Seehofer, Münch und Strobl stellen die Polizeiliche Kriminalstatistik 2020 vor.
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Kriminalitätsstatistik

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Kriminalitätsstatistik: Weniger Einbrüche – mehr Nepp im Netz

Deutschland wird laut polizeilicher Kriminalstatistik sicherer. Mitverantwortlich ist die Corona-Krise. Die Internetkriminalität nimmt zu. Was dort geschieht, wird selten aufgeklärt. Das meiste bleibt im Dunkeln.

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Die Pandemie schlägt auch in der Kriminalitätsstatistik durch. 75.023 Wohnungseinbrüche und damit 14 Prozent weniger als 2019 registriert die polizeiliche Kriminalstatistik, die Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in Berlin vorgestellt hat. So viele Menschen wie nie arbeiten im Homeoffice, viele bleiben wegen Ausgangsbeschränkungen zu Hause. Auch die Zahl der Kfz-Diebstähle sinkt vergangenes Jahr stark, um fast 16 Prozent. Ladendieben fehlt während des Lockdowns ebenfalls die Geschäftsgrundlage: Ladendiebstähle gingen um 7,7 Prozent zurück.

Weniger Straftaten trotz mehr Einwohnern

Insgesamt haben die Ermittler im vergangenen Jahr bundesweit 5,3 Millionen Straftaten registriert. Das sind 2,3 Prozent weniger als 2019. Und das obwohl gleichzeitig die Einwohnerzahl der Bundesrepublik gestiegen ist, sagt Seehofer. Die Aufklärungsquote steigt geringfügig auf 58,4 Prozent. Tötungsdelikte werden besonders häufig aufgeklärt (fast 95 Prozent), Diebstähle und Einbrüche eher weniger (knapp 16 Prozent).

Onlinehandel boomt - Internetkriminalität auch

Im Internet nimmt die Kriminalität dagegen deutlich zu. "Mehr Onlinehandel bedeutet leider auch mehr Kriminelle, die ihre Chancen in diesem Bereich sehen und nutzen", sagt Seehofer. In Zahlen heißt das 11,5 Prozent mehr Warenbetrug. Etwa: Bestellt, bezahlt, aber nie geliefert. Im Computerbereich nimmt das Eindringen in Unternehmens-IT und die Erpressung zu, Kriminelle kaufen häufiger mit gestohlenen Zahlungsdaten ein. 6,2 Prozent Zunahme auf 130.611 verzeichnet die Kriminalstatistik in diesem Bereich. Ermittler gehen aber davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Straftaten um ein Vielfaches höher liegt. Die Aufklärungsquote bleibt gering bei rund 32 Prozent.

Viel Meldungen von Kinderpornografie

Bei Darstellungen sexueller Gewalt gegen Kinder, sogenannter Kinderpornografie, verzeichnen die Ermittler eine Zunahme von 53 Prozent gegenüber 2019. Den Anstieg begründet Seehofer vor allem mit deutlich mehr Meldungen an Internetbeschwerdestellen. Zum Beispiel durch "NcMec", eine Organisation in den USA, die Darstellungen von sexueller Gewalt an Kindern im Netz aufspürt und an die Ermittlungsbehörden der Länder weiterleitet. Das hilft laut Seehofer ein großes Dunkelfeld auszuleuchten.

Dunkelfeld Familie

Die Polizeiliche Kriminalstatistik bildet nur ab, was auch zur Anzeige gebracht wurde. Das ist das sogenannte Hellfeld. Gewalttaten zu Hause nahmen 2020 um sechs Prozent zu. Aber häusliche Gewalt wird oft nicht angezeigt. Das wahre Ausmaß und das Leid der Opfer bleibt den Behörden meist verborgen. Während des Lockdowns sei das Dunkelfeld wohl noch deutlich größer geworden, sagt der Bundesinnenminister. Hinweise darauf lieferten deutlich mehr Anrufe bei Hilfetelefonen. Mit dem Bundeskriminalamt wurde jetzt eine Befragung gestartet, um die Größenordnung während Corona zumindest etwas genauer einschätzen zu können.

Bayern statistisch am sichersten – Berlin am gefährlichsten

Bayern führt die Liste der sichersten Bundesländer an. Die gemeldeten Straftaten pro 100.000 Einwohner liegen hier bei 4.528. Gefolgt von Baden-Württemberg mit 4.852. Am unsichersten sind laut Statistik die Bewohner Berlins. Dort sind es 13.739 Straftaten.

Die Zahlen für Bayern hatte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schon vor gut fünf Wochen vorgestellt. Er sprach dabei von der niedrigsten Kriminalitätsbelastung seit 41 Jahren. Die Polizei registrierte im Freistaat 2020 insgesamt 594.243 Straftaten. Die Aufklärungsquote liegt mit gut 68 Prozent deutlich über dem Bundesschnitt.

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