Wartezimmer (Symbolbild)
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Eine Frau sitzt im Wartezimmer eines Arztes, ein Kind spielt auf dem Fußboden

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KBV-Chef fordert Ausfallgebühr für geplatzte Arzt-Termine

Patienten müssen oft lange auf einen Arzttermin warten. Doch Ärzte warten auch manchmal umsonst auf Patienten, die den Termin platzen lassen. Deutschlands oberster Kassenarzt verlangt nun eine Ausfallgebühr - und erntet bissige Reaktionen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Sieben von zehn Arztpraxen beklagen Probleme mit verpassten Terminen ihrer Patientinnen und Patienten. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, fordert daher eine Ausfallgebühr für nicht wahrgenommene Termine - und handelt sich damit den Vorwurf der versuchten Abzocke ein. Die Krankenkassen brachten im Gegenzug eine Entschädigung für Patienten ins Gespräch, die lange auf den Kontakt zum Arzt warten müssten.

  • Zum Artikel: In bestimmten Fällen: Kassenärzte fordern Notaufnahme-Gebühr

Umfrage: Fast jeder Zehnte kommt nicht

Laut einer Online-Umfrage der KBV geht es bei rund 44 Prozent der betroffenen Praxen um fünf bis zehn Prozent aller Termine, zu denen Patienten nicht erscheinen. Bei rund 16 Prozent der Praxen ist demnach sogar bis zu einem Fünftel aller Termine betroffen. Die Ergebnisse lagen der Nachrichtenagentur dpa vor.

Es sei nicht nur ärgerlich, wenn Patienten Termine in Praxen buchten und diese einfach verstreichen ließen, sagte Gassen. Praxen könnten Termine ja nicht zweimal vergeben. Die Termine seien geblockt und stünden dann für andere Patienten nicht zur Verfügung.

Lächerlich seien von daher Forderungen nach schnelleren und mehr Terminen. "Angemessen", so Gassen wörtlich, "wäre vielmehr eine von den Kassen zu entrichtende Ausfallgebühr, wenn deren Versicherte Termine vereinbaren und dann nicht wahrnehmen."

Kassen sprechen von "Zusatzverdienst für Spitzenverdiener"

Der Spitzenverband der Krankenkassen wies die Forderung umgehend zurück. Ein immer tieferer Griff in die Taschen der Beitragszahlenden löse keine Probleme, sagte Helge Dickau vom GKV-Spitzenverband der dpa. "Stattdessen wäre es nur ein weiterer Zusatzverdienst für eine Berufsgruppe, die schon jetzt zu den Spitzenverdienern gehört", so Dickau. Im Gegenzug schlug er einen finanziellen Ausgleich für Patienten vor, die viele Stunden Lebenszeit in Warteschleifen und Wartezimmern ärztlicher Praxen verbrächten.

Patientenschützer bezweifelt Studienergebnisse

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz in Dortmund wies die Forderungen ebenfalls zurück und zweifelte an der Aussagekraft der Studie. Vorstand Eugen Brysch verwies darauf, dass aktuell bereits manche Praxen Strafgebühren für ausgefallene Termine verlangten. "Jetzt noch eine zweite Gebühr von den Versichertenbeiträgen zu fordern, ist Abzocke", so Brysch. Zudem sei eine mangelnde Erreichbarkeit von Ärztinnen und Ärzten das eigentliche Problem. Dieses "Massenphänomen" sei verantwortlich dafür, dass kranke Menschen Hilfe in den Notaufnahmen suchten, so Brysch weiter.

Mit Informationen von dpa und KNA

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