Tausende Menschen sind am Samstag in London gegen rasant steigende Lebenshaltungskosten auf die Straße gegangen. Sie forderten die Regierung auf, denjenigen zu helfen, die mit Rechnungen und Kosten konfrontiert seien, die schneller als ihre Einkommen stiegen.
Buhrufe vor Johnsons Amtssitz
In sozialen Medien sind Videos zu sehen, wie die Menge buhte, als sie am Amtssitz von Premierminister Boris Johnson vorbeizog. Auf Transparenten war unter anderem zu lesen: "Energierechnungen jetzt senken" oder "Reichtum besteuern, nicht Arbeitnehmer".
Essen für Kinder kaufen oder Miete zahlen?
Ein Sozialarbeiter aus Südlondon, Ben Robinson, sagte, die Regierung erkenne nicht, wie schlimm die Lage für arme Menschen sei. "Wir haben Einwohner, die zu uns kommen, die wählen müssen, ob sie ihren Kindern, nicht sich selbst, Essen geben oder Miete und Heizung bezahlen", berichtete er. "Das ist eine Wahl, die in der viertgrößten Wirtschaft der Welt niemand treffen müssen sollte."
Lohnentwicklung hält Inflation nicht Schritt
Laut dem Gewerkschaftsdachverband TUC, Organisator des Protests, beträgt der Kaufkraftverlust britischer Arbeitnehmer seit 2008 effektiv 20.000 Pfund (23.275 Euro), weil die Lohnentwicklung nicht mit der Inflation Schritt gehalten hat. Zudem sind seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar Energie- und Lebensmittelpreise in Großbritannien stark gestiegen.
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Gewerkschaft kritisiert hohe Boni für Vorstände
Der Zeitung "The Guardian" zufolge erzählte Frances O’Grady, die Generalsekretärin der TUC, auch von einer ihr zugetragenen Geschichte über Kinder, die einen Teil ihres Schulessens zurückbehalten hätten, um es zum Abendessen mit nach Hause zu nehmen. "Die Preise schießen in die Höhe, aber die Boni in den Vorstandsetagen sind wieder auf Rekordniveau", wird sie zitiert.
Scholz fordert Einlenken Russlands im Streit um Getreide-Exporte
Währenddessen steigen die Lebensmittelpreise auch in Deutschland weiter. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) forderte Russland zum Einlenken im Streit um ukrainische Getreideexporte auf. "Man muss für die Welt hoffen, dass eine Verständigung gelingt", sagte er in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf laufende Verhandlungen über einen Exportkorridor über das Schwarze Meer. "Russland muss einen sicheren Transport ermöglichen und zugleich glaubhaft zusichern, dass es einen solchen Korridor nicht für eine Invasion nutzt", sagte Scholz.
Mit Material von AP und dpa.
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