Vor einer Schulklasse hält eine Lehrerin ein Tablet mit dem Aufbau einer Pflanze: Blüte, Stängel, Blätter, Zwiebel, Wurzeln.
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Die Staatsbürgerschaft durch Geburt bringt Untersuchungen zufolge bessere Schulerfolge für Kinder von Migrantinnen und Migranten.

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Kinder von Eingewanderten: Mit deutschem Pass erfolgreicher

Laut einer Studie verzeichnen Kinder von eingewanderten Menschen seit der Staatsbürgerschaftsreform mehr Schulerfolge. Darunter bessere Deutschkenntnisse und ein verbesserter Zugang zu höherer Bildung. Offenbar gilt das aber vorwiegend für Jungen.

Die Staatsbürgerschaft durch Geburt bringt Untersuchungen zufolge bessere Schulerfolge für Kinder von Migrantinnen und Migranten. Das geht aus einer am Mittwoch in München veröffentlichten Studie der Wissenschaftler Helmut Rainer vom ifo-Institut und Christina Felfe von der Universität Würzburg hervor.

Bessere Schulleistungen durch deutsche Staatsangehörigkeit

Sie veranlasse Einwanderereltern etwa dazu, ihren Nachwuchs in der Vorschule anzumelden. So hätten alle Kinder mit internationalem Hintergrund, die nach der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts in Deutschland geboren worden seien, die Vorschule besucht. Die Forschenden stützten sich für ihre Ergebnisse auf Schuleintrittsuntersuchungen und Schulregister.

Bis 1999 bekamen Kinder nur dann die deutsche Staatsbürgerschaft, wenn mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit besaß. Seit dem 1. Januar 2000 gilt das "Geburtsortsprinzip". Seitdem wird jedem in Deutschland geborenen Kind ein bedingtes Recht auf die deutsche Staatsbürgerschaft gewährt.

Nach der Studie schnitten am Ende der Vorschulzeit die Kinder bei ihren Deutschkenntnissen und ihrer sozio-emotionalen Reife viel besser ab als Kinder ohne automatische deutsche Staatsbürgerschaft. Dadurch träten Einwandererkinder früher von der Vor- in die Grundschule über. Auch sinke die Wahrscheinlichkeit, in der Grundschule eine Klasse wiederholen zu müssen. In der Folge steige auch die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen. Das ist gerade für die späteren Arbeitsmarktchancen von besonderer Bedeutung.

Positive Effekte auf Jungen beschränkt

Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass sich durch die Staatsbürgerschaft ab Geburt die bestehende Kluft zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund beim Gymnasialbesuch um fast die Hälfte reduziert. Einen Wermutstropfen gebe es dennoch, so die Studie. So blieben die positiven Auswirkungen der Staatsbürgerschaft durch Geburt auf die Jungen beschränkt.

Selbst erhobene Daten zu allen Mädchen und Jungen von neunten und zehnten Klassen in acht deutschen Städten hätten ergeben, dass die Staatsbürgerschaft durch Geburt bei Jungen dazu geführt habe, dass sich eine beträchtliche Bildungslücke in Kernfächern wie Deutsch und Mathematik zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund nahezu geschlossen habe. Bei Schülerinnen seien solche Effekte nicht zu erkennen gewesen.

Warum Integration so wichtig ist

Laut der Studie sind Kinder mit internationalem Hintergrund in vielen Industrieländern die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe. Sie würden die Gesellschaften der Zukunft prägen. Für Aufnahmeländer sei es deshalb wichtig, die Kinder von Einwanderern erfolgreich zu integrieren. Ein liberaler Zugang zur Staatsbürgerschaft mit kurzen Wartezeiten treibt laut ifo-Institut die ökonomische und soziale Integration voran.

Unter Verwendung von KNA-Material.

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