17.07.2023, Berlin: Carola Rackete, Umwelt und Flüchtlingsaktivistin spricht bei einer Pressekonferenz der Partei Die Linke.
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17.07.2023, Berlin: Carola Rackete, Umwelt und Flüchtlingsaktivistin spricht bei einer Pressekonferenz der Partei Die Linke.

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Kapitänin Rackete soll für die Linke ins EU-Parlament

Der Parteivorstand der Linkspartei hat die Klima- und Flüchtlingsaktivistin Carola Rackete als Teil ihres Teams für die Europawahl 2024 vorgeschlagen. Die 35-Jährige war 2019 als Kapitänin des Seenotrettungsschiffes "Sea Watch" bekannt geworden.

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Rackete soll nach Partei-Ko-Chef Martin Schirdewan auf Platz zwei der Kandidatenliste antreten, wie die Partei mitteilte. Die Plätze drei und vier sollen die EU-Abgeordnete Özlem Demirel und der wie Rackete parteilose Mediziner Gerhard Trabert besetzen. Mit der Einbindung von Rackete und Trabert wolle sich die Linke für Vertreter aus sozialen Bewegungen und der Zivilgesellschaft öffnen, sagte Ko-Parteichefin Janine Wissler.

Nominierungsvorschlag der Zeit geschuldet

Schirdewan bezeichnete den Nominierungsvorschlag als Antwort auf die Herausforderungen der Zeit wie soziale Ungleichheit, Klimakrise, Krise der Demokratie, Bedrohung durch rechts. Zu ihrer Kandidatur sagte Rackete bei der gemeinsamen Pressekonferenz, sie sehe das Menschenrecht auf eine gesunde Umwelt, lebensfähige Ökosysteme und ein stabiles Erdklima bedroht. Die Klimakrise sei auch die "größte Gerechtigkeitskrise der Welt". Die Linkspartei ist derzeit mit fünf Abgeordneten im EU-Parlament vertreten, unter ihnen Schirdewan und Demirel. Trabert war für die Linkspartei 2022 bereits bei der Wahl zum Bundespräsidenten angetreten. Rackete war bekannt geworden, als sie im Juni 2019 als Kapitänin des Seenotrettungsschiffes "Sea Watch" 53 Menschen vor der Küste Libyens aus dem Mittelmeer rettete und nach wochenlangem Warten trotz eines Verbots durch italienische Behörden den Hafen der Insel Lampedusa anlief. Es folgte ein Strafverfahren, das 2021 aber eingestellt wurde. Rackete ist auch Unterstützerin der Klimagruppe Extinction Rebellion.

Über Vorschlag muss noch abgestimmt werden

Mit ihrer Kandidatenliste versucht sich die Parteispitze offenbar auch von der Linken-Abgeordneten Sahra Wagenknecht abzugrenzen. Diese hatte wiederholt migrationskritische Töne angeschlagen. Racketes Engagement stieß dagegen in weiten Teilen der Linken auf Sympathie. Der Richtungsstreit innerhalb der Partei sei längst entschieden, sagte Rackete dazu dem "Spiegel". Man habe die Scheidungspapiere eingereicht, lebt aber noch im selben Haus, erklärte sie mit Blick auf Aufforderung der Parteispitze an Wagenknecht, ihr Mandat zurückzugeben. Offiziell werden die Kandidatinnen und Kandidaten für die Europawahl erst bei einem Linken-Parteitag in Augsburg Mitte November aufgestellt. Ob die Nominierten überall in der Partei auf Gegenliebe stoßen, ist unklar. Die Linken-Migrationsexpertin und Bundestagsabgeordnete Clara Bünger bezeichnete die Nominierung Racketes als "den richtigen Schritt auf dem Weg zu einer gemeinsamen Neuausrichtung meiner Partei".

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