Ein Händler trägt einen Brotkorb vor einem Restaurant in einer Istanbuler Flanierstraße.
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Brotlieferant vor Restaurants in Istanbul.

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Kurssturz in der Türkei: Lira fällt auf Rekordtief

Der türkische Präsident Erdogan hat mit umstrittenen Aussagen einen weiteren Kurssturz der Landeswährung ausgelöst. Diskussionen verursachten auch Erdogans Parteikollegen: Sie empfahlen der Bevölkerung, sich beim Einkauf zu beschränken.

Die türkische Lira ist auf ein neues Rekordtief gefallen. Der Kurs der Währung zum Dollar gab binnen weniger Stunden um 13 Prozent nach, so dass fast 13 Lira nötig für einen Dollar waren. Grund für den weiteren Fall war die Aussage von Präsident Recep Tayyip Erdogan, er werde seine Geldpolitik nicht ändern und dem "Druck widerstehen", die Leitzinsen zu erhöhen.

Erdogan hält am Niedrigzins-Kurs fest

Die Notenbank hatte zuletzt auf Erdogans Druck die Leitzinsen gesenkt und so die Lira auf Tiefstände geschickt. Erdogan vertritt entgegen der geltenden Lehre die Meinung, dass hohe Zinsen die Inflation befördern. Allein in diesem Monat hat die Lira gegenüber Dollar und Euro rund ein Viertel ihres Wertes verloren. Die Inflation im Land lag zuletzt bei knapp 20 Prozent, was viele Menschen finanziell unter Druck setzt.

Der erneute Absturz der Währung folgt auf Aussagen Erdogans, in denen er die drastischen Zinssenkungen verteidigte. Er forderte eine "wettbewerbsfähige" Lira: Ein noch schwächerer Wechselkurs solle Investitionen und Arbeitsplätze fördern. Die Inflation dürfte Experten zufolge damit aber weiter angeheizt werden, da eingeführte Waren teurer werden.

AKP-Politiker empfehlen, sich beim Gemüsekauf zu beschränken

Politiker von Erdogans Regierungspartei AKP sorgen unterdessen mit Spartipps für Diskussionen. AKP-Politiker Zülfü Demirbag riet Bürgern, statt zwei Kilo Fleisch monatlich nur ein halbes zu essen. Anstatt zwei Kilo Tomaten reichten vielleicht auch zwei Stück. Gemüse außerhalb der Saison sei ohnehin nicht besonders gesund. Anfang des Monats hatte Energieminister Fatih Dönmez geraten, die Heizungen runterzudrehen, um Geld zu sparen.

Debatte um Ende der Unabhängigkeit der Notenbank

Der Druck auf die Notenbank dürfte Beobachtern zufolge anhalten. So forderte Devlet Bahceli, Chef der ultranationalistischen Partei MHP, eine Diskussion über das Ende der Unabhängigkeit der Notenbank. Die MHP ist Teil der Regierung Erdogans. "Unabhängige Institutionen können nicht über dem Willen des Volkes stehen", sagte Bahceli. "Die Türkei soll frei von der Zinsbelastung sein." Zudem forderte er, dass sich die Türkei dem Internationalen Währungsfonds und der "Zinslobby" entgegenstelle. Die Aussagen dürften das Vertrauen in die Lira und die türkische Wirtschaft weiter schwächen.

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