Geflüchtete aus der Ukraine warten am Grenzübergang in Palanca.
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Angesichts der Entwicklung in der Ukraine muss laut dem Migrationsforscher Gerald Knaus mit noch sehr viel mehr Geflüchteten gerechnet werden.

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Migrationsforscher: Bis zu zehn Millionen Geflüchtete möglich

Angesichts der Entwicklung in der Ukraine muss laut dem Migrationsforscher Gerald Knaus mit noch sehr viel mehr Geflüchteten gerechnet werden. Es könnten bis zu zehn Millionen Menschen werden, knapp ein Viertel der Einwohner der Ukraine.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Angesichts der dramatischen Entwicklungen in der Ukraine müsse mit noch sehr viel mehr Geflüchteten gerechnet werden. Das betonte der österreichische Migrationsforscher Gerald Knaus im Bayerischen Rundfunk (BR24 TV). Es könnten bis zu zehn Millionen Menschen werden, knapp ein Viertel der 44 Millionen Einwohner der Ukraine.

Schon jetzt seien es rund 2,5 Millionen Geflüchtete seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Das ist die größte und am schnellsten wachsende Flüchtlingsbewegung seit dem ersten Weltkrieg, so der Migrationsforscher. Sowohl im Bosnienkrieg als auch 2015 seien es jeweils rund eine Million Geflüchtete gewesen.

Rückkehr nicht unbedingt möglich

Da vor allem Frauen und Kinder auf der Flucht aus der Ukraine seien und die Männer im Land blieben und kämpften, sei davon auszugehen, dass die Geflüchteten nach Kriegsende zurückwollten, führte Knaus aus. Allerdings sei das abhängig vom Kriegsausgang. Möglicherweise könnten die Menschen nicht zurück. Das Ziel von Russlands Präsident Putin sei es, die Ukraine zu erobern, zu unterwerfen und ihre Identität sowie den ganzen Staat zu zerstören. Gelinge dies, so sei für die Geflüchteten keine Rückkehr möglich. Eher sei zu erwarten, dass dann die Männer zu ihren Familien nachkämen.

Der Migrationsforscher zeigte sich beeindruckt von der Hilfe für die Geflüchteten. Die Empathie sei "groß, tief und ehrlich in ganz Europa", betonte er. Die europäischen Regierungen hätten eine "historisch einmalige" Richtlinie erlassen, wonach die Menschen sich überall in der EU aufhalten dürfen und Unterstützung sowie die Möglichkeit der Schulbildung bekämen. Das sei eine große Chance für die Zivilgesellschaft.

"Luft- und Zugbrücken" in ganz Europa nötig

"Wenn Madrid 5.000 Plätze frei hat, können die Menschen dort hin", erklärte Knaus. Die Entscheidung träfen nicht mehr die Nationalstaaten, sondern entscheidend sei, wer Platz anbieten könne. Nur der Transport müsse organisiert werden. Wichtig seien nun "Luft- und Zugbrücken" in ganz Europa, so Knaus. Wenn der Transport gut organisiert sei, dann werde auch die Empathie der Menschen länger anhalten.

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