16 Millionen Touristen strömten 2023 auf die Kanarischen Inseln. Zu viel, sagen die Bewohner von Teneriffa, Fuerteventura, Gran Canaria und Co.
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16 Millionen Touristen strömten 2023 auf die Kanarischen Inseln. Zu viel, sagen die Bewohner von Teneriffa, Fuerteventura, Gran Canaria und Co.

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Kanarische Inseln: Bewohner fordern Obergrenze für Touristen

16 Millionen Touristen strömten 2023 auf die Kanarischen Inseln. Zu viel, sagen die Bewohner von Teneriffa, Fuerteventura, Gran Canaria und Co. Sie ächzen unter fehlendem Wohnraum und Eingriffen in die Natur. Sind Touristen nun nicht mehr willkommen?

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Spanien gehört nach wie vor zu einem der beliebtesten Urlaubsländer der Bayern – besonders im Fokus der Sonnenanbeter sind die kanarischen Inseln wie Teneriffa, Fuerteventura oder Gran Canaria. Auch wenn man vielleicht selbst noch nicht dort war: Jeder kennt jemanden, der dort schon mal Urlaub gemacht hat.

Auf den Inseln leben 2,2 Millionen Menschen, im vergangenen Jahr gesellten sich über 16 Millionen Touristen dazu. Gegner des Massentourismus wollen den Ansturm in dieser Form nicht mehr hinnehmen – und protestieren.

Inselbewohner fordern Obergrenze für Touristen

Unter dem Motto "Die Kanaren haben eine Grenze" demonstrierten am Samstag Zehntausende Menschen auf den acht bewohnten der Spanien gehörenden Inseln im Atlantik vor der Westküste Afrikas. Die Organisatoren sprechen von rund 130.000 Menschen – offizielle Zahlen geben knapp 60.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an.

Sie forderten eine Obergrenze der Zahl der Touristen oder etwa bezahlbaren Wohnraum für Einheimische, wie der staatliche TV-Sender RTVE und die Zeitung "El País" berichteten. Sie machten ihrem Ärger mit Sprechchören und Trillerpfeifen Luft, auf Transparenten standen Slogans wie "Die Kanaren sind nicht zu verkaufen", "Tourismus-Moratorium" oder "Respektiert meine Heimat".

Kaum Wohnraum für Einheimische

Wohnraum für Einheimische ist auf den Kanaren schon lange Mangelware. Ein großes Thema ist daher auch der Erwerb von Wohnungen und Häusern durch Käufer aus dem Ausland. Bei manchen Maklerbüros machen die 80 Prozent der Kundschaft aus, die niedrigen Löhne auf den Inseln machen Wohnungen zudem oft unerschwinglich. Viele, insbesondere junge Menschen, sind schon gegangen, weil sie keine Zukunft mehr für sich auf den Inseln sehen.

Die Organisatoren der Proteste kritisieren, dass der Tourismus auf den Kanaren in seiner heutigen Form schädlich für die Inselbewohner und die Umwelt ist. Sie verlangen daher, dass die Behörden die Zahl der Touristen begrenzen. Im Detail geht es um eine effektive Überwachung der Bestimmungen für die Vermietung von Urlauberunterkünften, eine Begrenzung beim Kauf von Immobilien durch Menschen ohne Wohnsitz auf den Inseln und die Einführung einer Umweltsteuer für Touristen.

Baustopp für zwei Hotels auf Teneriffa gefordert

"Wir sind nicht gegen den Tourismus", sagte die Demonstrantin Rosario Correo dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender TVE. "Wir fordern nur, dass sie das aktuelle Modell ändern, das ein unbegrenztes Wachstum des Tourismus zulässt." Der Demonstrant Alfonso Boullon pflichtete ihr bei: "Die Regierung und die Regionalführungen der Inseln müssen dieses korrupte Modell eines niemals endenden Wachstums beenden, das auf der Zerstörung der Umwelt beruht und nur die Wirtschaft schwächt."

Konkret forderten die Demonstranten einen Baustopp für zwei neue Hotels auf Teneriffa, die größte und touristisch am stärksten erschlossene der sieben Kanareninseln. Außerdem verlangten sie, dass die Insulaner ein Mitspracherecht bei Entscheidungen zur Weiterentwicklung des Tourismus bekommen.

Für die Wirtschaft der Inseln ist der Tourismus unverzichtbar. Die Branche steht für 35 Prozent der Wirtschaftsleistung und sichert 40 Prozent der Arbeitsplätze. Vom Boom profitieren aber nur wenige. Unter den 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens, die den deutschen Bundesländern entsprechen, sind die Kanaren das zweitärmste.

Mit Informationen von dpa und AFP

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