Ein Lehrer erklärt einer Schülerin, die ein aufgeklapptes Laptop vor sich hat, den Unterrichtsstoff.
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Symbolbild: Ein Lehrer erklärt einer Schülerin, die ein aufgeklapptes Latop vor sich hat, den Unterrichtsstoff.

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Immer mehr pensionierte Lehrkräfte zurück an Bayerns Schulen

Wegen des Lehrermangels in Bayern müssen alle ran, die können: Schwangere Lehrerinnen, Studierende zur Aushilfe und auch immer mehr pensionierte Lehrkräfte werden an die Schulen zurückgeholt. Das funktioniert nicht immer.

Über dieses Thema berichtet: Campus Magazin am .

Peter Neurohr arbeitet an der Grund- und Mittelschule im oberbayerischen Zolling. Und das, obwohl er eigentlich schon längst pensioniert ist. Denn es mangelt an Lehrkräften in Bayern. "Man muss jetzt wirklich schauen, dass man den Grundbedarf an Stunden abdeckt. Und dazu bin auch ich nötig.", so Neurohr. Eigentlich hätte er schon vor vier Jahren in den Ruhestand gehen können. Doch jetzt unterrichtet er wieder: acht Unterrichtsstunden pro Woche.

So viel pensionierte Lehrkräfte in Bayern wie noch nie

Insgesamt arbeiten in diesem Schuljahr bayernweit laut Kultusministerium etwa 780 Lehrkräfte trotz Pensionierung weiter. Im vergangenen Schuljahr waren noch rund 560 pensionierte Lehrkräfte beschäftigt. Das sind jetzt rund 40 Prozent mehr. Auch im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und ukrainischen Schülerinnen und Schülern werden die pensionierten Lehrkräfte gebraucht.

Für den leidenschaftlichen Lehrer Peter Neurohr ist die Möglichkeit, weiter zu unterrichten, optimal. "Zum einen verdiene ich mir etwas dazu. Zum anderen ist man dann auch aufgeräumt und beschäftigt. Und zum Dritten: Es macht mir nach wie vor Spaß", so Neurohr. Er bekomme positives Feedback von seinen Schülerinnen und Schülern. Eine Klasse vom letzten Jahr hat sich ihn für dieses Schuljahr gleich nochmal gewünscht.

Auch Probleme mit pensionierten Lehrkräften

Doch nicht immer läuft es so gut, wie eine Schülerin über ihre Lehrerin an einem Münchener Gymnasium berichtet. Die Lehrerin kam aus der Pension zurück, und die Klasse war wenig begeistert. "Der Unterricht ist grundsätzlich oft veraltet", erzählt die Schülerin. Dazu komme, dass die Lehrerin auch schon mal vergesse, in welcher Klasse sie überhaupt sei oder welche Aufgaben sie schon mit der Klasse gemacht habe. Das Fazit der Schülerin: "Grundsätzlich schon ein bisschen problematisch."

Bayerisches Kultusministerium weist Kritik von sich

Das Bayerische Kultusministerium weist jedoch solche Zweifel an den Fähigkeiten pensionierter Lehrkräfte zurück. Die erfahrenen Lehrkräfte seien an Schulen gerne als zusätzliche Unterstützung gesehen, so ein Sprecher des Kultusministeriums. Um noch mehr Stunden durch Pensionäre ausgleichen zu können, ist für dieses Schuljahr auch die Hinzuverdienstgrenze für pensionierte Lehrkräfte nach oben gesetzt worden. Sonst würde sich für viele pensionierte Lehrkräfte das Arbeiten finanziell nicht lohnen.

Forderungen aus der Opposition: Mehr Pensionäre an die Schulen

Für den Bildungspolitiker der FDP-Landtagsfraktion Matthias Fischbach geht diese Maßnahme jedoch nicht weit genug, auch wenn inzwischen mehr Pensionäre unterrichten als noch im letzten Jahr. Er hat zum Thema eine ausführliche Anfrage im Landtag gestellt. "In Relation zu der Gesamtzahl der Lehrkräfte, die in diesem Zeitraum pensioniert worden sind, ist das nur ein Bruchteil", meint er. Das Potential sei größer. Fischbach möchte deswegen einen flexibleren, "gleitenden" Übergang von Arbeitszeiten zwischen Vollzeit und Pension einführen

FDP-Bildungspolitiker: "Die Strategie fehlt"

Außerdem fehle eine umfassendere Strategie der Staatsregierung, um pensionierte Lehrkräfte zu unterstützen und somit die Arbeit im Alter attraktiver zu gestalten, so Fischbach gegenüber dem BR. Er fordert zum Beispiel "ein vernünftiges Gesundheitsmanagement, verbunden mit einer wertschätzenden Kommunikation. Und nicht ein Ankommen auf den letzten Drücker, wenn wirklich Not am Mann ist, dann noch mal zu betteln." Denn die pensionierten Lehrkräfte müssten auch zurückkommen wollen.

SPD-Politikerin fordert langfristige Lösungen gegen den Lehrermangel

Die Bildungspolitikerin der SPD Simone Strohmayr zweifelt, ob Pensionäre in Bayern den Lehrermangel ausgleichen können. "Schließlich fehlen jetzt schon 4.000 Vollzeitstellen, und jedes Jahr werden es noch 1.500 mehr", argumentiert sie. Viele Ruheständler wollen ihrer Erfahrung nach nur wenige Stunden arbeiten. Strohmayr fordert: "Wer die Lücke füllen will, muss Lehrkräfte besser und gerechter bezahlen und die Bedingungen im Lehramtsstudium verbessern."

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