brauchen ein konsequentes Abschiebegewahrsam für gefährliche Flüchtlinge bis zum Tag ihrer Abschiebung - und wenn das Jahre dauert."

Die von ihm geforderten Abschiebegefängnisse könnten nach Ansicht von Wendt auch im Ausland angemietet werden, wenn als gefährlich eingestufte Migranten nicht von ihren Heimatländern zurückgenommen würden. Außerdem forderte der Gewerkschaftschef "eine bundesweit einsehbare elektronische Gemeinschaftsakte aller beteiligten Behörden für illegal Eingereiste". Polizisten und Beamte müssten "jederzeit wissen, wer vor ihnen steht und wer zuständig ist".

Auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hält Abschiebegefängnisse für sinnvoll. "Jemand, von dem derart Gefahr ausgeht, der so unmissverständlich klar gemacht hat, dass er extremistisches, terrorbereites Gedankengut hat, darf nicht wieder auf freien Fuß kommen", sagte er der "Bild"-Zeitung.

Angreifer von Brokstedt verglich sich mit Amri

Am Montag war bekannt geworden, dass Ibrahim A. sich sechs Monate vor dem Messerangriff in einem Zug mit dem Terroristen Anis Amri verglichen hatte. In seiner Gefangenenpersonalakte ist nach Angaben der Hamburger Justizbehörde dokumentiert, dass er im August 2022 im Gefängnis gesagt habe: "Es gibt nicht nur einen Anis Amri, es gibt mehrere, ich bin auch einer." Amri war im Dezember 2016 mit einem gestohlenen Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt in Berlin gefahren. Zwölf Menschen wurden getötet und dutzende weitere verletzt.

Mit Informationen von AFP, epd und dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!