Cem Özdemir (Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, spricht auf einer Pressekonferenz.
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Cem Özdemir (Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, spricht auf einer Pressekonferenz.

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Özdemir rechnet mit weiter steigenden Lebensmittelpreisen

Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir erwartet weiter steigende Lebensmittelpreise in Deutschland. "Vieles kommt leider erst noch", so der Grünen-Politiker. Ähnlich wie Wirtschaftsminister Habeck will er Abhängigkeiten reduzieren.

Die Rechnung an der Kasse in Supermärkten oder Discountern fällt zurzeit meist sehr hoch aus. Die Lebensmittelpreise steigen. Der Anstieg in Deutschland könnte weitergehen - damit rechnet zumindest Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne).

"Vieles kommt leider erst noch", sagte er der "Rheinischen Post". Die Lebensmittelindustrie habe etwa lange Einkaufsfristen für Energie. "Wir müssen im Herbst und Winter mit Steigerungen rechnen, weil sich der Handel jetzt mit teurer Energie versorgen muss und die Preissteigerungen an die Kunden weitergereicht werden."

Bauernverband: Dünger kostet das Vierfache, Futter das Doppelte

Auch der Deutsche Bauernverband beklagt massiv gestiegene Kosten für die Landwirtinnen und Landwirte und rechnet deshalb mit weiteren Preissteigerungen bei Lebensmitteln. "Dünger kostet das Vierfache, Futter kostet das Doppelte, Diesel ist fast nicht mehr bezahlbar", sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied dem Sender NDR Info. "Wir Bauern brauchen einfach höhere Preise, um überhaupt noch produzieren zu können." Er gehe deshalb davon aus, dass die Preise zumindest in nächster Zeit noch weiter steigen werden.

Özdemir: Mehrwertsteuersystem auf den Prüfstand stellen

Özdemir rief die Kritiker seines Vorstoßes, die Mehrwertsteuer auf bestimmte Lebensmittelprodukte zu senken, dazu auf, Alternativen vorzulegen. "Dass das aktuelle Mehrwertsteuersystem einmal grundsätzlich auf den Prüfstand gehört, darüber kann es nicht ernsthaft Streit geben." Der Minister regte an, eine Reform "parteiübergreifend" anzugehen und das System vom Kopf auf die Füße zu stellen. "Logik, Einfachheit und Nachhaltigkeit sind dabei die Stichworte. Da landet man dann schnell bei meinem Vorschlag", ist Özdemir überzeugt.

Arbeitsminister Heil skeptisch

Özdemir hatte sich für die Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte ausgesprochen. "Profitieren würden davon vor allem die einkommensschwachen Haushalte. Außerdem würden wir zusätzlich einen Anreiz schaffen für eine gesündere Ernährung", sagte er der "Welt am Sonntag" vor einigen Tagen. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) aber beispielsweise blieb skeptisch: Die Idee sei sympathisch - "aber ich bin mir nicht sicher, ob solche Maßnahmen zielgenau bei den Verbrauchern ankommen".

Özdemir will Abhängigkeiten reduzieren

Özdemir betonte im ZDF-"Morgenmagazin" am Dienstag, dass er, ähnlich wie sein Ministerkollege Robert Habeck (Die Grünen) im Wirtschaftsministerium, die Abhängigkeiten von autoritären Ländern reduzieren will. "Die Abhängigkeit von mineralischem Dünger muss runter, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, in dem Fall Gas, muss runter."

Russland verschärft Krise weltweit

Nach den hohen Preisen für Obst und Gemüse gefragt, verwies der Grünen-Minister auch noch einmal auf die Entlastungspakete der Bundesregierung. Özdemir sagte aber auch: "Ehrlicherweise muss ich auch zugeben: Ich kann die Folgen des Krieges als bundesdeutscher Agrarminister nicht ungeschehen machen." Der Krieg in der Ukraine müsse enden. Denn eine Kriegsstrategie Russlands sei, die "Ukraine kaputt machen, gleichzeitig dafür sorgen, dass die Krise weltweit verschärft wird, sodass Russland anschließend sagen kann: Ich würde euch ja gerne beliefern, wenn der Westen die Sanktionen aufhebt".

Mit Material von AFP.

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