Symbolbild: Corona-Testzentrum
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Nach einer längeren Talfahrt stagniert die Corona-Inzidenz in Bayern knapp über 100, doch Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

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Infektiologe: Corona-Dunkelziffer "mindestens Faktor 10"

Infektiologe: Corona-Dunkelziffer "mindestens Faktor 10"

Der Infektiologe Wendtner geht von einer mindestens zehnmal so hohen Dunkelziffer an Corona-Neuinfektionen aus wie offiziell bekannt. Aktuell stagniert in Bayern die Inzidenz bei 100. Auf Grund eines neuen Subtyps mahnt der Chefarzt zur Vorsicht.

Der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner hält die Zahl der offiziell gemeldeten Corona-Neuinfektionen um ein Vielfaches zu niedrig. "Die Dunkelziffer ist also enorm, schätzungsweise mindestens Faktor zehn", sagt der Chefarzt der Infektiologie in der München Klinik Schwabing gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Viele Infizierte liefen inzwischen "unter dem Radar", weil nur noch ein Antigen-Schnelltest gemacht werde und sie daher nicht in der Statistik auftauchten.

Corona-Inzidenz in Bayern stagniert bei 100

"Die Sieben-Tages-Inzidenz hat aufgrund der gelockerten Teststrategie ihre Seismographen-Funktion weitgehend eingebüßt", bemängelt Wendtner. Der Chefarzt hatte 2020 die ersten deutschen Corona-Patienten behandelt.

Die Corona-Inzidenz in Bayern stagniert seit einigen Tagen knapp über 100. Am Samstag lag sie nach Daten des Robert Koch-Instituts bei 109,1. Das ist zwar der niedrigste Wert aller deutschen Bundesländer, doch der deutliche Abwärtstrend der vergangenen Wochen ist inzwischen weitgehend zum Stillstand gekommen. Andere Zahlen zeigen sogar einen leichten Anstieg.

Covid-Hospitalisierungsinzidenz aussagekräftiger

Für belastbarer hält Infektiologe Wendtner daher die Hospitalisierungsinzidenz - und diese steige wieder leicht an, sagt er. "Natürlich kann hier nicht zwischen Patienten unterschieden werden, die mit oder wegen Covid im Krankenhaus eingeliefert werden", sagt der Experte. "Aber es ist auch ein Indikator, wie hoch die Belastung in Kliniken und nicht zuletzt auch für die Mitarbeiter dort ist." Zwar sei man von früheren Spitzenwerten weit entfernt, "aber die Sommerwelle 2022 hat gezeigt, wie schnell sich die Werte ändern können", betont er.

Angesichts der schnell steigenden Zahl von Corona-Patienten fürchten Bayerns Kliniken zum Jahresende eine bislang nicht dagewesene Notlage in der Versorgung.

Sublinie BQ.1.1 bereitet Infektiologe Sorge

Für den Rest des Winters mahnt Wendtner zur Vorsicht. Der Blick in die USA, wo eine Omikron-Sublinie BQ.1.1 bereits die Hälfte der Neuinfektionen ausmacht, bereitet ihm Sorgen. Auch der Berliner Virologe Christian Drosten hatte zuletzt auf BQ.1.1 hingewiesen. Durch zusätzliche Mutationen "entkommt das Virus offensichtlich relativ gut der Immunabwehr", sagt Wendtner. Man könne also trotz früherer Infektion oder Impfung erkranken.

Auch dann profitiere man von der Impfung, betont der Mediziner, "weil die Erkrankungsverläufe nach jetzigem Erkenntnisstand dadurch abgeschwächt bleiben". Doch für Menschen die sich nicht erfolgreich impfen lassen könnten, wie Krebspatienten oder Organtransplantierte, bestehe ein Problem. Bisher habe man ihnen schützende Antikörper verabreichen können, "diese versagen aber leider gegen BQ.1.1".

In Deutschland liegt laut Robert Koch-Insitut (RKI) die Zahl der Infektionen, die auf BQ.1.1 zurückgehen bei gut acht Prozent. Die Daten des RKI beziehen sich auf das Infektionsgeschehen der 44. Kalenderwoche, also auf Anfang November 2022.

Wendter empfiehlt Beibehalten der Atemschutzmasken

Antivirale Medikamente wirkten bei dem Subtyp zwar noch, "aber diese müssen kurz nach Infektionsbeginn geschluckt werden", sagt Wendtner. "Insofern sollten wir noch vorsichtig sein und nicht alle Schutzhüllen, nicht zuletzt auch Masken, vorzeitig fallen lassen – wenn schon nicht zum Eigenschutz, dann zumindest als Fremdschutz mit Blick auf die Schwächsten, die sonst besonders hart im kommenden Winter getroffen werden könnten."

Mit Informationen der dpa

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass der Infektiologe Clemens Wendtner sich auch für kurzfristige Lockdowns ausspricht. Diese Aussage ist veraltet und wurde darum aus dem Artikel entfernt.

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