Pfllegekraft und Bewohnerin im Rollstuhl auf dem Flur in einem Pflegeheim
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Vielen Pflegeeinrichtungen droht die Pleite wegen fehlenden Personals

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Kein Personal: Vielen Pflegeeinrichtungen droht die Pleite

Wegen Fachkräftemangels stünden viele private Pflegeeinrichtungen kurz vor der Pleite, warnt deren Verbandspräsident Meurer. Immer mehr Heimplätze könnten nicht besetzt werden, weil das Personal fehle. Es drohe ein "Flächenbrand".

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Der Verband der privaten Pflegeeinrichtungen hat angesichts des akuten Fachkräftemangels in der Branche vor einer Pleitewelle mit weitreichenden Auswirkungen für Pflegebedürftige und ihre Familien gewarnt. Es bestehe "die große Gefahr eines Flächenbrandes", sagte der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (BPA), Bernd Meurer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstagsausgaben).

Sollte es zu einer Pleitewelle kommen, blieben "die Pflegebedürftigen und ihre Familien in großer Zahl auf der Strecke", sagte der Verbandschef, dessen Mitgliedsunternehmen mehr als 13.000 Pflegeeinrichtungen betreiben.

Immer mehr Pflegeheime müssen dicht machen

Es mehrten sich Berichte über Insolvenzen oder Betriebsschließungen, bei Familienunternehmen wie größeren Betreibern, erklärte Meurer. Es sei davon auszugehen, "dass das keine Einzelfälle mehr sind". Betroffen seien alle Träger, also nicht nur Familienunternehmen, sondern auch größere Betreiber und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege.

Der Arbeitsmarkt sei völlig leer gefegt, Pflegeeinrichtungen jagten sich nur noch gegenseitig das Personal ab. Bei der Gewinnung von ausländischen Fachkräften gebe es hohe bürokratische Hürden, beklagte Meurer. "Je nach Bundesland dauert es weit mehr als ein Jahr, bis eine Fachkraft letztlich anerkannt ist. Und das in einem Mangelberuf."

Wegen der fehlenden Pflegekräfte könnten viele Heimplätze nicht belegt werden - bei einer Belegung von unter 80 Prozent sei ein Heim "kaum noch wirtschaftlich betreibbar", erklärte Verbandschef Meurer weiter. Fast 70 Prozent unter den Mitgliedsunternehmen seines Verbands hätten bei einer Befragung angegeben, sich Sorgen über ihre wirtschaftliche Existenz zu machen.

Problem könnte sich in fünf Jahren noch weiter verschärfen

Pflegerats-Präsidentin Christine Vogler sieht dazu noch einen zu erwartenden "Kipppunkt in spätestens fünf Jahren", wenn in großer Zahl Babyboomer als Pflegekräfte aus dem Berufsleben ausscheiden. Deutschland könne nicht genug Pflegekräfte für den eigenen Bedarf ausbilden, sagte sie. Vor einigen Tagen hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) angekündigt, mehr Pflegekräfte aus Ländern mit einem großen Arbeitskräftepotenzial wie Brasilien anwerben zu wollen. Er werde im Juni gemeinsam mit Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nach Brasilien reisen, denn dort sei das Arbeitskräftepotenzial im Pflegebereich sehr groß. Darüber hinaus gebe es Absprachen mit Indonesien und Mexiko.

Vogler sieht allerdings auch so das Problem nicht gelöst. "Die müssen auch im Job ankommen, eingearbeitet werden und vernünftige Arbeitsbedingungen vorfinden. Sonst gehen sie wieder zurück in ihre Heimatländer", gab die Pflegerats-Präsidentin zu bedenken.

Deutliche Mehrkosten für Heimbewohner sind die Folge

Pflegebedürftige Menschen in Heimen müssten sich nun auf erhebliche Mehrkosten einstellen, so Meurer. "Die Eigenanteile der Pflegebedürftigen werden deutlich spürbar weiter steigen", sagte er der "Bild am Sonntag" ("BamS"). Nach wissenschaftlichen Berechnungen sei in nächster Zeit eine Zunahme der Eigenanteile um etwa sieben Prozent pro Jahr zu erwarten.

- Mit Informationen von AFP und dpa -

Im Audio: Kritiker halten die Pflegereform für unzureichend

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Kritik an der Pflegereform

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