Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit
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Lauterbach zu Medikamentenmangel: "Besser als im letzten Jahr"

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach glaubt, dass es in diesem Herbst und Winter keine so großen Probleme bei der Arzneimittelversorgung geben wird. Die Hersteller hätten die Produktion hochgefahren, doch auch die Verbraucher seien gefordert.

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"Der Alarm ist bei mir noch nicht angekommen", sagte ein erstaunter Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu Beginn der Pressekonferenz über Arzneimittelknappheit. Gemeint war allerdings nicht die Sorge vieler Eltern, dass wie im zurückliegenden Winter auch dieses Jahr wieder wichtige Medikamente fehlen könnten. Gemeint war der bundesweite Probe-Katastrophenalarm: Das Handy des Ministers blieb stumm, während ringsherum die Warntöne bimmelten.

Als dann endlich Ruhe eingekehrt war, konnte es um das eigentliche Thema gehen. Und hier zeigte sich Lauterbach zuversichtlich: "Wir sind besser aufgestellt als im letzten Jahr." Ganz ausschließen könne er zwar nicht, dass es nochmal eng wird. Aber es könne gelingen, dass Deutschland ohne Knappheit bei Kinder- und Jugendmedikamenten durch den Winter kommt.

Medikamenten-Produktion "an der Grenze dessen, was möglich ist"

Entscheidend für die optimistische Einschätzung des Ministers ist die Tatsache, dass die Pharmaindustrie schon in den letzten Wochen und Monaten die Produktion von Schmerzmitteln, Fiebersäften und Antibiotika deutlich hochgefahren hat – teilweise bis an die Grenze dessen, was die Maschinen leisten können, sagt der Minister.

Aus der Industrie hieß es, teilweise werde doppelt so viel produziert wie zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr. Dafür sei er sehr dankbar, sagte Lauterbach. Jetzt geht es darum, die vorhandenen Medikamente optimal einzusetzen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Apotheken. Ihnen sollen mehr Freiheiten gegeben werden: Wenn zum Beispiel Tropfen verschrieben, aber nur Tabletten vorrätig sind, sollen künftig die Tabletten ausgegeben werden können. Ähnliches soll bei Packungsgrößen gelten und auch bei der Produktion bestimmter Mittel durch die Apotheke selbst – hier soll es überall mehr Flexibilität geben.

Lauterbach: "Keine Hamsterkäufe!"

Sowohl Minister Lauterbach als auch Vertreter der Kinder- und der Allgemeinärzte betonten bei diesem Spitzentreffen zur Medikamentenknappheit immer wieder, dass jetzt aber auch die Verbraucher in der Pflicht seien. Es mache keinen Sinn, Medikamente zu horten. Bei Fiebersäften zum Beispiel reiche eine Tagesdosis als Vorrat, rechnete der Gesundheitsminister vor. Wenn es trotzdem zu Engpässen kommen sollte, bei einer besonders schweren Infektionswelle zum Beispiel, würden zusätzliche Importe ermöglicht: "Daran arbeiten wir schon."

Pharmaindustrie: brauchen nachhaltige Verbesserung

Selbst wenn es jetzt gelinge, zu verhindern, dass Apotheker Kollegen und Lieferanten abtelefonieren und Eltern von Apotheke zu Apotheke laufen müssen, weil bestimmte Mittel nicht aufzutreiben sind – eine Frage bleibe doch, so Andreas Burkhard, der Vertreter der Pharmaindustrie in der Runde: "Wie machen wir das nachhaltig?" Es sei wichtig gewesen, den Dialog aufzunehmen – aber das sei nur ein Beginn gewesen. Man müsse jetzt darüber sprechen, "wie man vermeiden kann, nächstes Jahr wieder genauso dazustehen".

Anfang der Woche hatten schon die Gesundheitsminister der sogenannten Südschiene – Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz – über das Thema beraten und Druck auf den Bund gemacht. Der müsse es den Firmen einfacher machen, Arzneimittel in Deutschland zu produzieren, hieß es danach. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte nun: "Wir werden weiter deutlich machen, wo der Bund noch handeln muss." Das Treffen in Berlin sei nur ein erster Aufschlag gewesen: "Wir müssen mittelfristig das Vertrauen der Industrie in den Standort wiederbekommen – und haben da noch einiges vor uns."

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