Auch in München gehen die Energiekosten steil nach oben. Die Stadtwerke (SWM) haben erst vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass sie ihre Gaspreise nahezu verdoppeln müssen - wegen gestiegener Beschaffungskosten. Demnach bezahlt ein Zwei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden ab Januar monatlich 307 Euro. Aktuell sind es 159 Euro.
Vor diesem Hintergrund sorgt eine Äußerung von Klima- und Umweltschutzreferentin Christine Kugler für Empörung und scharfe Kritik: Kugler bezeichnete die hohen Energiepreise kürzlich als "positiv für das Klima". Immerhin werde dadurch mehr und schneller CO2 eingespart.
CSU und Freie Wähler: "Bezug zur Realität verloren"
Eine Sichtweise, für die CSU und Freie Wähler alles andere als Verständnis haben. Aus ihrer Sicht hat Kugler den "Bezug zur Realität verloren". Die Aussagen der Referentin seien ein "Schlag ins Gesicht" der Menschen, die gerade verzweifelten an der Frage, ob und wie sie ihre Energierechnungen bezahlen können.
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Beide Stadtratsfraktionen haben sich mit einer entsprechenden Anfrage an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gewandt, und der antwortete auffallend schnell, binnen eines Tages: Eine "sehr unglückliche Formulierung" attestierte der OB seiner eigenen, parteilosen Klimaschutzreferentin. Er selbst sehe die derzeit hohen Energiepreise in erster Linie als "extreme Herausforderung". Und Reiter unterstrich, in München habe man diverse Maßnahmen ergriffen, um zu verhindern, dass die Menschen wegen der steigenden Kosten in Not geraten.
"Niemand muss wegen Zahlungsschwierigkeiten frieren", wird von Seiten der Stadtwerke versichert. Geplant ist in Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat auch ein "Wärmefonds" von 20 Millionen Euro, von dem Geringverdienende profitieren sollen.
"Kostenbelastungen als Impuls fürs Energiesparen"
In einer Beschlussvorlage für den Klimaausschuss des Stadtrats hatte Kugler die Hoffnung geäußert, die erheblichen Kostenbelastungen für Energieverbraucher gäben auch den Impuls zu einer deutlich höheren Einsparung an Energie. Somit könne der CO2-neutrale Umbau der Energieerzeugung schneller vorankommen. Über diese Vorlage hatte unter anderen die "Bild" berichtet.
Kugler wehrt sich: "Aussage aus dem Kontext gerissen"
In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber BR24 hat sich Christine Kugler am Donnerstagabend verteidigt: "Die Behauptung der Bild-Zeitung, ich würde mich über hohe Preise freuen, ist falsch und frei erfunden", so Kugler. Das Gegenteil sei richtig. Sie halte die hohen Energiepreise für eine extreme Belastung für die Münchnerinnen und Münchner, die vom Bund dringend abgefedert werden müsse.
In der besagten Vorlage für den Stadtrat zu einem wissenschaftlichen Fachgutachten werde unter anderem ausgeführt, dass hohe Preise zu Einsparungen führten. Dabei handele es sich lediglich um die "Beschreibung eines marktwirtschaftlichen Preismechanismus - ohne jede Wertung". Kugler betonte, sie habe gegenüber der "Bild" unterstrichen, dass es notwendig sei, die Menschen zu entlasten. Diese Aussage sei in der Berichterstattung offensichtlich "gezielt weggelassen" worden.
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